Podiumsdiskussion »Zukunft des Fußballs« an der RUB
Fußball und Revier - diese beiden Begriffe sind so eng miteinander verknüpft wie das Eisbein mit dem Sauerkraut. In den letzten Jahren halten die gesellschaftlichen Phänomene dieses Sports nun auch immer stärkeren Einzug in die wissenschaftliche Auseinandersetzung der Ruhr-Universität Bochum (RUB).
»Die Zukunft des Fußballs zwischen Faninteressen und Kapitalgesellschaft« lautete das Thema einer Podiumsdiskussion am 19. Januar an der RUB. Organisiert wurde diese Veranstaltung von der Fakultät für Sozialwissenschaften. Die Diskussion setzte den Schlusspunkt unter ein Seminar, das die Frage behandelte, ob Identifikation oder sportlicher Erfolg die gesellschaftliche Funktion der Vereine ist. Diskussionsteilnehmer waren zum einen der Manager des Bundesligisten Borussia Dortmund, Michael Meier, und der Chefredakteur der Zeitung Revier Sport, Uli Homann. Darüber hinaus nahmen auch der Vorsitzende des Fanclub-Dachverbandes von Schalke 04, Rolf Rojek, der Fußballautor Prof. Dr. Klaus Hansen von der FH Mönchengladbach und Prof. Dr. Heiner Minssen von der RUB an der Veranstaltung teil. Moderiert wurde die Runde vom Sat1-Fußballreporter Werner Hansch. Trotz des eher unattraktiven Termins am Freitagnachmittag fanden sich etwa 100 Studenten und etliche Medienvertreter im entsprechenden Hörsaal ein.
Sind Erfolg und Identifikation noch miteinander vereinbar?
Inhaltlicher Schwerpunkt der Diskussion waren die Ausführungen von Michael Meier über die Gründe des Börsenganges seines Vereins. Seiner Meinung nach akzeptierte der gemeine Fan die Notwendigkeit, dass sich Fußballvereine des Erfolges wegen immer stärker als Wirtschaftsunternehmen darstellten. Dabei hatte er sich teils heftiger verbaler Attacken seiner Sitznachbarn zu erwehren. Besonders kritisch waren die Ausführungen der Herren Homann und Hansen. Der Chefredakteur des »Revier Sports« prophezeite dem kommerziellen Fußball bei der momentanen ökonomischen Entwicklung einen rapiden Zuschauerrückgang, weil die immer stärker ansteigenden Geldsummen zukünftig nur noch ganz wenigen Vereinen den Sprung an die Spitze erlaubten. Der Mönchengladbacher Professor hingegen beklagte vehement den Identifikationsverlust der wahren Fans und somit den Verlust der sozialen Funktion dieses Sports. Seiner Meinung nach startete die Industrie einen Angriff auf das Biotop Fußballstadion.
Je länger die Diskussion anhielt, desto mehr entwickelte sich das Geschehen jedoch zu einem Monolog Michael Meiers. Werner Hansch hatte sein Fragekonzept augenscheinlich zu stark auf den BVB-Manager zugeschnitten. Der Diskussionsfluss geriet somit zunehmend in den Hintergrund und die übrigen Teilnehmer wurden mehr und mehr zu Randfiguren degradiert. Besonders ärgerlich gestaltete sich dann der letzte Abschnitt der Veranstaltung. Ungefähr die Hälfte aller vom Publikum gestellten Fragen beantworte der Moderator höchstselbst, so dass die Teilnehmer eine Reihe von Antworten schuldig blieben . In diesem Zusammenhang sollte die Mahnung Rolf Rojeks auch für Fußballreporter gelten: »Manager denkt daran, Fußball lebt von den Fans.« (sh)