Die Freizeitauftritte des russischen Präsidenten sind immer für eine Schlagzeile gut. Muskulös, gern mit nacktem Oberkörper und hoch zu Pferde – so inszeniert sich Russlands Dauer-Präsident gern. Bekannt sind auch seine winterlichen Campingausflüge in Sibirien. Beim letzten Putin-Trip staunten viele, denn es sah so aus, als wäre der patriotische Putin mit einem schwedischen Kettenfahrzeug, dem Hagglunds BV-206, unterwegs gewesen. Der Geländewühler wird seit 1974 gebaut und ist so erfolgreich, dass er sich weltweit verbreitete. Sogar in China rumpeln BV-206 durchs Gelände.
Aber natürlich fährt Putin nur einen russischen Freizeitpanzer. In Russland wird das Hagglunds-Fahrzeug seit 2012 in Lizenz gebaut und heißt dort GAZ-3351 "Elk". Der GAZ weist einige Modifikationen für den Einsatz in Russland auf. Auffällig sind die Ketten. In der UdSSR und später in Russland wurde viele Antriebe erprobt, die Fahrzeuge durch Sumpflandschaften bringen sollten. Dort setzten sich Modelle mit riesigen Niederdruck-Ballonreifen durch – so wie der Extrem-Offroader Sherp ATV oder der kolossale Avoros Shaman 8X8.
Wendiges Kettenfahrzeug
Der GAZ setzt auf Kettenantrieb. Beide Module des Fahrzeugs sind mit Gummiraupen ausgestattet, so kann das ATV, ohne Schäden zu hinterlassen, auf Asphalt wie auch im schweren Gelände eingesetzt werden. Das Fahrzeug ist für Temperaturen von -40 bis +50 Grad Celsius ausgelegt. Die extra breiten Ketten mach es möglich, auch bodenlose Sümpfe zu durchqueren. Dann schwimmen die Module auf und die Ketten robben durch den Morast. Die Module sind weniger schwer, als der Panzerlook vermuten lässt, das Gespann kann zur Not auch schwimmen. Der Vortrieb im Wasser durch die Ketten – einen Propeller gibt es nicht – reicht aber nur für 3 km/h aus. Das Gespann besteht aus einem Führungsfahrzeug und einem Lastmodul, so eine Trennung ist im extremen Gelände gängig. Der hintere Teil ist ein Bestandteil des Fahrzeugs und nicht bloß ein Anhänger.
Ohne ihn kann das Gespann nicht bewegt werden. Der Motor sitzt im Fahrermodul und treibt durch eine Kupplung die Ketten des Lastmoduls an. Interessant ist die Lenkung: Normalerweise werden Kettenfahrzeuge gelenkt, indem unterschiedliche Geschwindigkeiten auf die Ketten der gegenüberliegende Seiten gebracht werden. Wenn sie gegenläufig drehen, kann ein Panzer auf der Stelle drehen. Das Gespann wird dagegen wie ein Radlager durch die Verschränkung der Module gelenkt.
Kleiner Nachteil des rustikalen Fahrzeugs: Der 183 PS starke 3,2-Liter-Diesel gilt als zuverlässig und unverwüstlich, schluckt aber 50 bis 100 Liter auf 100 Kilometer. An Land erreicht der "Elch" eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 55 km/h. Insgesamt gibt es in Russland etwa zehn verschiedene Grundaufbauten: von einem Passagiermodul für elf Personen bis hin zu speziellen Feuerwehr- und Sanitätsmodulen. Billig ist der GAZ-3351 "Elk" nicht. Die Preisliste beginnt bei etwa 110.000 Euro.
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