Dass Facebook auf der Jagd nach unseren Daten nicht gerade zimperlich vorgeht, ist bekannt. Der neueste Ansatz des Konzerns ist aber noch einmal ein gutes Stück brachialer als gewohnt. Weil man auf dem Smartphone so schlecht Informationen aus anderen Apps abstauben kann, will der Konzern nun mit der Tür ins Haus fallen - und einfach sämtliche Internetverbindungen des Telefons mitschneiden. Das Ganze verkauft man dann als Schutzapp.
Onavo heißt die App, mit der Facebook endlich (noch) mehr über uns erfahren will. Sie verspricht, den Nutzer und seine teuren Daten vor fiesen Webseiten zu schützen. Dazu eröffnet sie einen sogenannten VPN-Tunnel, eine Art geschützte Verbindung, wie sie auch von Firmen oder Regierungen zum Schutz geheimer Kommunikation genutzt wird. Theoretisch ist das eine gute Sache. Des Pudels Kern steckt aber in der weiteren Beschreibung. "Onavo nutzt VPN um eine sichere Verbindung herzustellen, indem wir deinen gesamten Datenverkehr über Onavos Server umleiten. Dabei sammeln wir deinen mobilen Datenverkehr." Und auch Facebook darf die Daten ausdrücklich nutzen. So offen wurde noch keine Schnüffelsoftware beworben. Weil kaum einer die Beschreibungen liest, dürften es trotzdem die wenigsten mitbekommen.
Verhalten wie bei Malware
Die App gibt es schon länger. Onavo wurde einst als kleiner Betreiber eines VPN-Dienstes gegründet, dann kaufte Facebook die App 2013. Mit den aktuell 33 Millionen Nutzern scheint Facebook aber nicht zufrieden zu sein. Bei einigen US-Nutzern taucht seit Kurzem in der Facebook-App eine Option "Protect" (Schützen") auf, berichtet "TechCrunch". Sie leitet direkt auf die Onavo-App im App Store oder Play Store.
Glaubt man den Bewertungen, bedient sich Onavo sonst noch anderer fragwürdiger Werbemethoden. Eine ganze Reihe von Nutzern beschwert sich, dass ihnen die App mit einem Pseudo-Virenalarm angeboten wurde. Nur durch die Installation würde man die Viren wieder los, so die Behauptung. Das ist natürlich Quatsch, in der App-Beschreibung findet sich keine Antiviren-Funktion, auf dem iPhone würde sie gar nicht funktionieren. Beliebt ist eine solche Panikmache als Werbemaßnahme normalerweise für die Verbreitung von Schad- und Schnüffelprogrammen.
Facebook sieht kein Problem
Doch was genau will Facebook mit den Daten? Neben dem offensichtlichen Nutzen für weitere Werbe-Auswertungen nennt "Techcrunch" einen weiteren Vorteil solcher App-Spionage. Außer den App-Betreibern selbst wissen nur Apple und Google, wie oft Apps wirklich geladen werden - und welche sich zu heimlichen Hits entwickeln. Durch die mit Onavo gesammelten Daten könnte auch Facebook herausbekommen, wo die nächsten Konkurrenten lauern. Durch Onavo-Daten soll der Konzern etwa vom Erfolg der Teenie-App "TBH" erfahren haben, die er im Herbst aufkaufte.
Bei Facebook findet man das Verhalten von Onavo - wenig überraschend - unproblematisch. Die Daten könnten etwa genutzt werden, die Erkennung bösartiger Seiten zu verbessern, erklärte ein Sprecher per E-Mail gegenüber "TechCrunch". "Wir lassen die Leute vor dem Download wissen, dass Onavo auf diese und andere Weisen ihre Daten nutzt und analysiert."