Deutschland ist Wurst-Land, keine andere Nation isst so gerne Salami, Weiß- oder Fleischwurst. Rund 23 Kilogramm verspeist jeder Deutsche davon im Jahr. Insgesamt gibt es in Deutschland mehr als 1500 verschiedene Wurstsorten. Doch das Lebensmittel hat auch einen Haken, denn für Verbraucher ist kaum ersichtlich, was wirklich drin steckt. Wie wird die Wurst hergestellt? Welche Zutaten sind wirklich verarbeitet worden? Und: Kann billige Wurst vom Discounter mit der Qualität vom Metzger mithalten?
In der Doku-Reihe "ZDFzeit" macht Nelson Müller abermals den Test. bereits 2015 hatte er sich die deutsche Wurstlandschaft vorgeknöpft. Nun widmet er sich erneut der Wurst. Dieses Mal prüft er auch vegetarische Alternativen, Bratwurst und checkt, ob Bio wirklich immer besser ist. Darüber hinaus werfen die Doku-Macher einen Blick hinter die Kulissen der Industrie und decken deren Tricks auf.
So entsteht Veggie-Wurst
Die beliebtesten Würste sind Leberwurst mit einem Verzehr von rund 1,6 Kilogramm pro Kopf im Jahr, Fleischwurst mit rund zwei Kilogramm und an der Spitze steht Salami - mit 2,5 Kilogramm pro Jahr und Kopf. Klar, dass diese Sorten auch den Großteil des Supermarktsortiments ausmachen. Doch inzwischen boomen vegetarische Würste. Deren Trick: Sie sehen aus wie Wurst und sollen entfernt auch so schmecken, werden dabei aber ohne Fleisch hergestellt. Der Lebensmittelentwickler Sebastian Lege baut eine solche Wurst nach. Getrocknetes Hühnereiweiß, Bindemittel, Farbstoffe, "ordentlich Geschmacksverstärker" und natürlich reichlich Fett benötigt er. Doch da fehlt doch was? Na klar, das Raucharoma. Das kippt er flüssig dazu. Und fertig ist der Wurstbrei. "Was man so alles zaubern kann, ist echt ein Traum", lacht der Lebensmittelexperte. Statt aus Fleisch besteht diese Wurst nun aus Ei, Öl und Aromen. Optisch kann die Veggie-Wurst mit dem Original mithalten. Und geschmacklich? "Geschmack ist okay, aber die Konsistenz? Katastrophe!", sagt Lege.
Ist Veggie-Wurst eine Alternative? Das will Nelson Müller testen und serviert vegetarische und normale Wurst einigen Testern, die nicht wissen, was sie dort essen. Die Tester sind sich nicht einig: Einige finden die vegetarischen Würste fad, anderen schmeckt die Hühnchen-Salami nicht. Eine Veggie-Fleischwurst mit Gurke kommt gut an - und landet auf dem ersten Platz. Dahinter folgt eine Bio-Lyoner, allerdings mit Fleisch.
Was kommt in die Wurst?
Aber was kommt am Ende in die Wurst. Die Tester von Nelson Müller sind skeptisch: Sie erwarten in Würsten billige Fleischabfälle und "gemahlene Knochen". Was ist dran an dem Vorurteil, für Würste würde nur minderwertiges Fleisch genutzt? Das ZDF lässt neun Wurstsorten auf ihre Fleischqualität untersuchen: Bio-Salami (2,69 Euro pro 100 Gramm), abgepackte Supermarkt-Salami (1,99 Euro pro 100 Gramm) und Discounter-Salami für 0,55 Euro pro 100 Gramm. Auch drei Leberwürste in Bio-, Supermarkt-, und Discounter-Qualität sowie Wiener-Würstchen. Auch hier gibt es das Bio-Würstchen (1,79 Euro pro 100 Gramm), das Supermarkt-Produkt (1,24 Euro pro 100 Gramm) und Wiener vom Discounter für 0,59 Euro.
Im Labor zeigt sich, dass bei der Salami das Supermarkt-Produkt vorn liegt. Hier ist die Fleischqualität am besten, der Anteil an Muskelfleisch liegt bei knapp 94 Prozent. Bei der Bio- und Discounter-Salami sind es rund 89 Prozent. Bei der Leberwurst schneiden alle fast gleich gut ab: Rund 83 Prozent gutes Muskelfleisch sind enthalten. Bei den Wiener Würstchen gewinnt die Discounter-Wurst mit 83,5 Prozent. Die Bio-Wiener kommt auf 83,1 Prozent und die Supermarkt-Wurst auf 79,3 Prozent. Das Gesamtergebnis: Alle getesteten Würste hatten erfreulich hohe Anteile an gutem Muskelfleisch.
Tricksereien bei Wurst
Allerdings gibt es klare Kritikpunkte: Bei der Kennzeichnung darf getrickst werden - und das ganz legal. So steckt in Kalbsleberwurst auch Schweinefleisch, Schweineleber und Speck. Und in einer Geflügelsalami befindet sich auch Schweinefleisch. Kunden müssen das Kleingedruckte lesen, um herauszufinden, welche Tierarten in der Wurst stecken.
