Immer mehr Waffen werden an die Ukraine geliefert – darunter auch viele schwere Waffen wie Panzer. Wie wichtig sind diese Waffen für den Krieg gegen Russland? stern-Militärexperte Gernot Kramper ordnet die Lieferungen und deren Einfluss auf den Krieg ein.
Ukraine-Krieg "Ein logistischer Albtraum": stern-Experte bewertet Waffenlieferungen an die Ukraine

Gepard-Panzer der Bundeswehr: Waffenlieferungen an Ukraine im Krieg mit Russland
Sehen Sie im Video: "Ein logistischer Albtraum" – stern-Experte bewertet Waffenlieferungen an die Ukraine.
Gernot Kramper (stern) Insofern ist die Ukraine mit ihren Verlusten noch schlechter dran als Putin, weil praktisch alles geht von der Substanz. Da kommt ja nichts nach aus dem eigenen Land. // Ohne die Lieferungen aus dem Westen würde die Ukraine den Krieg nicht fortsetzen können. Jedenfalls nicht lange und immer schwieriger.
Hendrik Holdmann (stern) Viele Staaten liefern weiter Waffen an die Ukraine, mittlerweile auch schwere Waffen. Welche Systeme werden aktuell geliefert und welchen Einfluss könnten sie auf den Kriegsverlauf in der Ukraine haben?
Gernot Kramper (stern) Es wird ja inzwischen alles geliefert. Und sogar Deutschland jetzt als letztes ist dabei, in dem sie die Gepard-Flakpanzer hergeben. Es werden geliefert: Kampfpanzer, es werden geliefert, Schützenpanzer, es werden geliefert, Mannschaftstransporter, es wird Artillerie geliefert, es werden Schiffsabwehrraketen geliefert. Es werden Luftabwehrsysteme geliefert. Das ist insgesamt wahnsinnig viel. Es ist natürlich ein bisschen alles von der Resterampe, weil die Sachen werden ja nicht speziell gebaut. Wenn jemand eine Armee aufbaut, würde er sicher niemals etwa zehn Geschütze hier, zehn Panzer da, zwölf Transporter hier besorgen und hat dann einen Riesenflickenteppich. Bloß man muss sagen, diese Situation hat die Ukraine jetzt nicht. Sie muss praktisch sehen, was irgendwo so rumsteht, flott gemacht werden kann und was da ist. Und wenn die Australier ihn anbieten, einen bestimmten Mannschaftstransporter zu liefern, wird die Ukraine sagen: "Super" und nicht "Ach ja, der passt aber eigentlich jetzt gar nicht in unseren Fuhrpark". Also insofern ist das eine Sondersituation. Dazu muss man auch sagen, dass es bei vielen dieser Systeme; das ist im Prinzip ein logistischer Albtraum. Umgekehrt muss man aber sagen, bei dem heftigen Krieg wie in der Ukraine im Moment im Donbass überleben die Systeme gar nicht so lange. Es ist nicht unbedingt so, dass man jetzt beim LKW eine Motorrevision oder den Ölwechsel (machen muss), dass der so lange im Einsatz ist. Es ist eine gute Chance, dass er sehr viel früher zerstört wird. Insofern ist das etwas anderes als im Krieg, als eine Armee in Friedenszeiten, weil viele logistische Probleme hier jetzt wahrscheinlich gar nicht so auftreten. Aber klar, natürlich Munitionsversorgung, unübliche Kaliber. Ähnliches ist in diesem Sammelsurium da. Aber die Ukraine bekommt jedenfalls all diese Waffen und muss sie auch bekommen, weil sie selber ja keine Systeme mehr herstellen kann. Es ist absolut nicht anzunehmen, dass die Ukraine – die haben ja nach wie vor T-64-Panzer – zumindest umgebaut und modernisiert, so wie wir den Leopard zwei modernisieren. Aber diese Fabriken und Hallen, in denen das gemacht wird, die werden ja alle zerstört sein. Also insofern ist die Ukraine mit ihren Verlusten noch schlechter dran als Putin, weil praktisch alles geht von der Substanz. Da kommt ja nichts nach aus dem eigenen Land. Alles, was nachkommt, muss aus dem Ausland kommen. Und deshalb ist es extrem wichtig für die Ukraine, diesen Zustrom an schweren Waffen zu haben. Denn die ukrainische Armee hatte ja schwere Waffen. Aber das werden ja durch die Kriegshandlungen immer weniger. Also das geht gar nicht. Ob die Verluste nun höher sind oder niedriger, ganz egal. Aber auf jeden Fall, wenn die vor zwei Monaten 100 % haben, dann haben sie jetzt vielleicht noch 70 %, 80 % von diesem System, wenn es gut läuft. Also muss etwas Neues her und das kann praktisch nur aus der Welt kommen, weil es aus der Ukraine nicht kommt. Das ist absolut kriegsentscheidend, weil ohne diesen Zufluss dieser Waffen würde die ukrainische Armee innerhalb kurzer Zeit keine schweren Systeme mehr haben. Oder immer weniger. Und dieser Abfall, wie ich gesagt habe, dass sie vielleicht jetzt 70 %, 80 % vom Ausgang noch hätten, der wird immer steiler, weil man immer weniger hat, weil der Gegner dann stärker wird. Also ob jetzt unsere 50 Geparden kriegsentscheidend sind oder zwölf Mannschaftstransporter oder so etwas, das kann man natürlich nicht sagen. Aber ohne die Lieferung aus dem Westen würde die Ukraine den Krieg nicht fortsetzen können – jedenfalls nicht lange und immer schwieriger.
