Tarifrechner Beim Strom clever Geld sparen

Von Inga Niermann
Obwohl die Strompreise steigen, hat der Verbraucher durch einen Wechsel des Stromanbieters gute Chancen, Kosten zu senken. Wer sich regelmäßig über die zahlreichen Angebote informiert, kann viel Geld sparen. Bei Vertragsabschlüssen sollte aber auch auf eine Preisgarantie und eine begrenzte Laufzeit geachtet werden.

Wer in dem niedersächsischen Örtchen Ritterhude bei Bremen wohnt, und 4000 Kilowattstunden Strom pro Jahr verbraucht, kann sich aussuchen, ob er jährlich 851,30 Euro oder vielleicht lieber doch nur 637,52 Euro ausgegeben will. So weit ist die Preisspanne der verschiedenen Stromanbieter und ihren insgesamt 22 Stromtarifen für diesen Ort. Wer in diesem Monat von dem allgemeinen Tarif der Gemeindewerke Ritterhude GmbH auf den Paketpreis "3600er Sommeraktion" der Berliner FlexStrom GmbH umsteigt, kann also künftig knapp 214 Euro pro Jahr sparen.

"Mittlerweile kann davon ausgegangen werden, dass es in jedem Ort in Deutschland zahlreiche Stromtarife und mehrere Anbieter gibt, zwischen denen die Verbraucher wählen können", sagt die Sprecherin des unabhängigen Verbraucherportals verivox.de, Dagmar Ginzel. Eine gute Möglichkeit, rasch den individuell günstigsten Tarif zu ermitteln, bietet beispielsweise der Stromtarife-Rechner dieses Portals. Der Nutzer muss dafür lediglich die Postleitzahl seines Wohnortes und seinen jährlichen Stromverbrauch in Kilowattstunden eintragen.

Stromtarife-Rechner

Um die Preise der Stromanbieter für den eigenen Wohnort in einem der Stromtarife-Rechner im Internet aufzurufen, muss der Verbraucher nur seine Postleitzahl und seine Jahresverbrauch in Kilowattstunden (kWh/Jahr) eingeben, der auf der Stromabrechnung angegeben ist. Mehr Infos unter www.verivox.de

Der Tarife-Rechner wirft daraufhin alle Stromanbieter mit ihren Tarifen aus, die den Wohnort des Nutzer mit Strom beliefern. Das billigste Angebot führt die Liste oben an. Zusätzliche Informationen über die Vertragsbedingungen sowie eine pdf-Datei mit einem Vertrag sind oft verfügbar und stehen zum Download bereit.

Deutsche sind Wechselmuffel

"Wichtig ist jetzt, dass die Verbraucher ihre Marktmacht nutzen", betont Ginzel. Im Moment seien noch 69 Prozent aller Haushalte in Grundversorgungstarifen regionaler Anbieter, das heißt, sie haben noch nie ihren Stromversorger oder ihren Tarif gewechselt. Der Wettbewerb zwischen Stromanbietern, der seit 1998 möglich ist, werde aber nur dann in Gang gebracht, wenn auch viele Stromkunden umstiegen. „Sechs Prozent der Kunden haben den Versorger gewechselt. Das ist viel zu wenig“, so Ginzel. In Großbritannien wechselten dagegen schon 30 Prozent den Versorger. "Das wirkt sich natürlich ganz anders auf die Preisgestaltung aus."

Durch den Wettbewerb zwischen den Stromanbietern kann der Kunde nicht nur den Preis mit beeinflussen, sondern er entscheidet auch mit darüber, aus welcher Energiequelle der Strom gewonnen werden soll. Die Stromanbieter müssen die Herkunft ihres Stroms kennzeichnen. Die meisten bieten einen Energiemix aus fossilen Energieträgern, Kernkraft und erneuerbaren Energien an. In Deutschland besteht der durchschnittliche Strommix zu rund 61 Prozent aus Kohle, Heizöl und Erdgas, rund ein Viertel aus Kernenergie und rund 13 Prozent aus Wasser-, Wind-, Biomasse-, und Sonnenenergie.

Selbst reiner Ökostrom, der nur aus regenerativen Quellen und erdgasgefeuerter Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt wird, muss nicht zwingend teurer sein: "Wenn in Ritterhude beispielsweise ein Verbraucher Ökostrom beziehen wolle, kostet ihn das nur zwei Euro im Jahr mehr", sagt Ginzel nach einem kurzen Blick in ihrem Tarif-Rechner.

Keine Vorauszahlungen leisten

Wer durch einen Anbieterwechsel Stromkosten sparen, sollte allerdings bei Vertragsabschluss auf mehrere Punkte achten, rät der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv). So schützten sich die Verbraucher davor, nicht doch während der Vertragslaufzeit plötzlich von ihrem Anbieter mit einer massiven Preiserhöhung konfrontiert zu werden: "Wir empfehlen deshalb, bei Vertragsabschluss von dem Anbieter eine Preisgarantie zu verlangen", sagt Holger Krawinkel, Energieexperte der vzbv.

Die Verträge sollten zudem nicht mehr als sechs bis zwölf Monate Laufzeit betragen. "Denn im Strommarkt wird sich im nächsten Jahr voraussichtlich noch sehr viel bewegen", so Krawinkel. Sowohl bei den Erzeugerkosten als auch bei den Netzentgelten könnten es zur Kostensenkung kommen, zudem drängten weitere Stromanbieter auf dem Markt, argumentiert der Energieexperte.

Ein weiterer kritischer Punkt in vielen Verträgen sei die Zahlweise. Auf Vorkasse sollten sich die Verbraucher nicht einlassen, so Krawinkel. "Da besteht ein Risiko. Wenn ein Anbieter das verlangt, signalisiert er, dass er finanziell ein wenig klamm ist." Das Geld wäre dann weg, auch wenn der Stromanbieter nicht mehr liefern könne.

Angebote mit Vorauszahlungen machen aber leider die besonders günstigen Anbieter: Auch FlexStrom, jener preisgünstige Anbieter für Ritterhude, will beispielsweise von seinen Kunden das Geld im Voraus. Wer also wirklich clever beim Strom Geld sparen will, sucht sich nicht nur einen neuen Stromanbieter, sondern verhandelt mit ihm auch gleich über die Vertragsbedingungen. Manchmal reicht auch schon ein Blick auf die Website des eigenen Stromanbieters: Kunden, die noch den Grundversorgungstarif haben, können oft ohne weiteres auf einen günstigeren Tarif ihres Anbieters umsteigen.

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