Da steht er nun an der Wohnzimmerwand: der schöne, neue Flachbildfernseher. Selbstverständlich ist er "HD ready", vielleicht hat er sogar ein Label namens "Full HD". Klar: "HD" steht für "high definition", für hochaufgelöste Fernsehbilder. Aber wo kriegt man die her? Wie bringt man den Flachbildschirm dazu, seine Auflösungsqualitäten voll zu entfalten?
Zuerst noch einmal die Grundlagen: Je höher die Anzahl der Bildpunkte, der sogenannten Pixel eines Bildes, desto mehr Details zeigt es, es ist schärfer und eben höher aufgelöst. Das altbekannte Normalfernsehbild hat 576 Bildzeilen mit je 768 Bildpunkten. Das sind für das ganze Bild noch nicht einmal 0,5 Megapixel - eine Digitalkamera mit so geringer Auflösung würde heute niemand mehr kaufen, mindestens fünf Megapixel sind üblich.
Viermal mehr Bildinformationen
Nun zu HD. Zwei Auflösungen werden üblicherweise für HDTV-Signale verwendet, beide haben 16:9-Breitbildformat. Jedes mit "HD ready" gekennzeichnete Gerät kann mindestens 720 Bildzeilen anzeigen. Wie viele Bildpunkte es pro Zeile anzeigen können muss, ist nicht vorgeschrieben. "Full HD"-Fernseher können 1080 Bildzeilen mit je 1920 Punkten darstellen. Genau diese Auflösung nutzen deutsche Fernsehsender, wenn sie in HD ausstrahlen, und zwar in einer Norm namens "1080i". Ein "HD ready"-Fernseher mit nur 720 Bildzeilen kann dieses Signal nicht in voller Qualität anzeigen, dafür muss es schon "Full HD" sein. So ein Bild hat dann zwei Megapixel, also viermal mehr Bildinformationen als das normale Fernsehen von früher. Übrigens spielt HD nicht nur bei Flachbildschirmen eine Rolle: Noch viel mehr profitieren Heimkinoprojektoren. Wenn die ihr Riesenbild mit Diagonalen von zwei Metern und mehr auf die Leinwand werfen, zählt jedes Pixel.
HD im Fernsehen
Leider sind deutschsprachige Sender, die ihr Programm in 1080i ausstrahlen, noch so selten wie ein Fernsehabend ohne Wiederholungen. Der Bezahlsender Premiere bietet einen Highlight- und einen Dokukanal in HD, deren Abo je 9,99 Euro monatlich kostet. Pro Bundesligawochenende sind drei Spiele in HD zu sehen, geplant ist zudem, von jeder Champions- League-Runde eine Begegnung in 1080i zu übertragen. Ferner betreiben Sat 1 und Pro Sieben je einen HDTV-Kanal, auf dem ihr Tagesprogramm in HD läuft. Und fast unbemerkt strahlt der kleine Sender Anixe HD (www.anixehd.tv) ein Programm mit Filmen, Serien und Magazinen in HD aus. ARD und ZDF wollen zu den Olympischen Winterspielen 2010 mit HDTV beginnen. Diese Sender sind über Satellit und per Internet über das "T-Home"-Angebot der Telekom zu empfangen.
Viel TV-Programm für Ihren HD-Fernseher gibt es noch nicht
Im Kabel dagegen ist HDTV nur vereinzelt zu finden, zum Beispiel bei Kabel BW in Baden-Württemberg. Kabel Deutschland speist nur die HD-Sender von Premiere ein. Für das digitale Antennenfernsehen DVB-T bleibt High Definition unerreichbar - erst der bei uns vorerst nicht geplante Nachfolger DVB-T2 könnte die vielen Daten übertragen. Ohne ein zusätzliches Empfangsteil geht bei HDTV ohnehin nichts. Nur wenige HD-Fernseher haben es gleich eingebaut - solche Modelle gibt es von Loewe, Metz, Technisat, Sharp sowie Humax, sie haben meist auch gleich integrierte Festplattenrecorder, die Sendungen im HD-Format aufzeichnen. Eine externe Empfangsbox kostet rund 200 Euro, mit Festplatte und Aufnahmefunktion wie beim Technisat DigiCorder HD S2 mindestens 500 Euro. Viel TV-Programm für Ihren HD-Fernseher gibt es also noch nicht - aber Hochaufgelöstes muss ja nicht nur von dort kommen.
