"Die Höhle der Löwen" Bike-Tasche und Rucksack: Hält der Otinga Flip das 7-Sekunden-Versprechen?

2bag aus DHDL: 2bag als Radtasche an einem MTB befestigt
"Die Höhle der Löwen" auf Vox: Mit einer Bike-Tasche, die binnen weniger Sekunden in einen sportlich-eleganten Rucksack verwandelt werden kann, wollen zwei Teenager aus Aachen in der Gründershow durchstarten. 2bag im stern-Test.
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Mit dem Otinga Flip (ehemals 2bag) wollen zwei Teenager aus Aachen die Fahrradbranche aufmischen. Ihre Radtasche ist nicht nur nachhaltig produziert. Sie soll binnen sieben Sekunden zum lässigen Rucksack werden. Der Flip von Otinga im stern-Praxistest.

Es gehört schon viel Mumm dazu, sich in die "Höhle der Löwen" zu wagen. Beinahe noch mehr Mumm braucht man, um sich in einen Markt zu stürzen, der seit vielen Jahren von einigen Platzhirschen verteidigt wird. Zwei Teenager haben davor keine Angst. Warum? Weil Karl Fischer und Leander Mellies eine gute Idee hatten und vor allem, weil sie davon überzeugt sind. Die beiden 17-jährigen Schüler aus Aachen wollen mit der Otinga Flip (ehemals 2bag), einer Bike-Tasche mit praktischer Rucksackfunktion, die Herzen von Alltags- und Berufsradlern erobern. Sie haben ein Problem erkannt, vor dem täglich tausende Radfahrer stehen: "Eine gewöhnliche Fahrradtasche macht am Rad durchaus Sinn, aber sobald man sie abnimmt, weiß man nicht so recht, wie man sie tragen soll", erklärt Fischer das eigentlich banale Dilemma. 

In der ersten Folge der neuen Staffel von "Die Höhle der Löwen" müssen sie zunächst die Investoren von ihrer Idee begeistern. Wie sich die  Otinga Flip (ehemals 2bag) in der Praxis schlägt und ob sich die Bike-Tasche wirklich in sieben Sekunden in einen sportlichen Rucksack verwandeln und bequem schultern lässt, erfahren Sie im folgenden stern-Praxistest.

Otinga Flip (ehemals 2bag) aus DHDL: Der erste Eindruck

Selbst die feinste Schnüffelnase schlägt beim Auspacken des Otinga Flip nicht an. Und das ist eine gute Nachricht und ein sehr erfreulicher erster Eindruck. Anstatt das Produkt erstmal einige Tage auf dem Balkon zu lüften, kann die Tasche (oder der Rucksack) also direkt gepackt werden und zum Einsatz kommen. Wir haben uns den Otinga vorher aber noch etwas im Detail angeschaut. Die Tasche macht einen sehr hochwertigen Eindruck. Die Nähte sind sauber verarbeitet, das (wasserfeste) Außenmaterial fühlt sich robust und trotzdem flexibel an.

Die erste große Überraschung: Das Hauptfach schließt nicht mit dem typischen Kunststoff-Klicksystem. Stattdessen haben sich die Gründer für einen schlichten, aber extrem praktischen Metallverschluss zum Einhaken entschieden. An den Seiten fallen insgesamt drei kleine Taschen mit Reißverschlüssen auf. Am Rückenteil kommen zwei weitere hinzu. Doch dazu später mehr. Auch die inneren Werte können auf den ersten Blick überzeugen. Ein Hauptfach und vier kleinere Stauräume haben Karl und Leander ihrer 2-in-1-Tasche spendiert. Der wurde zunächst in Lizenz in den Nähereien des Rucksackriesen Deuter im vietnamesischen Ho Chi Minh Stadt gefertigt. Mittlerweile entstehen der Flip und weitere Produkte von Otinga auch in einem Familienbetrieb in Serbien. 

Der Praxistest

Wir wollen den Otinga Flip (Leergewicht knapp 1500 Gramm) zunächst auf seine Qualitäten als Rucksack hin untersuchen. Zum eigentlich Clou des Produkts kommen wir später. Ein 14-Zoll-Laptop, zwei schmale DIN-A4-Ordner, einige Snacks, eine Trinkflasche und ein paar Klamotten passen jedenfalls ganz bequem rein. Mit dem bewährten Rolltop-System oben zwei bis dreimal zusammengerollt, Haken in die Öse an der Außenseite eingehängt, fertig. Maximal 32 Liter sollen reinpassen. Die Tragegurte können großzügig an die Körpergröße angepasst werden, wirken zunächst eher spärlich gepolstert.

