Gehen den Ausstellern auf der Funkausstellung die Ideen aus? Seit einiger Zeit sind neue technische Entwicklungen auf der Ifa Mangelware. Wer richtige Innovationen zum Staunen sucht, wird von der Messe unterm Funkturm enttäuscht sein. 2007 fehlen wirkliche Meilensteine. Weder vergleichbare Highlights wie 1971 die Präsentation des Videorekorders noch 2001 die Vorstellung des DVD-Recorders finden sich auf der Messe wieder. Stattdessen spielen die Hersteller eine Endlosschleife ab. Schon seit 2005 zieht sich das Thema HDTV und große Flachbildschirme als heißer Trend durch die Cebit und Funkausstellungen. Dabei haben zwei Studien ergeben, dass viele Fernsehgucker weder wissen, was HDTV überhaupt bedeutet, noch welche Möglichkeiten die Fernseher bieten.
Wundertüte für Besucher
Das Festival der Unterhaltungselektronik gilt dennoch als Schaufenster in die Medienzukunft. Für Besucher ist der Rundgang über das Ausstellungsgelände unter dem Funkturm Bestandsaufnahme der glitzernden Gegenwart - eine Wundertüte für Fans von Technik. Schließlich lässt sich hier in geballter Form anfassen und erleben, was erst später den Weg in die Elektronikgeschäfte findet. Aussteller erwarten von der Ifa gerade für das Weihnachtsgeschäft wieder wichtige Impulse. Erwartet wird ein Ordervolumen bei den Händlern von 2,5 Milliarden Euro, das damit mit dem der Vorjahre vergleichbar wäre. Trotz der ganz großen Innovationsflaute hoffen die Veranstalter auf einen besseren Besuch als 2006, wo nur gut 212.000 Menschen in den Hallen unter dem Funkturm flanierten. Dank Flachbildschirmen und mobiler Navigationsgeräte boomt die Unterhaltungselektronik-Branche weiter. In Deutschland werde in diesem Jahr ein Wachstum von 4,6 Prozent auf 14 Milliarden Euro erwartet, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu), Rainer Hecker.
Mehr Ausstellungen, weniger Innovationen
Seit die Funkausstellung 2006 jährlich läuft, entfachen sich immer wieder Diskussionen um den Sinn des neuen Zyklus’. Eine jährliche Ifa neben der jährlichen Cebit sei eine zu hohe Belastung kritisieren einige Hersteller. Und dann gibt es im Januar ja noch die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas - als wichtigste Messe für Unterhaltungselektronik ohnehin der Platzhirsch der Branche. Kein Wunder, dass Experten nur noch Gähnen, wenn auf der Ifa "brandaktuelle" Entwicklungen angekündigt werden.
Reizwort "hochauflösend"
Es gibt zwar immer kürzere Zyklen in der Entwicklung der Unterhaltungselektronik, doch Quantensprünge erleben die Technik-Fans dabei seltener. Bei der Masse an Messen kann auch niemand erwarten, dass alle paar Monate ein bahnbrechender Prototyp das Licht der Welt erblickt. Viele schauen wehmütig auf die Zeit zurück, als 1977 der Videotext und zwei Jahre später die Compact Disc (CD) die Ifa zum medialen Nabel der Welt machten. Heute bleiben allenfalls vollmundige Versprechen der Hersteller - sie prophezeien eine schönere und bequemere elektronischen Welt mit neuen Geräten. Neben der Technik für scharfe und klare Bilder wird auch der Bedienungskomfort in diesem Jahr immer wichtiger. Das sei die größte Herausforderung für die Hersteller, räumte Rainer Hecker ein. Schöne Worte, die man so bereits schon vor Jahren gehört hat.
Kaum Angebote für HDTV
Vor 16 Jahren wurde angekündigt, dass HDTV der neue Standard für die Zukunft des Fernsehens sei - die öffentlich-rechtlichen Sender wollen aber erst 2010 mit dem hochauflösenden Fernsehen starten. Die Geräte warten auf Sendungen in HD-Qualität. Doch nur ProSieben und Sat.1 sowie der Bezahlsender Premiere senden die hochauflösenden Programme. In Europa sind Frankreich, England und die Schweiz längst an uns vorbeigezogen. Vom vielgerühmten Handy-TV, das zur Fußball-WM 2006 groß durchstarten sollte, mal ganz zu schweigen. Dagegen möchte die Deutsche Telekom ihr Internet-Fernsehangebot massiv über ein getuntes DSL-Netz ausbauen. Bis zum Jahresende will das Unternehmen mindestens 100.000 Haushalte mit Internet-Fernsehen versorgen. Das ZDF hat schon Teile seines Programms als "Abruffernsehen" ins Netz gestellt. Die ARD stellt ihr Angebot für die "zeitsouveräne Nutzung" auf der Ifa vor.
Spielplatz der Visionäre
Immerhin verheißt eine kleine Sonderausstellung auf dem Ifa-Gelände den Blick in die ferne Zukunft: Das Technisch-Wissenschaftliche Forum (TWF) stellt Pretiosen aus den Laboratorien vor, die noch auf die Produktionsreife warten. Als Weltpremiere gilt das von Alcatel Lucent präsentierte System DVB-SH. Es soll mobiles Fernsehen für Handys und andere Geräte über eine Kombination aus Satelliten- und terrestrischen Empfang verbessern. Das hat den Vorteil, dass man auch in geschlossenen Räumen künftig die Tagesschau ohne Aussetzer sehen kann. Ein kleiner Lichtblick auf der ansonsten an Attraktionen armen Funkausstellung in Berlin.