Lebensmittelcheck mit Tim Mälzer Nur Bio-Lebensmittel: Kriegt man eine fünfköpfige Familie mit 155 Euro die Woche satt?

Tomaten
Alles bio
© Getty Images
Lebensmittel sind in Deutschland billiger denn je. Den Preis dafür zahlen oft die Hersteller, also die Bauern. Geht es auch anders? Und kann man sich wirklich von einem Hartz-IV-Budget ausschließlich ökologisch ernähren?

TV-Koch und Gastronom Tim Mälzer betreibt drei Restaurants in Hamburg. In seinem neuesten Restaurant "Die Gute Botschaft" möchte er am liebsten nur noch Zutaten verwenden, deren Herkunft er zurückverfolgen kann. Eine große Herausforderung, weil die Mehrkosten bei 30 bis 40 Prozent liegen. Ein Schock für Mälzer. Aber wie sieht das bei Menschen aus, die sich ökologische Lebensmittel gar nicht leisten können?

Mit einer Hamburger Familie wagt Mälzer in seinem ARD-Lebensmittelcheck den Test. 155,50 Euro sollen für eine fünfköpfige Familie für eine Woche reichen. In den Töpfen und auf den Tellern landen ausschließlich Bio-Lebensmittel. Kann man von einem Hartz-IV-Budget wirklich davon leben? Die erste Erkenntnis: Ohne Planung geht gar nichts. Aber: Die Masse macht die Schnäppchen und Bio-Saisonware ist genauso erschwinglich wie Gemüse und Obst aus konventionellem Anbau. Bio funktioniert, auch günstig, wenn man seine Herangehensweise überdenkt. 

Auch hässliches Gemüse, ist echtes Gemüse 

Problematisch ist auch, dass Erzeuger von vornherein Obst und Gemüse aussortieren müssen. Das bedeutet: Entspricht eine Kartoffel oder ein Apfel nicht der Ästhetik, die sich der Handel für den Verbraucher wünscht, landen die unförmigen Lebensmittel automatisch im Müll. Würde man auch diese Produkte in Umlauf bringen, wäre die Ware nicht nur günstiger, der Bauer würde auch noch mehr Geld verdienen.

Ähnlich sieht es beim Mindesthaltbarkeitsdatum aus. Natürlich sollte man sich daran orientieren, aber oft hilft Menschenverstand, dass die Produkte nicht im Müll landen. Riechen und probieren Sie und entscheiden Sie dann, ob das Produkt bereits in die Tonne gehört - oder noch einwandfrei in der Qualität ist.

Was kostet Bio?     

Seit den 80er Jahren sind unsere Lebensmittel so günstig wie nie. Damals wurden noch 25 Prozent des Haushaltseinkommens für Lebensmittel, heute sind es nur noch knapp zehn Prozent. Wie sieht das bei Bio-Lebensmitteln aus?

Fürs Tierwohl muss man tiefer in die Tasche greifen. Aber auch hier kann man sparen. Beispielsweise sind Rouladen oder andere Teilstücke vom Rind um fast die Hälfte günstiger als ein Entrecôte. Wer Fleisch kauft, sollte immer wieder daran denken, es zwei bis dreimal zu verwenden. Als Beispiel Hühnchenschenkel: Zuerst als Frikassee, dann aus den Knochen einen Sud kochen und übrig gebliebenes Fleisch als Suppeneinlage verwenden. Oder aber man kauft Fleisch direkt beim Bauern, dadurch spart man sich den Zwischenhändler und bares Geld.

Für Tim Mälzers neues Restaurant ist klar: Nur mit kleinen Schritten kann der Gastronom seinen Wunsch, zu 100 Prozent biologische Produkte zu kaufen, realisieren. Im Privatbereich sieht das anders aus: Mit nur 155,50 Euro kann man eine fünfköpfige Familie ausschließlich mit Bio-Produkten satt kriegen. Voraussetzung: gute Planung und Preisvergleiche. 

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Alles Lüge, oder was? - Lohnt der Griff ins Bio-Regal überhaupt noch?

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