Auf den Tragekomfort wirkt sich das aus unserer Sicht aber nicht negativ aus. Der Flip sitzt auch nach zwei Stunden noch sicher und vor allem bequem am Rücken. Viel mehr kann man von einem Alltags- oder Jobrucksack nicht erwarten. Besonders schön: An die Trinkflasche in der Außentasche kommt man im Handumdrehen ran. Linker Tragegurt runter, den Flip mit rechts vom Rücken vor den Bauch gezogen, Reißverschluss auf und Flasche raus. Das mag banal klingen, ist so aber eher die Ausnahme. 

Der Clou: Vom Rucksack zur Fahrradtasche in sieben Sekunden

Der Clou des Flip soll aber etwas ganz anderes sein: In weniger als zehn Sekunden – so das Versprechen – soll man den Rucksack in eine Fahrradtasche transformieren können und umgekehrt. Wie soll das funktionieren? Die ebenso simple wie smarte Idee ist ein Reißverschluss. Zunächst fixiert man die mit kleinen Magneten präparierten Tragegurte platzsparend am Rückenteil. Nun wird ein Reißverschluss geöffnet, das untere Rückenteil nach oben geklappt und dort mit einem zweiten Reißverschluss wieder fixiert. Die Gurte sind damit sicher verstaut und zum Vorschein kommt ein bekanntes Befestigungssystem für handelsübliche Gepäckträger. Mit etwas Übung und Routine klappt das tatsächlich knapp unter zehn Sekunden. Wobei die Bike-Tasche in unserem Test deutlich schneller zum Rucksack wurde wie umgekehrt. Hier störten die zu versteckenden Tragegurt ein wenig, sodass der Reißverschluss nicht immer ganz reibungslos funktionierte. Vermutlich auch der Grund, warum die Polsterung auf das Nötigste reduziert wurde.

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Alles in allem klappte die Verwandlung aber einwandfrei. Der Otinga Flip ließ sich in unserem Test auch problemlos am Gepäckträger eines Mountainbikes einhängen. Kleiner Nachteil gegenüber klassischen Fahrradtaschen: Der Flip kann nicht an zwei Punkten fixiert werden. Der praktische Haken zum zusätzlichen Einhängen der Tasche an der Sitzstrebe wurde zugunsten des patentierten Klappsystems geopfert. Aus unserer Sicht aber ein guter Deal. Auch weil der Flip nicht für wilde Downhill-Fahrten oder Offroad-Trips konzipiert wurde.

Und noch ein ärgerliches Problem unverwüstlicher Jobradler haben die beiden pfiffigen Jungs aus Aachen mit ihrem Klappsystem gelöst. Fahrradtaschen müssen bei Wind und Wetter viel einstecken. Vor allem die dem Rad zugewandte Seite steht nach Regenfahrten häufig vor Dreck. Ums Saubermachen kommt man beim Otinga Flip am Ende zwar auch nicht herum. Dafür versaut man sich die Klamotten nicht. Reißverschluss auf, Klappe runter, Reißverschluss zu. 

Otinga Flip: Das Fazit

Ist der Flip von Otinga eine von vielen Fahrradtaschen? Jein. Die Rucksack-Taschen-Kombi kann alles, was eine gewöhnliche Bike-Tasche auch leistet. Wasserfestes Außenmaterial, solider Stauraum, klassischer Rolltop-Verschluss, Klicksystem zum Befestigen am Gepäckträger. So weit, so austauschbar. Mit seinem patentierten Klappsystem am Rückenteil hat das Produkt aber ein echtes USP (Unique Selling Proposition). Der "Zehn-Sekunden-Reißverschluss" hakelte in unserem Test zwar minimal, trüben kann das unseren durchweg positiven Eindruck nicht. Leichtes Bauchdrücken haben wir mit dem Preis. Knapp 150 Euro sollte der Flip im klassischen Schwarz, in Arctic-Blau und Aubergine-Rot bei der Markteinführung kosten. Das ist viel Geld. Aus unserer Sicht auch gut angelegtes Geld. Und ob der nachhaltigen Produktions- und Lieferketten auch nachvollziehbar. Es dürfte dennoch ein harter Kampf gegen die Platzhirsche mit ihren klassischen Bikebags werden.

Dieser Testbericht wurde erstmals im April 2022 veröffentlicht. Nach dem Pitch in "Die Höhle der Löwen" wurden die Gründer von einem Mitbewerber abgemahnt und benannten ihren 2-in-1 Rucksack um. Seitdem ist er unter dem Namen "Otinga" mit einer UVP von 179,95 Euro erhältlich.

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