Die Dating-App Match.com musste ein Werbevideo auf TikTok wegen Sexismus zurückziehen. Was war geschehen? In dem Video drehte es sich um die spannendste Frage beim Onlinedaten: Was tun, um aus dem ewigen Kreislauf der unverbindlichen Begegnungen herauszukommen. In dem Video wurde also gefragt: "Was muss ich machen, damit er erkennt, dass ich die "Richtige" bin?" – im Original "Things that make him realise I'm a keeper". Und die wurde in dem Video sehr konventionell beantwortet. Die unbeholfenen Darsteller und Kameraführung erinnerten die Zuschauer überdies an die Eingangssequenz eines Amateur-Erotik-Streifens, was die Kontroverse über das Video noch verschärfte. Dabei war das sicher keine Absicht, sondern dem knappen Budget geschuldet.
Unbeholfen wie Amateur-Erotik
In dem Video ist eine blonde Frau in ihrer Wohnung zu sehen und sie erklärt, wie sie ihren neuen Freund dauerhaft binden will. Dazu schüttelt sie ihre üppige blonde Mähne und trägt einen sehr knappen Schlafanzug, der ihre üppigen Formen kaum bändigen kann. Ihr Rezept ist einfach: Gib dem Mann, was er will.
Drei Dinge gehören dazu:
"Ich werde ihm einen Proteinshake machen, wenn er vom Sport zurückkommt."
Im Bad legt sie die Wäsche zurück: "Ich sorge dafür, dass er nach dem Duschen immer ein neues Handtuch und warme Socken vorfindet."
Im Wohnzimmer richtet sie den riesigen TV aus: "Ich schalte ihm jeden Abend seinen Fußball an".
Das Ganze endet: "Finde deinen Keeper über Match. Lade noch heute die Match-App herunter."
Das Ganze wird ernst und ohne jeden Funken von Ironie vorgetragen. Unzählige Zuschauer beschwerten sich über die einseitige Rollenverteilung in dem Clip. Match.com hingegen fühlte sich komplett missverstanden. Der Clip sei nur Teil einer ganzen Reihe. In den anderen würden auch Männer verraten, wie sich von der "besten" Seite zeigen würden. Überdies habe sich kein verdrehter Werber die Stereotypen ausgedacht. Diese Tricks habe man aus den Zuschriften von Usern des Dienstes verraten bekommen.
Geständnis einer Journalistin
Diese Zusammenhänge wollte die britische Advertising Standards Authority nicht gelten lassen, der Clip musste vom Netz genommen werden. Die Journalistin Jemina Lewis (Telegraph) konnte die Entscheidung allerdings nicht verstehen. Sie schreibt, sie habe nur zwei Ängste beim Anblick des Clips ausgestanden. Das Ganze wirkt so hölzern, dass sie sich fragte, ob die Frau entführt und gezwungen worden sei, oder ob sie einfach gar kein schauspielerisches Talent habe. Beides wäre traurig. Und dann machte Lewis ein Geständnis: Um ihren eigenen Traummann rumzukriegen, habe sie ihm jeden Abend eine Massage spendiert. Richtig professionell, mit einer speziellen Liege und anregenden Ölen. Sie sei schon in den Dreißigern gewesen und die Sache mit ihm sei ihr wichtig gewesen, entschuldigt sie ihr Verhalten. Doch ewig habe sie nicht das sorgende Stepford-Wife gespielt, gibt sie zu: "In dem Moment, als der Ring an meinem Finger steckte, klappte ich die Massageliege mit einem Klacks zu, und die Vorstellung war vorbei."
Quelle: Telegraph