HD auf DVD
Auf Silberscheiben kann man Hollywoodfilme in HD kaufen und leihen. Normale DVDs sind der Datenfülle der hochaufgelösten Bilder allerdings nicht gewachsen. Und für die nächste, mehr fassende Generation der DVD hat sich die Industrie noch nicht auf einen Standard geeinigt: Mit der "Blu-ray-Disc" und der "HDDVD" konkurrieren zwei Formate. Für beide gibt es Player im Handel; welches zurzeit in der Käufergunst die Nase vorn hat, ist schwer zu beurteilen. Der Kunde entgeht dem Theater am ehesten mit einem Universalplayer, der Scheiben beider Formate abspielt.
Einen solchen führt LG unter der Bezeichnung BH-100 im Programm, Samsung zeigt zur Ifa mit dem BD-UP5000 einen Alleskönner, der zu Weihnachten in den Handel kommen soll. Allerdings sind Universalplayer teurer als Abspielgeräte, die nur eines der Formate beherrschen: Für den LG BH-100 zahlen Sie etwa 1200 Euro, der Samsung BD-UP5000 soll für 1000 Euro angeboten werden. Dagegen kostet ein Blu-ray-Player wie der Panasonic DMP-BD10AEG um 800 Euro, ein HD-DVD-Spieler wie der Toshiba HD E1 etwa 340 Euro.
HD zum Spielen
Noch günstiger können Besitzer mancher Videospielkonsolen Filme in HD sehen. Für Microsofts Xbox 360 kann man einen externen HD-DVD-Spieler ab 150 Euro nachrüsten; Sonys Playstation 3 enthält bereits ein Blu-ray-Laufwerk. Nicht nur Filme lassen sich mit diesen Konsolen hochaufgelöst ansehen, auch Spiele werden in HD angezeigt. Allerdings liegen nur einige Xbox-Spiele in High Definition vor - und die wenigsten davon bieten eine Full-HD-Auflösung.
Die Playstation 3 dagegen rechnet selbst Spiele der Vorgängerkonsole Playstation 2 und sogar gewöhnliche Film-DVDs ins HD-Format hoch. Dieser Kunstgriff namens "Upscaling" ist eine Erklärung wert: Die Technik simuliert High Definition, indem sie die zur HD-Auflösung fehlenden Pixel quasi in die Räume zwischen den existierenden Bildpunkten malt - in der passenden Farbe der Umgebung. Diese Kunst beherrschen ebenso manche Abspielgeräte für normale DVDs, auch Sat 1 und Pro Sieben rechnen Sendungen hoch, die nicht in hoher Auflösung vorliegen. Die Qualität echter HD-Bilder wird allerdings nicht erreicht.
HD selbst gemacht
Als weitere Partner für HD-Fernseher empfehlen sich Camcorder und Digitalkameras, die Videos und Fotos im HD-Format aufnehmen und auf den Fernseher überspielen können. Allerdings beschränken sich viele HD-Camcorder auf 1440 x 1080 Pixel Auflösung. Die Differenz zu den 1920 Pixeln von "Full HD" werden ähnlich wie beim "Upscaling" hinzugerechnet.
Nur wenige Camcorder - wie der JVC GZ-HD7 (circa 1500 Euro) und die neuen HDCModelle von Panasonic (etwa 1000 Euro) - beherrschen "Full HD". Digitalkameras wie die Sony Cyber-shot DSC-W90 (etwa 250 Euro) rechnen ihre 8-Megapixel- Bilder ins "Full HD"- Format um und spielen sie über ein HDTV-Kabel direkt aufs Fernsehgerät. HD für den neuen Fernseher gibt es also längst nicht nur von Sendeanstalten, sondern aus vielen anderen Quellen.