Lim Ding Wen hat viel zu tun. Wenn er gerade keine Computerprogramme schreibt, kümmert er sich um seinen Youtube-Kurs. In ein- bis zweiminütigen Videos zeigt er seinen Zuschauern, wie man programmiert. Schritt für Schritt und ganz einfach - das muss es auch sein, denn das Angebot richtet sich an Kinder: Hier ein Menü mit der Maus anklicken, dort einen Hasen auf den Bildschirm ziehen, den "Hüpfen"-Befehl anwählen und auf "Record" drücken. Schon hoppelt der Bunny über die Mattscheibe. Und, natürlich, dann ist da noch die Schule. Zu der muss Ding Wen auch noch. Denn der in Singapur lebende Malaysier, der Kindern das Programmieren beibringen will, ist selbst noch eines: Ding Wen ist zehn.
Nur die richtige Sprache beherrschen
"Programmieren ist eigentlich gar nicht so schwer", sagt er. "Man muss nur die richtige Computersprache beherrschen." Er selbst beherrscht sechs. 20 Programme hat er bereits geschrieben, seinen größten Erfolg, die kostenlose Mal-App "Doodle Kids", haben sich Tausende für ihr iPhone oder ihren iPod Touch heruntergeladen.
"Meine Schwestern malen so gerne, da wollte ich für sie ein Malspiel machen", sagt der Fünftklässler über seine App, die er zunächst als Computerprogramm konzipiert hatte. Und weil die beiden Schwestern von der Software begeistert waren, bastelte Ding Wen daraus eine App, bei der man mit dem Finger über den Bildschirm fährt und bunte Spuren aus Kreisen, Vier- und Dreiecken hinterlässt - der Rest ist Geschichte. "Zuerst dachte ich, selber spielen macht am meisten Spaß", sagt er. "Aber am allertollsten ist es, wenn sich andere über mein Spiel freuen. Darum will ich später ein richtig guter Programmierer werden."
Gefunden in ...
Um dort hinzukommen, hat Ding Wen schon früh angefangen: Bereits mit zwei Jahren spielte er mit der Computermaus seines Vaters herum, mit sieben bedrängte er ihn, ihm das Programmieren beizubringen. Lim Thye Chean, selbst ein Programmierer bei einem Handyentwickler, war erfreut über das Interesse seines Sohnes, hatte aber Bedingungen: "Die Schulnoten müssen stimmen. Und er muss seine Hausaufgaben fertig haben, bevor er programmieren darf."
Wichtig ist dem 41-Jährigen, dass sein Sohn nicht vor dem Bildschirm arbeitet, sondern Spaß hat. "Computer sind für ihn Spielzeuge", sagt er. "Natürlich ist Ding Wen sehr klug und talentiert. Aber es ist sein außerordentliches Interesse an Computern, das ihn so erfolgreich macht." Jedes Kind, davon ist Vater Lim überzeugt, kann sein eigenes Spiel entwickeln. "Es muss nur etwas Kindgerechtes, Einfaches sein."
Er liebt seinen Uraltrechner
Aus dem Grund schreibt Ding Wen seine Programme auch auf dem Uraltrechner Apple II GS: Die Grafik ist simpel, die Programmierkits sind nicht mit Funktionen überfrachtet, und er kennt das System mittlerweile so gut, dass er gar nicht mehr wechseln möchte. Um das Talent seines Sohns besser fördern zu können, will Lim bald seinen Job kündigen und sich selbstständig machen. "Ich will mit meiner eigenen Firma Virtual GS Kinderspiele für iPhone, iPod und für Googles Handybetriebssystem Android entwickeln", sagt er. "Dann können wir auch endlich Geld mit unseren Apps verdienen."
Der Vater kümmert sich um das Geschäftliche, der Sohn bastelt buchstäblich spielend die Verkaufsschlager zusammen - ein Familienbetrieb im Smartphone-Zeitalter. Auch um die Besetzung des Postens der Grafikdesignerin muss sich Lim im Grunde keine Sorgen machen: Seine Tochter Xin Quan hat bereits bei der App "Doodle War" das Aussehen der Spieloberfläche gestaltet. Ihr Alter: sechs Jahre.