Wie kam das Leben auf die Erde? Eine Theorie in der Wissenschaft ist die sogenannte Panspermie, was auf Deutsch so viel bedeutet wie "All-Saat". Vereinfacht gesagt glauben Anhänger*innen, dass sich das Leben auf Asteroiden, Kometen oder Weltraumstaub zwischen den Planeten hin- und herbewegt. Die Theorie ist allerdings nicht unumstritten, da bislang nur auf der Erde Lebewesen nachgewiesen wurden.
Doch können Lebewesen überhaupt im Weltall überleben? Diese Frage sollte die Tanpopo-Mission beantworten. Dies ist ein astrobiologisches Orbital-Experiment, bei welchem vereinfacht gesagt an der Außenseite der Internationalen Raumstation (ISS) mit Hilfe von Kieselgel kosmischer Staub gesammelt wurde. Die Sammelphase dauerte von Mai 2015 bis Februar 2018 an. Diese Woche wurden die Forschungsergebnisse im Fachmagazin "Frontiers in Microbiology" veröffentlicht.
Acht Jahre Überleben im Weltraum
Demnach konnten mehrere Arten von Deinococcus-Bakterien drei Jahre lang in der extrem lebensfeindlichen Weltraumumgebung überleben. Bemerkenswert an dieser Bakterienart ist die außerordentlich hohe Resistenz der Zellen gegenüber radioaktiven Strahlen und UV-Strahlung. Mit Hilfe der Tanpopo-Mission wollte das Team um Akihiko Yamagishi, einem Professor an der Universität Tokio, herausfinden, wie den Bakterien dieses Kunststück gelingt.
Für das Experiment wurden getrocknete Bakterienkolonien an der Außenseite der Raumstation angebracht. Zurück auf der Erde wurden die Kolonien rehydriert. Dabei zeigte sich, dass die äußersten Schichten aufgrund der hohen Dosen von UV-Strahlung abgestorben waren. Das genmaterial der darunter liegenden Mikroben wurde dadurch aber geschützt. Unter guten Bedingungen könnten Bakterien auf diese Weise demnach bis zu acht Jahre im Weltraum überstehen, heißt es in dem Forschungsbericht. Tief in Gesteinsschichten geschützt könnten solche Bakterien vermutlich Tausende oder gar Millionen Jahre überstehen.
Theorie über das Leben auf der Erde
Die Panspermie-Theorie erhält durch dieses Experiment neuen Aufwind. Denn bislang ist Wissenschaftler*innen unklar, wie genau das Leben auf der Erde entstand. So sollen Bakterien seit rund vier Milliarden Jahren auf der Erde existieren, doch erst nach zwei Milliarden Jahren entstanden komplexere Einzeller - die sogenannten Eukaryonten. Diese blieben eine weitere Milliarde Jahre die vorherrschende Lebensform, bis sich schließlich komplexe Organismen herausbildeten, schreibt das US-amerikanische Tech- und Wissenschaftsportal "Wired".
Nur: Warum verlief die Evolution so ungleichförmig? Wieso stagnierte das Leben über Milliarden Jahre, nur um dann plötzlich das nächste Level zu erreichen? Anhänger*innen der Panspermie-Theorie vermuten, dass die auf der Erde existierenden Lebensformen durch außerirdische Mikroben, die etwa über Asteroiden "einreisten", quasi einen evolutionären Schub erhalten haben. Umgedreht sei es auch denkbar, dass ein vor Milliarden Jahren eingeschlagener Asteroid Mikroben von der Erde ins Weltall schleuderte.
Sollte die Menschheit also eines Tages kleinste Lebensformen auf dem Mars entdecken, würden Wissenschaftler*innen versuchen, die DNA der außerirdischen Lebewesen untersuchen. Und womöglich zeigt sich dann, dass die Mars-Bewohner in Wahrheit von der Erde abstammen.
Quellen: "Frontiers in Microbiology","Wired", "Popular Science"
Lesen Sie auch: