Künstliche Intelligenz "Inakzeptabel und gefährlich" – Putin will dem Westen KI keinesfalls alleine überlassen und selbst loslegen

Wladimir Putin
Der russische Präsident Wladimir Putin will sich mit der Entwicklung russischer KI beeilen.
© Mikhail Klimentyev / Sputnik Kremlin / DPA
Der russische Präsident Wladimir Putin will sich bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz nicht von der westlichen Welt abhängen lassen. Kürzlich kündigte er eine nationale KI-Strategie an, die sich an der russischen Kultur orientieren soll.

Bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz haben China und die USA derzeit die Nase vorn. Für Russland ist das offenbar ein Problem, wie Aussagen von Präsident Wladimir Putin kürzlich zeigten. Am Freitag warnte er davor, dem Westen ein Monopol zu ermöglichen, wenn man selbst nicht schnellstmöglich aktiv werde. Schon bald wolle er eine eigene Strategie verabschieden, um die Entwicklung in Russland gezielt voranzutreiben.

Es komme für Putin nicht infrage, dass Russland sich verwehrt, sagte er auf einer KI-Konferenz in Moskau. Wie "Reuters" berichtet, erklärte Putin, dass ein Verbot zu einem noch größere Vorsprung anderer Länder führe, wodurch Russland nur weiter ins Hintertreffen gerate.

Wladimir Putin will KI nach russischer Tradition

Ethische Fragen, die im Zusammenhang mit der Entwicklung einer KI zwangsläufig eine wichtige Rolle spielen, wolle Putin mit Bezug auf die russische Kultur lösen. Bei diesem Ansatz schwingt offenbar eine gewisse Angst mit, denn Putin warf dem Westen vor, Russland in den eigenen Modellen bewusst auszugrenzen.

Der Präsident erklärte, dass "einige westliche Online-Suchsysteme und generative Modelle die russische Sprache und Kultur ignorierten oder sogar auslöschten". Aber: Fragt man die wohl bekannteste Chatbot-KI ChatGPT nach Russland, erhält man auf jede Frage eine Antwort. Selbst Anfragen nach Übersetzungen werden beantwortet – von einer Auslöschung der Sprache kann also nicht die Rede sein.

Doch Putin hält daran fest, dass Russland dringend aufholen müsse. Denn in seinen Augen beginne aktuell "in allen Lebensbereichen ein neues Kapitel der Menschheit". Und so kam er zu dem Schluss, dass "die Monopolisierung und Beherrschung solcher Systeme, solcher fremden Systeme, inakzeptabel und gefährlich" sei. Er fügte hinzu: "In naher Zukunft wird als einer der ersten Schritte ein Präsidialdekret unterzeichnet und eine neue Version der nationalen Strategie für die Entwicklung der künstlichen Intelligenz verabschiedet werden."

Mehr Zugang zu Supercomputern – aber junge Männer sind weiter an der Front

Teil der Strategie wird es offenbar sein, Forschern besseren Zugang zu Supercomputern zu ermöglichen und die Ausbildung auf diesem Gebiet zu verbessern. Etwas skurril wirkt Putins Aussage, dass man die internationale Zusammenarbeit für den KI-Vorstoß fördern müsse – immerhin kommt das von jemandem, der sich durch eine Invasion der Ukraine aktiv gegen die Weltgemeinschaft gestellt hat.

Die Invasion sei nach Ansicht von "Reuters" auch ein Grund, weshalb Russlands KI-Forschung stockt – der Krieg in der Ukraine fordert viele junge Männer an die Front, wodurch in der Heimat naturgemäß Nachwuchs fehlt. Zudem ist Russland insbesondere im Technologie-Sektor von internationalen Sanktionen betroffen, was den Fortschritt ohne Frage behindert. Wie Putin vor diesem Hintergrund mit den weltweit führenden KI-Unternehmen kooperieren oder Schritt halten will, bleibt abzuwarten.

Quelle: Reuters

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