Hohn und Spott ist den frisch gebackenen iPhone 5-Besitzern sicher: Kommen sie stolz mit ihrer neuen Errungenschaft aus dem Apple Store, müssen sie sich Fragen gefallen lassen, ob sie mit dem Navi des Geräts sicher nach Hause finden. Die fehlerhafte Kartenfunktion ist der erste Supergau für den neuen Apple-Chef Tim Cook.
War es bislang vor allem das reibungslose Zusammenspiel von Hard- und Software, das für den guten Ruf der Produkte aus dem Hause Apple eine große Rolle spielte, so ist das Kartendesaster ein gutes Beispiel, wie dieser leicht in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Auch der Lieferant des Kartenmaterials beeilte sich, auf Distanz zu gehen. Tomtom kündigte an, Apple bei der Fehlerbehebung zu helfen und stellte sich hinter die Qualität seiner Karten. Zu groß ist die Gefahr, dass die Partnerschaft mit Apple, die zunächst nach einem großen PR-Coup aussah, sich gegen den Kartendienstleister wendet.
Cooks erste wirkliche Bewährungsprobe
Nach dem Antennagate des iPhone 4 ist Mapgate der zweite große Fehler bei einer Produkteinführung. Damals war es die neue im Rahmen untergebrachte Antenne, die bei ungünstiger Handhabung zu Gesprächsabbrüchen führte. Nach anfänglichem Abwiegeln entschuldigte sich der Konzern. Damals hatte noch der charismatische Mitgründer Steve Jobs das Sagen.
Dies ist also nun die erste wirkliche Bewährungsprobe für Jobs' Nachfolger Cook. Wichtig ist, wie der Konzern auf die enttäuschten Kunden reagiert. Dass ihnen eine unfertige Anwendung untergejubelt wird, nur um die Allianz mit Google aus strategischen Gründen rasch zu beenden, werden viele Anhänger dem Konzern übel nehmen. Und tatsächlich ist die Navigation eine Frechheit. Eine dermaßen zentrale Anwendung für ein Smartphone, auf die sich der Nutzer nicht verlassen kann, wertet das gesamte Produkt ab. Nutzern älterer Geräte kann nur geraten werden, ihr Betriebssystem nicht auf iOS 6 zu aktualisieren.
Und Tim Cook kann nur der Gang nach Canossa empfohlen werden, um sich bei Google deren Maps-Software zu lizensieren - zumindest bis die Apple-Navigation das Brandenburger Tor wieder in Berlin verortet. Solange gibt es für die stolzen Neubesitzer des iPhone 5 nur eine Möglichkeit: Google Maps über den Safari-Browser zu nutzen.