Neben Leopard Panzer, Gepard Flakpanzern und der Panzerhaubitze 2000 steht auch der Schützenpanzer Marder auf der Wunschliste Kiews. Rheinmetall könnte 100 Stück aus eigenen Beständen liefern. Wie der Leopard 1 auch, ist der Marder durchaus in die Jahre gekommen. Im letzten Jahr konnte er seinen 50. Geburtstag feiern.
Doch während anderes Kriegsgerät aus der Zeit längst ausgemustert wurde, ist der Marder bei der Bundeswehr weiterhin im Dienst. Das heißt, es gibt funktionsfähige Fahrzeuge, Ersatzteile und Munition. Eine viel günstigere Lage als bei Oldies, die die letzten 15 Jahre auf der Wiese standen und Mäusen als Heimat dienten.
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Und das Geburtsjahr 1971 kann man in zweierlei Hinsicht relativieren. Zum einen wurden die heute noch aktiven Marder mehrfach modernisiert. Und zum anderen werden im Ukraine-Krieg zum großen Teil Fahrzeuge aus der Ära des Kalten Krieges verschickt. Die USA verfrachten derzeit sogar M113 per Luftfracht nach Europa. Im Vergleich dazu ist der Marder ein erstklassiger Schützenpanzer. Die M113 dienten in den USA der Nationalgarde, in einem Krieg bieten sie dagegen kaum Schutz. Sie galten schon in den 1970ern als veraltet.
Entwickelt für die Panzerschlacht
Gebaut wurde der Marder im Kalten Krieg. In ihm sollten die Panzergrenadiere den Kampfpanzern folgen. Der Marder löste den glücklosen HS-30 ab. Dieses Modell der Bundeswehr war mit zahllosen Mängeln gesegnet und verdankte die Beschaffung wohl nur umfangreichen Schmiergeld-Zahlungen, die zum HS-30-Skandal führten. Der Marder ist als Schützenpanzer konzipiert, das heißt, er soll eine Gruppe von Infanteristen ins Gefecht bringen. Durch seine Geschwindigkeit sollen die Infanteristen den Kampfpanzern folgen können. Die Panzerung bietet einen gewissen Schutz, eine Maschinenkanone Feuerunterstützung.
Neu war das Konzept nicht. Schon im Zweiten Weltkrieg folgten die Grenadiere den Panzern auf diese Weise. Doch das Fahrzeug selbst war ungleich leistungsfähiger als die oben geöffneten und nur unzureichend geschützten Schützenpanzer des Zweiten Weltkriegs wie das Sd.Kfz. 250. Dazu war der Marder eine deutliche Weiterentwicklung im Vergleich zum amerikanischen M 113 mit seinen steil aufragenden Wänden.
Über 2000 Stück im Dienst
Der Marder setzt auf eine angeschrägte Panzerung, der Motor ist zum Schutz der Insassen vorn untergebracht. Die Grenadiere verlassen das Fahrzeug durch die Hecktore. Mit 600 PS bei 35 Tonnen Kampfgewicht ist er zudem gut motorisiert. Bewaffnet ist der Schützenpanzer mit einer 20-Millimeterkanone. Die Kanone konnte anderen Kampfpanzern allerdings nicht gefährlich werden. Die Bewaffnung wurde schnell um Panzerabwehrlenkwaffen vom Typ Milan erweitert. Wie schon im Zweiten Weltkrieg wurden auf Grundlage des Basisfahrzeuges Varianten für Mörser und zur Panzerjagd entwickelt.
In der Hochzeit des Kalten Krieges besaß die Bundeswehr über 2000 Exemplare des Schützenpanzers. Anders als die Leopard-Kampfpanzer fand der Marder international allerdings keinen Anklang, als Neufahrzeug wurde er nur in unbedeutenden Mengen exportiert.
Später Kampfeinsatz
Wie die meisten Waffensysteme des Kalten Krieges sah der Marder nie den Einsatz, für den er gebaut wurde. Das bewegliche Gefecht großer Panzerverbände fand bekanntermaßen nicht statt. Dafür wurden in Afghanistan bis zu 15 Schützenpanzer parallel eingesetzt. Die Erfahrungen waren eher durchwachsen. 2011 wurde ein Marder bei Kunduz mit einer einfachen RPG (Rocket Propelled Grenade) beschossen und geriet in Brand. Im Juni des gleichen Jahres zerstörte eine Sprengladung von etwa 100 Kilogramm Sprengstoff einen Marder komplett.
Bei den Besatzungen war der Marder dennoch beliebt, denn alternative Fahrzeuge hätten auch keinen besseren Schutz geboten. Die Maschinenkanone sorgte für massive Feuerunterstützung und ein Gefühl der Sicherheit. Für die Patrouillenfahrten in Afghanistan wurde der Marder zu einer "fahrenden Festung" umgebaut, sodass die Grenadiere nicht im Inneren des Fahrzeuges sitzen mussten, sondern von Positionen auf dem Dach die Umgebung beobachten und unter Feuer nehmen konnten. Die Einsatzbedingungen in Afghanistan waren allerdings speziell. Die Aufständischen dort verfügten nur über die altmodischen RPGs und nicht über moderne Panzerabwehrraketen wie etwa die Aufständischen in Syrien. Von schweren Waffensystemen gar nicht zu reden.
In Deutschland vor der Rente
Trotz mehrerer Modernisierungen – Kampfwertsteigerungen – ist die große Zeit des Arbeitspferdes des Heeres in Deutschland vorbei. Umso leichter sollte man sich auch von Beständen der Bundeswehr trennen können. Dazu müsste nur die Beschaffung des Nachfolgers Puma beschleunigt werden. Auch Anpassungen des Schutzes und der Elektronik können das veraltete Konzept nicht auffangen. In heutigen Schützenpanzern wird in aller Regel ein unbemannter und automatisierter Turm verwendet. Da keine Menschen im exponierten Turm sind, erhöht sich die Überlebensfähigkeit der Besatzung. Dazu ist es leichter möglich, verschiedene Türme für eine Basis zu entwickeln. Für das Zukunftsprojekt des Heeres der "Division 2027" ist der Marder schon nicht mehr vorgesehen. Die weitgehende Vernetzung der Einheiten auf dem Schlachtfeld findet ohne ihn statt.