Weizenbier-Einschenk-Automaten Roboter kämpfen um Schaumkronen

Von wegen Akademiker seien realitätsfern: An der Technischen Uni Darmstadt haben Studenten Roboter gebaut, die die Kunst des Weizenbier-Einschenkens beherrschen. Menschlichem Schankpersonal droht noch keine Gefahr.

Da sage noch einmal jemand, Wissenschaft sei eine trockene Angelegenheit. Zumindest an der Technischen Universität Darmstadt ist dieses Vorurteil widerlegt. Studenten des Instituts für elektromechanische Konstruktionen präsentierten am Dienstag fünf von ihnen entwickelte automatische Weizenbier-Einschenkgeräte. Die Maschinen waren das Ergebnis einer Praxisaufgabe im Rahmen eines Pflichtseminars. Eine Erkenntnis der angehenden Ingenieure: Beim Weizenbier-Einschenken ist Kippen im Vergleich zum Stürzen oder Pumpen die eindeutig überlegene Technik.

Königsdisziplin beim Bier

"Weizenbier einzuschenken, gilt als die Königsdisziplin beim Bier", begründete Jury-Mitglied Dirk Eicher die Aufgabe für die Studenten. Hauptprobleme seien die extreme Schaumbildung und die Schwierigkeit, den Bodensatz an Hefe aus der Flasche ins Glas zu befördern. "Das fällt den meisten Leuten schon von Hand schwer."

Die Geräte, zu deren Entwicklung die Studenten in Vierer- bis Fünfergruppen ein Semester Zeit hatten, mussten strenge Anforderungen erfüllen: Sie sollten eine thekentaugliche Grundfläche von nicht mehr als der Größe eines DIN-A4-Blattes haben und durften höchstens 75 Euro kosten. Außerdem mussten sie das Bier schnell und restlos samt Hefe ins Glas leeren und dabei eine schöne Schaumkrone erzeugen.

Das meiste Bier floss nicht die Kehle hinab

Was nach einer feucht-fröhlichen Forschungsaufgabe klingt, war für die Studenten ein hartes Stück Arbeit. "Bei uns ist nicht allzu viel Bier geflossen", sagte Steffen Interwies, der mit seiner Gruppe das Siegergerät gebaut hat. Regelrechten Frust habe es durch die zu frühe Festlegung auf eine bestimmte Konstruktion gegeben, berichtete sein Kommilitone Philipp Schwamb. Nicht alle Maschinen funktionierten wie geplant, doch das Bier landete stets zum größeren Teil im Glas.

Projekte mit Tradition

Projekte wie dieses haben an dem Institut seit mehr als 30 Jahren Tradition. In der Vergangenheit mussten die Studenten etwa Maschinen entwickeln, die Dartpfeile abschießen, Basketbälle in einen Korb werfen oder Jojo spielen konnten. Durch solche Aufgaben sollen die künftigen Ingenieure an die eigentlich eher trockene Methodik der Produktentwicklung herangeführt werden. "Wir trainieren die Studierenden für den späteren Berufsalltag", sagte Institutsleiter Helmut F. Schlaak. "Auch im Betrieb bekommen sie häufig eine unscharfe Aufgabe gestellt, die sie erst einmal analysieren müssen."

Den Wettbewerb gewann ein Gerät, das mit einer im festen Winkel angeordneten Kippvorrichtung für Flasche und Glas eher schlicht anmutete. Andere Konstruktionen mit teilweise mehreren beweglichen Gelenken waren wesentlich komplexer. Mit einer Minute und elf Sekunden brauchte allerdings auch das Siegergerät noch deutlich länger zum Einschenken als eine geübte menschliche Thekenkraft. Ob die Maschinen eine Chance am Markt hätten, wollte denn auch ein anwesender Vertreter der badischen Staatsbrauerei Rothaus nicht beurteilen: "Die Maschinerie müsste sicherlich noch den letzten Schliff bekommen", sagte Harry Bido.

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Christoph Dreyer/DPA

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