Einen Laubsack zu füllen, kann schon zu zweit eine Herausforderung sein. Allein ist es praktisch unmöglich, einen widerspenstigen Blätterhaufen in einen nicht minder widerspenstigen Müllsack zu verfrachten. Und zwar ohne dabei den Behälter unbrauchbar zu machen. Vor einem ähnlichen Problem stand Michael Müller als er zu Hause einen neuen Kleiderschrank auspackte. Die Kartonage und der Styropormüll wollten partout nicht wie er wollte. Immer wieder fiel der Plastikbeutel in sich zusammen und der zu entsorgende Papiermüll landete überall, nur nicht dort wo er hingehörte. Zwei dringend benötigte helfende Hände gab es auch nicht. Nun fragte sich Müller zurecht: "Wo ist das einfache Tool, das den Beutel in einem solchen Fall offen hält?"
Von seinem Erfindergeist an der Ehre gepackt, nahm der 44-Jährige das praktische Problem selbst in die Hand. Heraus kam O-Spring, ein simples Beutelhalter-System für viele Lebenslagen. Doch ist O-Spring tatsächlich alltagstauglich? Ersetzt es die Hände, die man zum Aufhalten bräuchte? O-Spring im stern-Check.
O-Spring aus DHDL: Der erste Eindruck
O-Spring kommt in einer bunt bedruckten und einfallsreich gestalteten Pappschachtel. Nach dem Öffnen mussten wir kurz schmunzeln. "Vorsicht! Produkt könnte entgegenspringen!" steht da auf einem kleinen Zettel. Obacht! Doch die drei angeblich angriffslustigen Spannfedern sind sicher verpackt. Keine Gefahr für Leib und Leben. Neben den erwähnten Spannfedern aus Edelstahl liegen fein sortiert eine Schachtel mit Zubehör sowie ein kleines Beutelchen und die Gebrauchsanleitung im Karton. Insgesamt besteht ein O-Spring-Set aus 14 Teilen.
Drei davon sind besagte Spannfedern. Die sind unterschiedlich lang und sollen Müllbeutel mit einem Volumen von bis zu 120 Litern in eine Art mobile Mülltonne verwandeln. Die vermeintliche Innenseite der Feder fühlt sich zunächst ein bisschen klebrig an. Sie ist gummiert, damit die Spannfedern besser in den Müllbeuteln halten. Wir kommen später noch dazu, ob das wirklich funktioniert. Beim Herausnehmen der Stahlfedern ist tatsächlich etwas Vorsicht geboten. Sie liegen gebogen in der Verpackung und stehen unter Spannung. Ganz aus der Luft gegriffen, ist der Warnhinweis auf dem kleinen Zettel also nicht. Vor dem Praxistest werfen wir noch ein Blick in die Zubehörschachtel: Darin finden wir einen großen und einen kleinen Haken aus stabilem Hartplastik. Dazu einen "Griffhalter", einen "Schraubhalter", vier Clips, einen Saugnapf und einen Halter mit Klebepad.

Einen bleibenden Eindruck hinterlassen bei uns auch die Zeichnungen auf der Innenseite der Verpackung. Eine kreative Idee, um zu zeigen, wo O-Spring im Alltag helfen soll.
Der Test
Weil wir die Vorteile von O-Spring vor allem im Garten vermuteten, haben wir zunächst die Spannfeder in Größe L auf den Prüfstand gestellt. Laut Gebrauchsanleitung passt die in Müllbeutel mit einem Volumen ab etwa 35 Liter. Als maximale Größe werden 120 Liter angegeben. Und genau so einen haben wir als Testballon genutzt. Spannfeder also vorsichtig aus der Verpackung nehmen. Danach wie beschrieben mit einer Hand zu einer Tropfenform zusammendrücken. Dass der zu haltende Beutel geöffnet sein sollte, steht erst im zweiten Schritt. Danach soll die gebogene Spannfeder waagerecht in den Beutel eingelegt werden. Idealerweise einige Zentimeter unter dem Beutelrand. Das klappte in unserem Test mit etwas Fummelei. Trommelwirbel! Jetzt die Spannfeder vorsichtig loslassen. Auch das funktionierte beim großen Müllsack. Beutelrand nach innen umgeschlagen, fertig ist der Müllsack für unterwegs. Fast.
