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Withings Body Scan Luxus-Körperwaage im Test: Schlechte Nachrichten für Fitness-Muffel – jeden Tag

Withings Body Scan
Die Withings Body Scan Waage erfasst deutlich mehr als nur das Gewicht.
© Withings
Die beliebtesten Waagen bei Amazon kosten weniger als 20 Euro. Da sind 400 Euro, die Withings für die "vernetzte Gesundheitsstation" Body Scan aufruft, ein echter Schock. Und zurecht stellt man sich die Frage: Macht eine Körperwaage für so viel Geld wirklich Sinn?

Vorab: Wer eine einfache Körperwaage sucht, ist an dieser Stelle vollkommen falsch. Das wird spätestens dann auffallen, wenn der Preis der Withings Body Scan genannt wird. Satte 400 Euro möchte der Hersteller für diese "vernetzte Gesundheitsstation" haben. Dafür bekommt man ungefähr 20 Durchschnittswaagen. Selbst im eigenen Haus macht Withings der Body Scan ordentlich Konkurrenz. Das nächstbeste Produkt kostet die Hälfte, das Einstiegsmodell, das auch schon mehr als nur die Gewichtserfassung beherrscht, sogar nur 100 Euro – also ein Viertel. Wer die Body Scan kauft, sollte also ein großes Interesse an den Daten haben, welche das Gerät liefert. 

Withings Body Scan: Eine Klinik auf dem Badezimmerboden

Das sind aber eine ganze Menge. Die Body Scan erfasst in mehreren Schritten folgende Angaben: Gewichtserfassung in 50-Gramm-Schritten, Herzfrequenz im Stehen, Pulswellengeschwindigkeit (PWG), Gefäßalter, EKG mit sechs Ableitungen, Erkennung von Vorhofflimmern, Nervengesundheit und die Erkennung von Anzeichen einer autonomen peripheren Neuropathie. Außerdem gibt's einen täglichen Wetterbericht und eine Bewertung der aktuellen Luftqualität aus dem Internet.

Verpackt hat Withings die Messvorrichtungen in einer sehr schönen Waage. Um das EKG und andere Analysen durchführen zu können, ist im Kopf der Body Scan ein Griff integriert, der mit einem Seil befestigt ist. Der Betrieb kommt auch ohne diesen Griff aus, aber wer ihn in die Hand nimmt, erhält mehr Informationen. Das Gerät selbst besteht aus einer dunklen Glasplatte und einem matten Kunststofffuß. Statt Batterien nutzt die Body Scan einen Akku, der per USB-C-Anschluss geladen wird und nur einmal im Jahr ans Kabel muss.

Im Bade- oder Schlafzimmer macht die Waage also eine gute Figur – zumindest, solange sie sauber bleibt. Wasserflecken oder Hautcreme verwandeln die Gesundheitsstation in Windeseile in ein unansehnliches Objekt, das nach Reinigung schreit. Soll heißen: Wer die Body Scan oft nutzt, putzt sie auch oft. Sie ist sehr schwer, was häufiges Umhertragen lästig macht. Am besten sucht man eine schöne Dauerbleibe.

Einfacher Einstieg, Daten für Profis

Die Einrichtung der Withings Body Scan ist sehr einfach. Es gibt nur einen einzigen Knopf, der wird zum Installieren einmalig gedrückt. Der Rest geschieht über eine App. Wer nur Basisinformationen haben möchte, was im Falle der Body Scan eine unglaubliche Geldverschwendung wäre, kann alle Schritte überspringen und die Waage fortan ohne weiteres Öffnen der App nutzen.

Anders sieht es aus, wenn man sämtliche Messungen durchführen möchte. Dann gibt es einige Videos und Anleitungen, die man sich zur Freischaltung anschauen muss. Das ergibt allerdings auch Sinn, denn es ist wichtig zu wissen, wie man sich korrekt auf die Waage zu stellen hat und was die Daten bedeuten, die man anschließend bei jeder Analyse erhält.

Ein Messdurchlauf sieht wie folgt aus: Zunächst wird das Gewicht angezeigt. Danach folgen alle anderen Angaben. Wenn man den Stab in der Hand hält, auch ein EKG. Mit einem schnellen Rauf-Runter ist es aber nicht getan. Wer alle Funktionen einmal durchgehen will, steht rund eine Minute auf der Body Scan. Das ist verglichen mit einer analogen Waage der zigfache Zeitaufwand. Aber: Anschließend weiß man so ziemlich alles, was man über den eigenen Körper wissen möchte. Je nach Zustand des Körpers kann das ganz schön auf die Laune drücken, dazu aber gleich mehr.

