Kündigungen gehen weiter "Space Karen" und "gesetzloser Oligarch" – Protest gegen Elon Musk nimmt zu, Angst vor Twitter-Ausfall wächst

Elon Musk, CEO von Tesla und SpaceX, hat nun auch Twitter aufgekauft
Seine Führung bei Twitter findet wenig Anklang – aber Elon Musk bleibt seinem Kurs treu.
© J.Nacion/Future Image / Imago Images
Nach einer weiteren Kündigungswelle bei Twitter mehren sich die Stimmen, die das Ende des Kurznachrichtendienstes heraufbeschwören. Musk lässt das augenscheinlich völlig kalt – noch.

Die Türen der Twitter-Büros sind zu. Eine weitere Kündigungswelle schwappte am vergangenen Donnerstag durch das Unternehmen. Gehen musste, wer einem Ultimatum von Chef Elon Musk nicht explizit zustimmte (hier erfahren Sie mehr). Nach Angaben von "The Verge" lehnten Hunderte die neuen Bedingungen ab und verließen das Unternehmen. Die genaue Zahl bleibt erst einmal ein Rätsel. In einigen Quellen ist die Rede von knapp über 200, Experten und Insider wie Casey Newton gehen davon aus, dass es an die Tausend waren. Dabei hatte Musk aktiv versucht, die Zahl klein zu halten. Ein strenges "Home-Office-Verbot" weichte er im Vorfeld des Ultimatums wieder auf, in der Hoffung, damit gute Leute an sich binden zu können.

Twitter reduziert auf rund 2000 Mitarbeiter

Ein ehemaliger Angestellter sagte der BBC, dass er davon ausgehe, dass am Ende rund 2000 Personen übrig sein werden, die weiterhin für Twitter arbeiten. Als Musk das Unternehmen vor wenigen Wochen an sich riss, waren es etwa 7500. Angeblich aus Angst vor Sabotage entschied man sich in Folge der vielen Abgänge, die auf Twitter teilweise publik gemacht worden sind, zur Schließung der Büroräume über das kommende Wochenende.

Mit einer Abkehr von seiner Strategie ist bei Elon Musk indes nicht zu rechnen. Der Neu-Eigentümer des sozialen Netzwerks machte sich gleich mehrfach lustig über die Vorgänge in seinem Unternehmen, veröffentlichte zum Beispiel ein Bild, wie Twitter am Grab von Twitter hockt und verlor sich in geschmacklosen Witzen mit Star-Wars-Bezug und zweideutigen Wortspielen.

Was passiert...wenn was passiert?

Durch die enorme Dezimierung der Mitarbeitenden kommt bei Twitter derweil die Frage in diversen Trends auf, ob das soziale Netzwerk diesen Wegfall von Expertise hinter den Kulissen überhaupt überleben könne. Anleitungen, wie man möglichst leicht auf die bisher beliebteste Twitter-Alternative Mastodon umsteigen kann (hier erfahren Sie mehr), machen die Runde.

Musk lässt auch das völlig kalt. Dave Portnoy, ein bekannter Twitter-Nutzer mit mehreren Millionen Followern wandte sich an Musk und fragte: "Was meinen die Leute, wenn sie sagen, dass Twitter abgeschaltet werden soll? Läuft es nicht irgendwie von selbst? Ich habe das Gefühl, dass die Entwickler für Veränderungen zuständig sind und nicht dafür, dass es einfach weiterläuft? Ich habe auch keine Ahnung. [...] Ich bin verwirrt." Wenig später antwortete Musk: "Die besten Leute bleiben, also mache ich mir keine großen Sorgen."

Es wird sich zeigen müssen, ob der Kahlschlag bei Twitter zu einem Ausfall der Seite führt. In einem Artikel der "Washington Post" sagt ein ehemaliger Mitarbeiter: "Mir fallen sechs kritische Systeme ein, für die es keine Entwickler mehr gib. Es gibt nicht einmal mehr eine Notbesatzung, die das System überwacht. Es wird weiterlaufen – bis es auf ein Problem stößt. Dann wird es aufhören."

Es scheint, als wäre Musk darauf angewiesen, dass es bei Twitter erst einmal nicht zu unvorhersehbaren Ausfällen kommt, für die man binnen kürzester Zeit eine Handvoll Experten bräuchte, die fehlerhafte Systeme schnell wieder in Gang bringen können. Denn die, so macht es den Eindruck, hat Twitter derzeit nicht. 

Das betrifft übrigens auch Leiharbeiter, die schnell dort eingesetzt werden konnten, wo es an festangestellten Experten gerade fehlt. Anfang der Woche reduzierte Musk die Anzahl verfügbarer Personen von 5500 auf 1100. Auch dabei gerieten ganze Teamstrukturen unter die Räder, teils ohne, dass die verbliebenen Twitter-Mitarbeiter davon mit einer ausreichenden Frist in Kenntnis gesetzt worden waren.

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Spruchbanner mit üblen Beleidigungen am Büro

Die schnellen, teils harschen und anscheinend unüberlegten Handlungen Musks sorgen dafür, dass der Frust im Unternehmen wächst – und auch Musks Ruf in der Öffentlichkeit zusehends Schaden nimmt. Am Abend wurde das Twitter-Hauptquartier in San Francisco mit einem Spruchband beleuchtet. Darauf waren teils üble Beleidigungen gegen Musk zu lesen, darunter "Space Karen", "gesetzloser Oligarch", "kleiner Pickel", "Apartheid Profiteur" und weitere, sehr persönliche Beschimpfungen.

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Zu den Spruchbändern hat sich Musk bislang nicht geäußert. Auf Twitter ging er kürzlich darauf ein, dass Kritiker, die das Ende von Twitter heraufbeschwören, doch bitte einfach gehen sollten. Ferner machte er sich darüber lustig, dass die Nutzerzahlen der Seite auf einem Allzeithoch seien, während sich alle über deren Ende austauschen. 

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