Um den Müllsack für schwerere Aufgaben zu wappnen, befestigten wir drei der vier Clips am Rand der Spannfeder. Die sitzen sehr straff und lassen sich nur schwer wieder lösen. Aus unserer Sicht zu schwer, denn beim Entfernen der Clips riss der Müllsack an genau diesen Stellen auf. Allein die auf den Federn liegende Spannung und die bereits angesprochene Gummierung reichen aber nicht aus, um Müllsäcke, egal welcher Größe, auch mit schwerem Abfall zu füllen. Ein maximales Füllgewicht wäre hier sicher hilfreich. Die Clips sollten das System sichern. In unserem Test klappte das so nicht. Ähnlich empfanden wir das bei den vielfältigen Halterungen. Die können zwar sehr praktisch in den Rand des Federstahls geklemmt werden. Sitzen aber – aus nachvollziehbaren Gründen – so fest, dass auch sie nur mit sehr viel Fingerspitzengefühl wieder gelöst werden können, ohne den Beutel zu beschädigen. Einmal platziert, erfüllen die Haken und der Saugnapf aber ihren Zweck.

Die Idee des mitgelieferten Haltegriffs leuchtete uns zunächst ein. Spannfeder anbringen, Haltegriff anbringen, Laub- oder Müllsack auf den Boden legen, Grünschnitt oder Laub einfüllen. Wirklich praktikabel fanden wir aber auch das nicht. Ja, man muss den Beutel nicht mehr umständlich aufhalten, um das Laub darin unterzubringen. Bis die erste Ladung im Schlund verschwindet, muss man den Beutel allerdings mit Engelszungen dazu überreden, nicht umzufallen. Selbst bei leichtem Wind kippt die Spannfeder um und der Eingang ist versperrt. Erst wenn etwas Gewicht auf dem Rand liegt, liegt der offene Laubsack halbwegs stabil. Wirklich komfortabel ist das nicht. Gründer Michael Müller empfiehlt fürs Laub einsammeln Gewebebeutel. "Die bleiben besser stehen", so Müller.
Im Test mit einem kleinen Müllbeutel schnitt O-Spring im ersten Anlauf nicht viel besser ab. Wir schnappten uns eine herkömmliche Mülltüte (25 Liter) und klemmten die Spannfeder in Größe M wie beschrieben knapp unter dem Beutelrand ein. Oder besser: Wir versuchten es. Denn selbst beim vorsichtigen Loslassen der Feder rissen die abgeknickten Enden sofort Löcher in den Beutel. Das lag aber nicht an O-Spring, sondern daran, dass wir den Federstahl im ersten Versuch verkehrt herum im Müllsack aufspannen wollten (also eben nicht wie beschrieben). Wichtig: Die mit Silikon beschichtete Seite von O-Spring muss im gespannten Zustand nach außen zeigen. Sonst durchstoßen die Enden des Federstahls jede dünnere Mülltüte. Richtig eingespannt, sitzt O-Spring sehr gut.
Das Fazit
Die Idee von O-Spring ist nachvollziehbar und gut. Wirklich überzeugen konnte uns der mobile Beutelhalter in der Praxis aber nicht – auch wenn wir nicht alle von Michael Müller erdachten Einsatzmöglichkeiten ausprobiert haben. Die Zubehörteile (Clips und Haken) klemmten die Müllsäcke so fest ein, dass man es kaum vermeiden konnte, das Plastik beim Lösen zu zerreißen. Faltbare Plastiksäcke mit einem integrierten Metallring im Rand oder faltbare Laubtonnen sind zumindest für den Garten praktischer. Zum manchmal notwendigen Umfüllen des Laubs oder Schnittguts in einen Müllsack braucht man zwei helfende Hände – mit und ohne O-Spring. Das jedenfalls ist unser Eindruck. Ob O-Spring im Bad, beim Kartoffeln schälen oder Gassi gehen einen wirklichen Mehrwert hat, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Für ein Investment von 50.000 Euro bot Michael Müller den Löwen in der Sendung am 15. Mai 2023 faire 20 Prozent der O-Spring GmbH. Drei winkten ab, der Hamburger Unternehmer Ralf Dümmel schlug zu und stieg mit 30 Prozent bei O-Spring ein.
Das könnte Sie auch interessieren:
- Bike-Tasche und Rucksack aus DHDL: Hält der Otinga Flip das 7-Sekunden-Versprechen?
- ModulFix: Hält das Spanngummi-System was es halten soll?
- Nie wieder Steine im Schuh? Socklaender aus DHDL im stern-Test
- Auf Hochglanz poliert: Überzeugt der Brilamo aus DHDL im Putztest?
- Geschenke für Camper: Zehn Dinge, die Abenteurer wirklich brauchen
*Dieser Artikel enthält sogenannte Affiliate-Links zu Produkten in Online-Shops. Klickt ein Nutzer darauf und kauft etwas, erhält der Verlag eine Provision vom Händler, nicht vom Hersteller. Wo und wann Sie ein Produkt kaufen, bleibt natürlich Ihnen überlassen.