Zähneknirschend nehmen die sonst so preisbewussten Deutschen bei Strom und Gas eine Teuerungswelle nach der anderen in Kauf, die über sie hinwegschwappt. Hinzu kommt noch die EEG-Umlage zur Förderung von Ökostrom, die bis 2013 wohl auf 3,66 bis 4,74 Cent je Kilowattstunde steigen wird. Ein Haushalt mit einem Stromverbrauch von 3500 Kilowattstunden im Jahr müsste dann bis zu 166 Euro für die Förderung der erneuerbaren Energien berappen. Mehrkosten: 40 Euro im Jahr.
Doch schuld an den hohen Energiekosten ist keineswegs allein die Energiewende der Bundesregierung: Die Preise für Strom und Gas steigen seit Jahren kontinuierlich. Allein beim Strom sind die günstigsten Tarife der Grundversorger seit Dezember 2010 um 6,3 Prozent teurer geworden. Für die 3500 Kilowattstunden zahlt ein Musterhaushalt nun im Durchschnitt 915 Euro pro Jahr statt 862 Euro im Vorjahr, wie das Vergleichsportal Toptarif.de für stern.de berechnet hat. Die Gaspreise sind im gleichen Zeitraum um 7,1 Prozent gestiegen - von durchschnittlich 1049 Euro auf 1123 Euro im Jahr.
Dabei lassen sich die Preiserhöhungen durch einen Wechsel des Energieanbieters locker wieder reinholen. Wer sich aus den teuren Grundversorgungstarifen verabschiedet, kann jährlich bis zu 150 Euro bei Strom und bis zu 570 Euro beim Gas sparen. Zu diesem Ergebnis kommt die Zeitschrift Finanztest, die den Verbrauch von drei Modellfamilien in den drei Beispielstädten Köln, Leipzig und Stuttgart ausgerechnet hat. Die größte Ersparnis beim Strom im Vergleich zum örtlichen Grundversorgertarif haben demnach Wechselwillige in Stuttgart.
Bei Preiserhöhungen: Anbieterwechsel
Möglichkeiten zu wechseln gibt es mehr als genug: Mit der Liberalisierung bei Strom und Gas hat sich die Zahl der Energieanbieter vervielfacht. Hatten die Deutschen 2008 im Durchschnitt noch die Wahl zwischen 50 Stromanbietern, sind es drei Jahre später bereits Hundert. Gasanbieter gibt es bundesweit etwa 700 - Tendenz steigend. Mitunter sind selbst reine Ökostromanbieter günstiger als die örtlichen Grundversorger.
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Die Verbraucher haben also die Qual der Wahl. Dennoch zögern viele, ihren Anbieter zu wechseln: Teils aus Angst, plötzlich ohne Licht oder Heizung dazustehen. Teils, weil sie glauben, es mache keinen Unterschied, wer ihnen nun das Gas oder den Strom nach Hause liefert. Hinzu kommen Negativschlagzeilen, wie die des insolventen Stromanbieters Teldafax, der Kunden mit Dumpingpreisen köderte.
Energieexperte Holger Krawinkel vom Bundesverband der Verbraucherzentralen rät bei Preiserhöhungen dennoch zum Wechsel des Strom- oder Gasanbieters. "Klar ist, dass ein Boykott mit einem größeren Aufwand verbunden ist", sagt Krawinkel. "Ein Wechsel ist dagegen relativ einfach." Schließlich habe der Kunde bei jeder Preiserhöhung ein Sonderkündigungsrecht. stern.de sagt, worauf Sie beim Anbieterwechsel achten müssen.
Für den Wechsel genügen fünf Schritte:
1.
Sich schlau machen über seinen eigenen Verbrauch und seine eigenen Kosten. 85 Prozent der Deutschen kennen beispielsweise weder den Strompreis, den sie für die Kilowattstunde zahlen, noch die Gesamtmenge, die sie an Strom und Gas verbrauchen. Ein Blick auf den eigenen Vertrag und die letzte Abrechnung genügt, um Klarheit über die verbrauchten Kilowattstunden zu bekommen.
2. Daten vergleichen. Zusammen mit der eigenen Postleitzahl gibt man den Stromverbrauch beim Vergleichsrechner ein. Innerhalb von Sekunden lässt sich so ablesen, wie günstig der bisherige Anbieter tatsächlich ist und wie viel man durch einen Wechsel einsparen kann. Dasselbe gilt, wenn Sie Ihren Gasanbieter vergleichen wollen.
3.
Nicht auf jedes scheinbare Schnäppchen hereinfallen. Unter Verbraucherschützer gelten viele der Billigtarife wegen ihrer schwer zu durchschauenden Kostenstruktur als Mogelpackung. Vorsicht ist auch bei manchen Versorgern angesagt, die Vorauskasse oder eine Kaution verlangen. Einige Anbieter werben auch mit extrem billigen Verträgen, die dann aber für mehrere Jahre gelten sollen - ein Wechsel zu einem anderen, noch günstigeren Tarif ist damit aber für lange Zeit blockiert. "Empfehlenswerte Tarife sollten eine Mindestvertragslaufzeit von nicht mehr als zwölf Monaten haben und eine kurze Kündigungsfrist von höchstens acht Wochen", rät Finanztest.
4.
Gegebenenfalls: wechseln. Das geht in der Regel im Internet oder mit einem Telefonanruf. Der neue Anbieter übernimmt dann die Formalitäten. Das neue Unternehmen meldet Sie dann auch bei Ihrem alten Versorger automatisch ab. Allerdings müssen beim alten Vertrag die Restlaufzeit und eventuelle Sonderkündigungsfristen beachtet werden. Weitere Informationen und Beratungen bieten die Verbraucherzentralen der Bundesländer.
5.
Entspannen: Die nächste Rechnung kommt vom neuen Anbieter. Technisch muss nichts umgestellt werden. Man muss sich auch nicht sorgen, beispielsweise bei einer Pleite des neuen Anbieters plötzlich ohne Strom und Gas im Dunklen und Kalten zu sitzen. In so einem Fall ist der Grundversorger vor Ort gesetzlich verpflichtet einzuspringen.
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