Nie wieder eingebrannte Fettkrusten aus dem Backofen entfernen – mit diesem Versprechen locken Backöfen mit Pyrolyse ihre Kunden. Ein Traum! Man muss nicht länger mit Pads, Fettlöser und Backofenspray hantieren und auf den Knien vor dem Ofen herumrutschen, sondern einfach nur das Selbstreinigungsprogramm anwerfen. Dann verwandelt sich der Backofen in ein Schmutz-Krematorium. Er heizt mächtig auf und wird viel wärmer als beim Backen. So werden bereits eingebrannte Essens- und Fettreste in Asche verwandelt. Nach der Hitzekur muss der Innenraum nur einmal feucht ausgewischt werden, um die Asche aufzunehmen und schon strahlt er wie neu. Für dieses Versoprechen sind die Kunden bereit viel Geld auszugeben, ein Ofen mit Selbstreinigung ist weit teurer als einer ohne.
Die große Enttäuschung
Elf Backöfen haben die Warentester nun untersucht. Ihre Preise beginnen bei 465 Euro und reichen bis 1080 Euro. Für einen reinen Backofen ohne Kochfeld wohlgemerkt. Die Versprechen der Hersteller sind groß – mühelose Sauberkeit ohne Chemie wird in Aussicht gestellt. Dass "Einmal Freibrennen" Stromkosten zwischen 1,50 und 3 Euro verursacht, wird weniger herausgestellt. Doch schwerer als die Stromkosten wiegt das dürftige Ergebnis: "Die erhoffte Arbeitserleichterung beim Säubern fällt mau aus", fassen die Tester zusammen. Der Schmutz zerfällt eben nicht restlos zur Asche, in vielen Öfen bleiben Verschmutzungen zurück. Eine Reinigung, bei der die hartnäckigsten Reste bleiben, bringt auf Dauer wenig.
Für den Test wurde der Innenraum zunächst mit Marmelade, Kuchenteig und Bratensaft "eingesaut". Diese Kruste wurde dann 90 Minuten mit 200 Grad Celsius Ober- und Unterhitze eingebrannt. Das hört sich hart an, tatsächlich ist die Realität oftmals noch härter. In der Praxis bleibt bei einer Nutzung zwar weniger Masse kleben, dafür gibt es ein anderes Problem. Niemand reinigt seinen Backofen nach jedem Gebrauch. Spritzer und Speisereste werden daher nicht nur einmal eingebrannt, sondern mehrfach.
Um das Ergebnis zu verbessern, haben die Tester den Innenraum manuell vorgereinigt. Aber selbst dann bleiben nach dem Programm noch Reste. Die Programme heizen den Ofen auf über 500 Grad auf, sie dauern zwischen 90 und 180 Minuten. Bei einigen Anbietern wird dabei die Außenfront der Ofentür so heiß, dass man sich verbrennen kann. Problematisch, wenn dann Kinder in der Wohnung sind.
Auch die Tipps der Warentester sind ernüchternd. Sie laufen darauf hinaus, den Backofen mittels Backpapier und ausreichend großen Töpfen und Brätern erst gar nicht zu verunreinigen. Und, für den Fall, dass es doch mal kleckert, den Schmutz schnell selbst zu entfernen.
Teure Gimmicks
Neben der Pyrolyse gab es weitere Innovationen der Branche, die die Warentester auch nicht überzeugen konnten. Zwei Öfen liefern ein Bratenthermometer mit. Das sinnvolle Zubehör ist allerdings weit teurer, als wenn man es separat erwerben würde. Die ebenfalls beworbenen Sparprogramme führen meist nur zu minimalen Stromeinsparungen. Noch absurder: "Manche Geräte verbraten sogar mehr Strom als im Normalprogramm."
Für kleine Portionen lässt sich der Garraum eines Ofens teilen. Doch halber Raum bedeutet nicht halbe Stromkosten. Die Ersparnis ist den hohen Kaufpreis nicht wert, urteilen die Tester.
Auch wenn im Text des Tests die Reinigung eine große und eher enttäuschende Rolle spielt, fließt sie nur zu 10 Prozent in die Wertung ein. Primär ist ein Backofen schließlich zum Zubereiten von Speisen gedacht. Entsprechend wichtig ist das Backen. Es fließt mit 35 Prozent in die Wertung, Grillen mit 5. 10 Prozent gab es für den Zeitbedarf zum Aufheizen, 20 für die Handhabung und 10 Prozent für die Sicherheit.
Mehr Hitze - mehr Sauberkeit
Das Testergebnis ist paradox. Nur drei Geräte schnitten gut ab. Der Bosch HBG579BS0 (700 Euro), Constructa CF4M98062 (705 Euro) und Siemens HB578ABS0 (690 Euro). Wertung und Preise der drei liegen eng beieinander. Im Punkt Reinigung schaffen die Gesamtsieger jedoch nur ein trauriges Ausreichend – alle kamen auf die Note 3,7. Die drei Geräte, die bei der Reinigung mit einem Befriedigend (3,3) etwas besser abschneiden, kommen leider in der Gesamtwertung nicht über eine befriedigende Note hinaus. So der AEG-Backofen BPS33102ZM für 560 Euro. Ihr Problem hängt mit der besseren Reinigung zusammen, die Front heizt stark auf. Beim Backen und Grillen sind sie nicht schlechter als die besser platzierten Öfen. Man muss sich also entscheiden, ob man es heiß oder schmutzig haben will.
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