Er sagt von sich selbst, er sei "ein Optimist und kein Anhänger von Dystopien". Seit vielen Jahren beschäftigt sich Ranga Yogeshwar, 58, einer der bekanntesten TV-Moderatoren und Sachbuchautoren in Deutschland, mit den großen Zukunftsfragen unserer Zivilisation. Mit seinem neuen Buch "Nächste Ausfahrt Zukunft" steht der studierte Physiker seit Wochen weit oben in den Bestsellerlisten.
Im Gespräch mit dem stern beschreibt er jetzt die größte Herausforderung unserer Zeit: die digitale Revolution.
"Wir stehen vor dem größten Umbruch in unserer Geschichte", sagt Yogeshwar, "und die Politik schweigt. Die meisten schlafen!" Er meint damit die Verdrängung des Menschen im Arbeitsprozess durch intelligente Computer und Roboter. Dabei bringt ihn vor allem in Rage, dass die Politik offenbar schlicht verweigert, sich mit den Konsequenzen des technischen Wandels für unser Leben zu beschäftigen. "Deutschland könnte einen wunderbaren Platz in der Zukunft einnehmen, doch wir müssen aktiv werden", mahnt er. "Wir sind gefährlich selbstgefällig: Uns geht es doch gut, warum also etwas ändern? So werden wir im globalen Wettkampf nicht gewinnen."
Unzählige Berufe werden aussterben
Beispielsweise werde ständig über den Dieselskandal geredet, beklagt Yogeshwar im stern, "aber kaum ein Wort darüber, dass womöglich die gesamte Autoindustrie schon in den nächsten Jahren zur Disposition steht. Unzählige Berufe werden durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz aussterben", erwartet der Wissenschaftsjournalist, der als Diskussionspartner und Redner weltweit gefragt ist.
"Wir erleben den Abschied vom klassischen Arbeitsbegriff – jetzt", so Yogeshwar im stern, "haben wir Lösungen? Nein. Wer seinen Job verliert, darf nicht sein Leben verlieren, muss sein Selbstwertgefühl behalten, die Existenz muss sicher sein. Dahinter verbirgt sich eine großartige Chance, denn die Prioritäten des Lebens werden neu gesetzt. Also müssen wir über neue Spielregeln nachdenken."
Der digitale Wandel greife "in alle Lebensbereiche" ein, vom Handel und der Logistik über die "automatische Auswertung von Röntgenbildern oder die Partnerwahl bis hin zum Interpretieren und Extrahieren von Informationen aus Texten und Bildern oder den neuen Anwendungen der künstlichen Intelligenz".
Wir dürfen den Geschäftemachern nicht das Feld überlassen
"Wir bereiten die nächste Generation nicht auf diesen Fortschritt vor", warnt Yogeshwar, der selbst Vater von vier Kindern ist. Trotz der Defizite habe er noch Hoffnung: "Das Internet ist ja nicht per se schlecht. Die Erfinder haben es absichtlich nicht patentiert. Dann aber kamen die, die nur ein Ziel hatten: so viel Geld wie möglich zu machen und die Kontrolle über unser Handeln, unser Kaufverhalten, zu erhalten. Wir dürfen ihnen nicht das Feld überlassen; es wäre schade um die großartigen Chancen."
Er träume von einer "Wir-Gesellschaft". Durch das Internet könnten "erstmals in der Geschichte der Menschheit" alle Menschen "das Weltwissen teilen und sich dabei aktiv einbringen."
Zuhause allerdings, verrät Yogeshwar im stern-Interview, ziehe er klare Grenzen: "Wir haben keine künstlichen Assistenten. Wenn die erwachsenen Kinder zu Besuch sind und wir essen zusammen, dann wollen wir kein Handy auf dem Esstisch."
Das komplette Interview lesen Sie im aktuellen stern