Im letzten Moment kann "PigLifter" den Vollgummi-Ring vom Stab des Gegners ziehen. Die Wippe senkt sich zu seiner Seite ab. Damit stehen die Sieger im Roboterwettkampf "International Design Contest" (IDC) fest, der an der Technischen Universität Darmstadt (TUD) ausgetragen worden ist: Thomas Kuhn und Martin Bernasconi, die im zweiten Semester Elektrotechnik und Computational Engeneering studieren.
Doch ihre Freude währt nur kurz, denn ihre Siegreise zur Endausscheidung des Contest ins japanische Nagoya können sie nicht antreten. "Ich fahre in der Zeit mit meinem Chor nach Südafrika, und Thomas leitet eine kirchliche Jugendgruppe", sagt Bernasconi. So bleibt ihnen nur die großzügige Geste, die Fahrt an ihre Mitstudenten abzutreten. Insgesamt fahren drei Teams nach Japan.
Um die Wette sammeln und stehlen
Die Mischung aus Sammeln und Stehlen sorgt beim 13. IDC-Wettbewerb für viel Spannung. Aufgabe ist es, auf dem etwa acht Quadratmeter großen Feld Schwimmringe aufzulesen und an eine Stange am Ende einer Wippe zu hängen. Außerdem können Squash-Bälle gesammelt und in einen Behälter an der Wippe geschüttet werden. Gewonnen hat das Team, das in dem zweiminütigen Duell mehr Material auf seine Seite bringen kann.
"Hal" verliert - sagt aber "Danke"
Im Endspiel konzentriert sich "PigLifter" aufs Ringe-Sammeln und Klauen. Sein Gegenspieler "Hal", benannt nach dem Computer des Kultfilms "2001 - Odysee im Weltraum", ist ebenso fleißig dabei. Kurz vor dem Ende hängt die Wippe im Gleichgewicht - bevor "PigLifter" im letzten Moment der geniale Coup gelingt. "Hal" bleibt nur noch, eine Klappe auszufahren, auf der für das Publikum gut lesbar "Danke" steht.
Irgendwie menschlich: Totalausfälle gibt es immer
Fast alle Roboter sind mit kleinen lustigen Extras ausgestattet, etwa einer Arbeitsschutzlampe, die leuchtet, wenn sich eine Tribüne hebt. Das Team von "Erec.cat" hat sein Gefährt mit der Aufschrift "Der Traum aller Kätzchen" versehen. Unter den 13 Robotern, die zum Wettbewerb angetreten sind, gibt es allerdings auch einige Totalausfälle wie "Tropen Roder", der sich schön dreht, aber weder einen Ring noch einen Ball aufsammelt. "Schrotti" dagegen kann trotz seines Namens einige Duelle gewinnen.
Alle stammen aus derselben Kiste
Bei der Vielfalt der Roboter wundert es, dass sie alle aus demselben Konstruktionskasten stammen. Er enthält rund 50 Teile, zu dem neben Brettern, Aluteilen und sechs Motoren auch ausgefallene Baustoffe wie ein Gummihandschuh, eine Dose Bohnen und eine Flasche Eistee mit Zitronengeschmack zählen. Letztere diente als Erfrischung für die Konstrukteure während der achtwöchigen Bauphase, erzählt Organisatorin Judith Jänsch: "Der Handschuh wurde oft als Verstärkung für Kippmechanismen verwendet, die Dose als Blechproduzent benutzt."
Nicht nur Spaß, sondern wertvolles Training
Für TUD-Präsident Johann-Dietrich Wörner ist der Contest weit mehr als nur Spaß: "Hier können die Studierenden Kreativität, Teamgeist, Entscheidungskompetenz und Zeitmanagement einüben. Alles, was sie später im Beruf brauchen." Die Gewinner können darüber hinaus noch internationale Kontakte knüpfen. Bei der Endausscheidung treffen sie mit Kommilitonen aus Brasilien, England, Frankreich und Japan zusammen. In gemischten Teams bauen sie dann innerhalb von 14 Tagen Roboter für einen neuen Wettkampf.