Roboter "Titan", der Präzisionsgigant

Er kann Bauteile mit dem Gewicht von einer Tonne herumwirbeln und präzise absetzen: "Titan" ist der stärkste Industrieroboter der Welt. Hergestellt wird der Riese von der Firma Kuka in Augsburg, und seine Macher träumen bereits von einer Zukunft, in der Mensch und Maschine friedlich neben einander leben.

Der Augsburger "Titan" ist ein wahrer Kraftprotz. Meterdicke Glasscheiben hebt er mühelos, schwere Gussteile bewegt er um mehrere Achsen mit Leichtigkeit, Lasten bis zu einer Tonne sind für ihn eine Kleinigkeit. Und mit seiner Beweglichkeit über sechs Achsen stellt er jeden Kran in den Schatten: der stärkste Roboter der Welt, der bei Kuka in Augsburg gefertigt wird. Kraft, Geschwindigkeit und höchste Präzision sind die Qualitätsmerkmale für die Roboterproduktion bei Kuka, beschreibt Udo Erath, Direktor der Roboterherstellung, die Geschäftsphilosophie des Unternehmens. Im selben Atemzug fügt er hinzu, noch nie habe ein Kuka-Roboter durch einen Produktionsfehler einen Menschen verletzt.

Aus der automatisierten Autoproduktion sind Kuka-Roboter als maschinelle Mitarbeiter gar nicht mehr wegzudenken. "Unsere Hauptidee ist, Spezialist für die roboterisierte Automationstechnik zu sein", sagt Kuka-Vorstandsvorsitzender Gerhard Wiedemann. Kuka sei in Europa mit einem Anteil von 30 Prozent Marktführer bei der Roboterproduktion. In Halle 7 auf dem Augsburger Werksgelände werden im Dreischichtsystem rund 15.000 Roboter im Jahr gefertigt. Die Halle ist topmodern, man hört kaum Geräusche, hin und wieder sieht man einen Roboterarm durch die Luft rotieren, der einem Facharbeiter beim Zusammensetzen eines "Roboter-Kollegen" hilft: Roboter bauen Roboter.

Intelligente Greiftechnik

So imposant der "Titan" auch ausschaut, so interessant sind die kleinen Roboter, die im Obergeschoss der Halle entwickelt werden. In der typischen hellroten Kuka-Farbe kreisen hier fast filigrane Roboterarme aus superleichtem, aber robustem Carbon. "Bis jetzt sind unsere Roboter Basis für intelligente Greiftechnik", erläutert Wiedemann. Ziel sei die Entwicklung von zweiarmigen Robotern für die Montage. Die logistische Software dafür werde schon entwickelt. Das sei ein entscheidender Schritt zur Herstellung sogenannter humanoider Roboter, die uns Menschen ähnlich sein sollen.

In Zukunft könnten solche Roboter in der Altenpflege eingesetzt werden, um etwa einen Menschen aus der Badewanne zu heben, auf einen Stuhl zu setzen oder beim Gehen zu unterstützen. "Die Frage ist nicht, ob wir solche Roboter bauen werden, sondern, ob sich Menschen an so eine Hilfe gewöhnen werden", gibt Wiedemann zu bedenken. Dass die Entwicklung dahin gehen werde, sei nicht zu bezweifeln. Kuka-Roboter sind inzwischen gefragte Komparsen in Actionfilmen wie "James Bond" oder "Tomb Raider". Und der Kuka-Robocaster wird bereits weltweit in Vergnügungsparks wie etwa im Günzburger Legoland zur Personenbeförderung eingesetzt.

Noch sind die Roboter für die industrielle Produktion etwas plump aussehende Maschinen, obwohl es sich um "mechatronische Meisterwerke" handelt. Die Kombination aus Mechanik und Elektronik stellt intelligente High-Tech-Systeme dar, die beispielsweise im Automobil- oder Flugzeugbau mit höchster Präzision nieten und bohren. Ganz futuristisch beschreibt Wiedemann seine Vorstellungen so: "Wenn die menschlichen Arbeiter am späten Nachmittag die Schicht beenden, gehen hinten in der Halle Tore auf und Roboter-Kollegen rollen zu den Fließbändern und arbeiten pausenlos die Nacht durch, bis die Frühschicht beginnt."

Noch werden Roboter hauptsächlich in der industriellen Prozesstechnik eingesetzt. Aber schon bald sollen deren kleinere Brüder im Dienstleistungsbereich zum Einsatz kommen, etwa beim Käseschneiden, an Bartheken Gläser füllen oder als mobile Hausdiener. Lange wird es nicht mehr dauern, bis der Roboter zum stets willigen, hilfsbereiten, widerspruchslosen Menschenfreund mutiert sein wird.

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Nikolaus Dominik/DPA

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