Sie heißen "Ladyphone" oder "Pink PC Kit": Tussige Technik-Monster, mit Diamanten überzogen, verirren sich neuerdings in die Kaufhäuser und Elektronik-Abteilungen. Die Technik-Hersteller präsentieren vor allem zur Weihnachtszeit oder zur Internationalen Funkausstellung Geräte im Püppchen-Design. Wie kommen Designer darauf, dass Frauen so etwas gefällt?
Eine Studie namens "Lady Geek" der Londoner Werbefirma Saatchi & Saatchi zeigt die Realität: Jede zweite Frau verlässt den Laden, weil sie nicht das technische Gerät gefunden hat, das sie suchte. Nur neun Prozent der befragten 750 Frauen zwischen 24 und 35 Jahren gaben an, Technik zu kaufen, die "feminin" aussieht. "Feminin" heißt: pinkfarbene Playstation oder Hello-Kitty-Tastatur.
Doch das wichtigste Ergebnis: Die meisten Frauen gaben an, sich von strassbesteinten und kindischen Technik-Artikeln beleidigt zu fühlen. Hängt euch das ans schwarze Brett, liebe Entwickler: Ihr beleidigt die Frauen!
"Schöner Datenaustausch"
Doch statt die Bedürfnisse der Kunden zu achten, entwerfen die Hersteller fleißig weiter. In einer Pressemitteilung für einen beglitzerten USB-Stick verkündet der Hersteller stolz: "Verschönert den Austausch von Daten." Der schöne Datenaustausch soll der Dame stolze 150 Euro wert sein. Der rosarote Wahnsinn wird gekrönt vom Handy mit Gewichtskontrolle, Kalorienzähler, Schrittzähler und Einkaufslisten-Funktion. Und der Bluetooth-Maus. Besser gesagt, die "Pinktooth-Maus". So nennt sie der Hersteller viel lieber. Den Kundinnen soll es offensichtlich egal sein, mit welcher Technik das Gerät funktioniert. Und nein, das wollen nicht alle Frauen zu Weihnachten geschenkt haben.
Welches Frauenbild die Entwickler haben, ist offensichtlich: Es müsste irgendwo zwischen Küche und Windeln angesiedelt sein. So wie es eine neue Videospiele-Serie zeigt. "Sophies Freunde: Kochspaß" und "Sophies Freunde: Babysitting" dürfte auch der letzten Frau Schauer über den Rücken jagen. Ebenso wie die Katalogbeschreibung: "Sie [die Mädchen] werden naturgemäß stärker von solchen Videospielen angesprochen." Die Videospiele werden jetzt also der Natur der Frau angepasst. Interessant.
Weg von den Tussi-Gadgets
Genauso gut könnte man anfangen, Handys für Männer mit einem Schweizer Taschenmesser und Fotos von Playboy-Bunnys auszustatten, das wäre doch ebenso "naturgemäß". Und wenigstens konsequent. Klar, dass mit dieser Einstellung keine kreativen Spiele entstehen können. Echte Klassiker wie Tetris haben den Geschlechterwahn nicht nötig. Und - ein Wunder - die Frauen mögen es trotzdem!
Jetzt mag der Entwickler die Hand erheben und sagen: Wir haben doch nur auf die Bedürfnisse unserer Kundinnen reagiert. Doch Hand aufs Herz: Wie viele Frauen schwärmen von den pinkfarbenen, plüschigen und funkelnden Gerätschaften? Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass für den besten Duft aus der Parfümerie vorher das Handy befragt wird? Die meisten Frauen wollen sich nicht für blöd verkaufen lassen und fühlen sich durch die Tussi-Gadgets beleidigt. Da hilft nur ein Mittel: im Elektro-Markt schnurstracks vorbei an Pink und Glitzer.