Fans sollen "Rocket Beans" unterstützen Warum Youtube-Stars auf Crowdfunding setzen

  • von Ines Punessen
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Ein kleines Studio und viel Idealismus. Willkommen in der Welt der Rocket Beans. Im TV vor allem bekannt durch die Computerspiele-Sendung „Game One“, im Netz durch ihren Youtube-Kanal. Doch mit letzterem könnte bald Schluss sein. Trotz hoher Klickzahlen und vieler Fans fehlt das Geld. Jetzt haben sich die Macher etwas Besonderes ausgedacht. Nils Bomhoff: „Wir haben quasi die Leute eingeladen uns zu supporten, wenn sie das wollen. Das ist ungewöhnlich, aber es ist auch etwas, was absolut zeitgemäß ist und was in den nächsten Jahren noch viel mehr passieren wird.“ Wir treffen die Jungs von Rocket Beans in ihrem Studio in Hamburg. Und wir sind erstaunt: Wer glaubt, dass Youtube-Videos, wie die von Rocket Beans, in einem kleinen Hinterzimmer produziert werden, irrt sich. Zwanzig Mann sind an den Videos beteiligt. Für Planung, Dreh und Schnitt der Filme. Täglich werden hier vom Talkformat bis zur Kinokritik zahlreiche Videos produziert. Das Problem: Die auf Youtube geschaltete Werbung bringt nicht genug, um die hohen Kosten für solche Produktionen wieder hereinzuholen. Simon Krätschmer: „Ich find’s nur bizarr, wenn man hier sitzen muss und sagen muss, die Einschaltquoten von „Game One“ sind super, auf Rocket Beans kucken uns durchschnittlich 100.000 Leute und wir haben trotzdem keine Kohle.“ Die Macher kämpfen nun öffentlich ums Überleben: ein Spendenaufruf an die Fans. Crowdfunding heißen solche Spendenaktionen im Netz, bei denen die Nutzer aufgerufen sind, zu helfen. Bestes Beispiel: der letzte Film der Stromberg-Reihe. Er konnte nur mit Hilfe der Fans entstehen, die durch Spenden die Produktionskosten getragen haben. Im deutschen Youtube-Kosmos gab es so etwas dagegen noch nicht! Nils Bomhoff: „Ein Grund weshalb wir uns dazu entschlossen haben, ist, dass wir tatsächlich unglaublich viel Feedback aus der Community bekommen haben ... Von Leuten, die uns gesagt haben, wir sollen das machen. Die gesagt haben: „Ich würde euch gerne unterstützen und ihr bietet einfach nichts an. Wie doof seid ihr denn?“ Wir haben teilweise Briefe bekommen mit Bargeld.“ In diesem Jahr haben die Macher für eines ihrer Formate sogar den Webvideopreis gewonnen. Nils Bomhoff: „Wir verstehen uns schon so ein bisschen auch als Nischenprodukt. Dann kommt hinzu, dass wir als Produktionsfirma für ein Produkt stehen, das sehr speziell ist. Und ein Produkt, an das sich viele etablierte Fernsehsender nicht herantrauen. Weil die verstehen das nicht so richtig. Die haben ihre bewährten Erfolgsrezepte. Darin investieren sie und da werden wir nicht mit bedient – meistens. Wir wollen aber eigentlich das machen, wofür wir stehen und woran wir auch Spaß haben.“ Ganz ohne das klassische Fernsehen ging es aber nie: Bislang haben Rocket Beans die defizitären Videos ihres Youtube-Channels mit der Computerspiele-Sendung "Game One" für MTV querfinanziert. Jetzt strahlt der Sender das Format allerdings nur noch alle zwei Wochen aus. Somit kommt zu wenig Geld in die Kasse der jungen Firma.
Dennoch wollen die Jungs ihren Prinzipien treu bleiben: Das heißt, keine anderen Youtube-Stars in ihren Videos featuren, um die Klickzahlen und Einnahmen zu erhöhen. Und weiterhin möglichst viele Festangestellte beschäftigen. Simon Krätschmer: „Wir sagen ganz klar, in der heutigen Welt, wo es nur noch um Kohle geht, haben wir lange mit Idealismus gearbeitet und haben hier ein Team aufgebaut aus Leuten, die wir nicht missen wollen.“ Ihre Aktion sorgt im Netz für Furore. Doch es gibt auch kritische Stimmen. Ein Youtube-User bezeichnet den Spendenaufruf schlicht als „lächerlich“. Ein anderer weist auf das junge Alter der Zuschauer hin. Die Macher sind von den kritischen Stimmen ihrer Fans überrascht. Nils Bomhoff: „Auf einmal wird dann vielleicht eine Moralfrage kreiert, wo gar keine hin muss. Bei uns hat man die Wahl zu zahlen oder nicht und bekommt’s halt trotzdem. Aber wir haben ja eben auch Kosten.“ Klar ist, ohne Support-Aktion stünde bereits die Hälfte des Teams auf der Straße. Dank der Spenden kann es aber für die Angestellten und den Youtube-Kanal noch bis Anfang 2015 weitergehen.
Langfristig wollen die Jungs von Rocket Beans auf ein regelmäßiges Abosystem für ihre Online-Videos hinarbeiten.
Es ist hierzulande die erste Aktion dieser Art auf Youtube: Die Macher von "Rocket Beans TV" haben eine Support-Aktion gestartet, um ihren Youtube-Kanal zu retten - mit überraschendem Erfolg.

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