V-280 Valor US-Army ersetzt Hubschrauber durch futuristisches Flugzeug mit schwenkbaren Rotoren

Auf dem Foto ist gut zu erkennen, dass nur die Nase der Gondel nach oben schwenkt.
Auf dem Foto ist gut zu erkennen, dass nur die Nase der Gondel nach oben schwenkt.
© Hersteller / PR
Die Army mustert die Helikopter aus. Sie sind zu langsam, ihre Reichweite zu gering. Die 280-Valor kann zwischen Flugzeug- und Hubschraubermodus wechseln, dazu verdrehen sie die Rotoren.

Die Tage der Hubschrauber sind bei der US-Army gezählt. Nach einem Jahre dauernden Prozedere hat die Army sich im sogenannten Long-Range Assault Aircraft (FLRAA) Programms entschieden, dass die Bell V-280 Valor der Nachfolger für die Hubschrauber UH-60 Black Hawk und AH-64 Apache werden soll. 1,3 Milliarden US-Dollar fließen zunächst, um die Valor vom Erprobungs-Status in die Serienreife zu bringen. Das Besondere an der V-280 Valor sind die Kipprotoren.  Bei Start und Landung werden sie nach oben gekippt, so dass die Valor wie ein Hubschrauber auf einem Fleck landen und starten kann. Im Flug selbst drehen die Rotoren nach vorn – die Valor schaltet so in den Flugzeugmodus.

Das Beste aus zwei Welten

Das hat mehrere Vorteile. Im Flugzeugmodus profitiert so ein Modell im hohen Maße vom Auftrieb und benötigt daher für die gleiche Aufgabe weniger Kraft und Treibstoff als ein Hubschrauber. Dazu sind höhere Geschwindigkeiten möglich. Kampfhubschrauber erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 300 km/h, die Valor kommt schon auf 520 km/h Reisegeschwindigkeit, kurzzeitig können es auch 560 km/h werden.

Die Vorteile des Konzepts sind schon lange bekannt, aber es gibt ein Problem: Die verschwenkbaren Rotoren belasten die Konstruktion. Die Entwicklung der älteren V-22 Osprey war von einer ganzen Reihe von Rückschlägen begleitet. Von Weitem ähnelt die Valor der V-22 Osprey von Bell-Boeing. Doch bei den Triebwerken beschreitet Bell eine andere Lösung. Die Osprey verdreht die ganze Gondel, in der Triebwerk, Achse und Rotoren untergebracht sind. Die V-280 reduziert die drehbare Masse und damit die Belastung.

Bei der V-280 ist ein Getriebe zwischen Triebwerk und Rotor eingebaut. Nur der vordere Teil der Gondel mit der Antriebswelle und dem Rotor kann nach oben knicken, das Triebwerk selbst bleibt der horizontalen Position. Die Triebwerksgondel sitzt am Ende der Flügel. Bei Schäden kann die Valor auch mit nur einem Triebwerk operieren. Da der Motor nicht verschwenkt wird, ist es möglich, mit einem Motor beide Rotoren zu betreiben, denn im Falle eines Defekts wird die Kraft des Motors auf der intakten Seite über eine Welle auch auf den eigentlich antriebslosen Rotor gegeben.

Enorme Reichweite 

Zudem ist die Valor etwa 30 Prozent billiger als die Osprey. Die Valor kann neben der Besatzung von drei Mann bis zu 14 Soldaten befördern. Es ist anzunehmen, dass sie in verschiedenen Varianten gebaut wird. Der Entwurf eines schwerbewaffneten Gunships wurde bereits gezeigt. Die Einsatzreichweite beträgt bis zu 1480 Kilometer, sie umfasst Hin- und Rückflug. Bei einem Transportflug liegt die mögliche Distanz bei enormen 3900 Kilometern.

Ein System wie die V-280 kann Truppen also über sehr weite Entfernungen ins Gefecht bringen und den Bodentruppen zugleich Luftunterstützung geben. Diese großen Entfernungen sind heute wichtig, damit die Truppen von einem Träger aus abheben können, ohne dass der in die Reichweite von Anti-Schiffs-Raketen gelangt. Der Bedarf des übergeordneten Programms Future Vertical Lift wird auf bis zu 4000 Einheiten geschätzt. Bei einem Erfolg dürfte die Militärversion exportiert werden. Bewährt sich das System beim Militär, dürfte die Technik auch in den zivilen Bereich wandern.

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