Withings body Scan Anleitung
Wichtig bei der Messung: Kein Kontakt zwischen Armen und Oberkörper, kein Kontakt der Oberschenkel. Das verfälscht die Ergebnisse.
© Withings

Was die Genauigkeit der Messungen betrifft, gibt es nicht viel zu meckern. Das Gewicht stimmt bis auf 50 Gramm, die anderen Analysen entsprechen weitgehend den Werten anderer Geräte, etwa einer Apple Watch. Wichtig ist dabei immer die Position auf der Waage. Withings schreibt dazu: "Es ist sehr wichtig, Haut-zu-Haut-Kontakt zu vermeiden. Achten Sie deshalb darauf, dass Ihre Hände und Arme nicht die Haut Ihres Oberkörpers berühren und dass Ihre Oberschenkel sich nicht berühren. Wenn sich dies als schwierig erweist, ist eine einfache Lösung, die Messung in leichter Kleidung durchzuführen. Diese Stoffbarriere verhindert den Haut-zu-Haut-Kontakt." Weitere Tipps gibt es hier. Kleiner Wermutstropfen: Ohne Kleidung lässt sich Hautkontakt nur schwer vermeiden, aber mit T-Shirt und Shorts ist das sonst so genaue Gewicht höher.

Am wichtigsten ist aber: Keine der Angaben ist medizinisch wasserdicht. Es sind Tendenzen und Entwicklungen, teils auch Warnungen, aber keine Diagnosen. Die Informationen können Anzeichen sein, dass ein Besuch beim Arzt eine gute Idee wäre – aber niemals sind sie ein Ersatz dafür. Immerhin kann man Angaben der App für Ärzte oder Trainer ausdrucken und das als Basis für weitere Diagnosen nutzen.

Daten für die Fitness-App

Die Daten wandern nach der Messung in die Cloud. Laut Withings auf Server in Europa, was positive Auswirkungen auf den Datenschutz hat und zumindest ein bisschen Sicherheit vermitteln sollte. Ohne die Datenübertragung könnte aber das Herzstück nicht funktionieren. Die App.

Eine eigene App ist ständiger Begleiter der Body Scan. Withings hat dabei eine Art Gesundheitszentrale aufgebaut. Im "Home"-Bereich sieht man, was bei der neuesten Messung rumkam. Gewicht, Körperzusammensetzung, Gefäßalter, Pulswellengeschwindigkeit, Nervengesundheit, EKG und Herzfrequenz – alles mit klickbaren Untermenüs und Diagrammen, die die Entwicklung protokollieren.

Besonders das Gefäßalter kann wehtun, denn hier bekommt man ein Alter angezeigt, das nicht unbedingt zu den tatsächlichen Angaben passt – und einem klar macht, dass etwas im Argen ist. Auch die exakten Angaben, wo überflüssiges Körperfett zu finden ist, sind wenig schmeichelhaft. Aber: Sie geben Anhaltspunkte, wo Arbeit nötig wäre, sollte ein Änderungswunsch bestehen. Andersrum funktioniert das natürlich auch: Ist man sehr gesund, bestätigt die Waage das.

Wer seine App mit "Apple Health" oder "Google Fit" verbindet, bekommt außerdem Schrittzahlen und Trainings dazu – was in Summe schon ein beachtliches Bild des Körpers zeichnet. Wer dann etwas ändern möchte, kann mit "Health+" zahlreiche Programme abonnieren, die Ideen und Anleitungen für mehr Sport oder eine bessere Ernährung bieten. Zu Beginn ist die Teilnahme an "Health+" kostenfrei, nach wenigen Monaten kostet sie rund 10 Euro im Monat. Bei dem Anschaffungspreis eine etwas geizige Entscheidung. "Health+" sollte bei der Body Scan einfach dabei sein – zumindest für zwei Jahre.

Die Withings Body Scan bietet Profile für bis zu acht Menschen. Entweder werden die Nutzer:innen am Gewicht erkannt oder man kann die Namen nach der ersten Messung durch Balancieren des Fußes durchschalten, bis das richtige Profil gewählt ist. Unklare Messungen lassen sich nachträglich zuweisen.

Fazit Withings Body Scan: Fitness-Freaks kommen auf ihre Kosten, aber weniger Geld führt auch zum Ziel

Noch nie war es so einfach, so schnell so viele Informationen über den eigenen Körper zu gewinnen. Die Waage erfasst äußerst viele Messwerte, das EKG ist einzigartig. Die optische Aufbereitung innerhalb der App ist toll gelungen, die Anbindung anderer Datenquellen ("Apple Health" oder "Google Fit") runden diese Oase der Selbstauswertung ab. Die Genauigkeit der Messdaten ist gut, stimmt mit anderen heimischen Messgeräten überein.

Aber ist die Withings Body Scan das Geld wert? Kommt darauf an, für wen. Als Sportler oder medizinisch vorbelastete Person kann es durchaus Sinn machen, sich dieses Analyse- und Frühwarnsystem ins Schlaf- oder Badezimmer zu stellen. Möchte man nur Gewicht, Fett und vielleicht den Puls beobachten, muss es auf keinen Fall die teuerste Waage von Withings sein.

Im Gegenteil: Die Withings Body Comp für rund 200 Euro kann alles außer EKG und die Erkennung von Vorhofflimmern auch, die Body Smart für 100 Euro nimmt neben Gewicht und Körperzusammensetzung auch schon die Herzfrequenz mit. Die Body Scan ist absoluter Gesundheits-Luxus, den man nicht unbedingt braucht, aber sinnvoll einsetzen kann, wenn der Geldbeutel das hergibt.

Dieser Artikel enthält sogenannte Affiliate-Links. Mehr Informationen dazu gibt es hier.

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