Überwachungstechnik James Bond in der Heide

James Bond und Jerry Cotton machen Station in der Lüneburger Heide: Ihre mit Waffen präparierten Filmkarossen werden sieben Jahre lang in Schneverdingen im ersten deutschen Spionage-Museum parken.

James Bond und Jerry Cotton machen Station in der Lüneburger Heide: Ihre mit Waffen präparierten Filmkarossen werden sieben Jahre lang in Schneverdingen im ersten deutschen Spionage-Museum parken. Dort gibt es mit "Off Limits - Geheimnissen auf der Spur. Die Welt der Spionage und Waffen" eine einzigartige Ausstellung über die technische Ausrüstung und Arbeit von Geheimagenten in Film und Realität.

Bond-Mobile

Hans-Joachim Brunner fährt auf Knopfdruck die Heckstoßstange des BMW 740iL aus, den Pierce Brosnan als Geheimagent 007 in "Der Morgen stirbt nie" steuerte. Sie ist mit einem Nägelwerfer bestückt. "Die im Dach eingebauten Raketenwerfer sind Attrappen", erklärt der 44 Jahre alte Museumsbetreiber. Stolz ist er auf den knallroten Jaguar, mit dem George Nader in den Sechzigern als Jerry Cotton durch die TV- Serie bretterte. Mit dem Goldfinger-Soundtrack im Ohr ist unter den zahlreichen Film-Requisiten auch das blitzende Gebiss des "Beißers" zu entdecken.

Highlights der Überwachungstechnik

Doch das in einem ehemaligen Supermarkt untergebrachte Museum bietet weitaus mehr als Thriller-Utensilien. Mit rund 11 500 Exponaten gibt Sammler Heinrich Peyers (48) aus Peine einen umfassenden Einblick in Überwachungstechnik, Methoden und Geheimwaffen vor allem von Stasi und KGB, aber auch CIA und Bundesnachrichtendienst. "Ich wollte den Menschen vorführen, womit man sie jahrzehntelang belauscht hat", erklärt der Diplompädagoge und Medizintechniker seinen ungewöhnlichen Sammlertrieb nach der Grenzöffnung der DDR. "Im Chaos der ersten drei Monate hat sich kein DDR-Bürger dafür interessiert."

Als Vertreiber medizinischer Geräte aus Amerika habe er sich oft in der DDR aufgehalten und auch zu Vertrauensleuten der Stasi Verbindung gehabt. "Wenn man einmal in diesem Metier ist, kriegt man ruckzuck Kontakt", sagt Peyers. Mithilfe der V-Männer sei er an die Stasi-Technik herangekommen. "Es war ja alles deutsche Geschichte".

Zwischenlager: Scheune

So war unter tausenden von Waffen, Motorrädern mit Nachtsichtgeräten, Wanzen und Autoteilen mit eingebauten Kameras auch die Abhöranlage vom Harzer Brocken bisher in Peyers Scheune eingelagert. "Die war erst zwei Jahre alt und zum Abhören von Mobilfunktelefonen ausgerüstet", sagt der Technik-Experte. Auch das Museum für Deutsche Geschichte in Bonn habe sich für Teile der Anlage interessiert. Doch jetzt stehen die vier Metallboxen in Schneverdingen. Peyers hofft, sie eines Tages komplett mit dazugehöriger Antennenkuppel zeigen zu können.

Auch dabei: Die Enigma

Nicht übersehen werden Fachkundige in der Ausstellung auch einen Klassiker aus dem Zweiten Weltkrieg: Die legendäre Enigma, die Funknachrichten der deutschen Marine an ihre U-Boote verschlüsselte, aber doch von den Engländern geknackt wurde.

Stern TV half

Erst ein Auftritt bei Günther Jauch in "Stern TV" Ende vergangenen Jahres hat Peyers zur geeigneten Immobilie für das Museum verholfen. Die Kühlräume des 3500 Quadratmeter großen Betongebäudes bieten die nötige Sicherheit für seine Waffensammlung. Dort lagern unter ständiger Kamera- und Personenüberwachung hinter Panzerglas unter anderem Faustfeuerwaffen des CIA, ein originaler RAF-Koffer mit einem Schulungsprogramm für Sprengmethoden sowie automatische Granat- und Flammenwerfer.

Nur unter kaum bezahlbaren Sicherheitsvorschriften sei die Ausstellung zu Stande gekommen, sagt Peyers. Die Behörden hätten viele Probleme bereitet, so seien zum Beispiel der schussbereite Stasi-Zollkoffer und neue Wanzentechnik beschlagnahmt worden.

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