Gernot Kramper (stern) Insofern ist die Ukraine mit ihren Verlusten noch schlechter dran als Putin, weil praktisch alles geht von der Substanz. Da kommt ja nichts nach aus dem eigenen Land. // Ohne die Lieferungen aus dem Westen würde die Ukraine den Krieg nicht fortsetzen können. Jedenfalls nicht lange und immer schwieriger.
Hendrik Holdmann (stern) Viele Staaten liefern weiter Waffen an die Ukraine, mittlerweile auch schwere Waffen. Welche Systeme werden aktuell geliefert und welchen Einfluss könnten sie auf den Kriegsverlauf in der Ukraine haben?
Gernot Kramper (stern) Es wird ja inzwischen alles geliefert. Und sogar Deutschland jetzt als letztes ist dabei, in dem sie die Gepard-Flakpanzer hergeben. Es werden geliefert: Kampfpanzer, es werden geliefert, Schützenpanzer, es werden geliefert, Mannschaftstransporter, es wird Artillerie geliefert, es werden Schiffsabwehrraketen geliefert. Es werden Luftabwehrsysteme geliefert. Das ist insgesamt wahnsinnig viel. Es ist natürlich ein bisschen alles von der Resterampe, weil die Sachen werden ja nicht speziell gebaut. Wenn jemand eine Armee aufbaut, würde er sicher niemals etwa zehn Geschütze hier, zehn Panzer da, zwölf Transporter hier besorgen und hat dann einen Riesenflickenteppich. Bloß man muss sagen, diese Situation hat die Ukraine jetzt nicht. Sie muss praktisch sehen, was irgendwo so rumsteht, flott gemacht werden kann und was da ist. Und wenn die Australier ihn anbieten, einen bestimmten Mannschaftstransporter zu liefern, wird die Ukraine sagen: "Super" und nicht "Ach ja, der passt aber eigentlich jetzt gar nicht in unseren Fuhrpark". Also insofern ist das eine Sondersituation. Dazu muss man auch sagen, dass es bei vielen dieser Systeme; das ist im Prinzip ein logistischer Albtraum. Umgekehrt muss man aber sagen, bei dem heftigen Krieg wie in der Ukraine im Moment im Donbass überleben die Systeme gar nicht so lange. Es ist nicht unbedingt so, dass man jetzt beim LKW eine Motorrevision oder den Ölwechsel (machen muss), dass der so lange im Einsatz ist. Es ist eine gute Chance, dass er sehr viel früher zerstört wird. Insofern ist das etwas anderes als im Krieg, als eine Armee in Friedenszeiten, weil viele logistische Probleme hier jetzt wahrscheinlich gar nicht so auftreten. Aber klar, natürlich Munitionsversorgung, unübliche Kaliber. Ähnliches ist in diesem Sammelsurium da. Aber die Ukraine bekommt jedenfalls all diese Waffen und muss sie auch bekommen, weil sie selber ja keine Systeme mehr herstellen kann. Es ist absolut nicht anzunehmen, dass die Ukraine – die haben ja nach wie vor T-64-Panzer – zumindest umgebaut und modernisiert, so wie wir den Leopard zwei modernisieren. Aber diese Fabriken und Hallen, in denen das gemacht wird, die werden ja alle zerstört sein. Also insofern ist die Ukraine mit ihren Verlusten noch schlechter dran als Putin, weil praktisch alles geht von der Substanz. Da kommt ja nichts nach aus dem eigenen Land. Alles, was nachkommt, muss aus dem Ausland kommen. Und deshalb ist es extrem wichtig für die Ukraine, diesen Zustrom an schweren Waffen zu haben. Denn die ukrainische Armee hatte ja schwere Waffen. Aber das werden ja durch die Kriegshandlungen immer weniger. Also das geht gar nicht. Ob die Verluste nun höher sind oder niedriger, ganz egal. Aber auf jeden Fall, wenn die vor zwei Monaten 100 % haben, dann haben sie jetzt vielleicht noch 70 %, 80 % von diesem System, wenn es gut läuft. Also muss etwas Neues her und das kann praktisch nur aus der Welt kommen, weil es aus der Ukraine nicht kommt. Das ist absolut kriegsentscheidend, weil ohne diesen Zufluss dieser Waffen würde die ukrainische Armee innerhalb kurzer Zeit keine schweren Systeme mehr haben. Oder immer weniger. Und dieser Abfall, wie ich gesagt habe, dass sie vielleicht jetzt 70 %, 80 % vom Ausgang noch hätten, der wird immer steiler, weil man immer weniger hat, weil der Gegner dann stärker wird. Also ob jetzt unsere 50 Geparden kriegsentscheidend sind oder zwölf Mannschaftstransporter oder so etwas, das kann man natürlich nicht sagen. Aber ohne die Lieferung aus dem Westen würde die Ukraine den Krieg nicht fortsetzen können – jedenfalls nicht lange und immer schwieriger.