Warum soll man sich mit aufwändigen (und teuren) Festtagsmenüs stressen, wo es beim Discounter ein perfekt zusammengestelltes Osteressen gibt? Für vergleichbar kleines Geld und dazu auch noch schnell gemacht? Damit werben Aldi und Lidl jedes Jahr. Und wie in jedem Jahr testen die Experten der Verbrauchersendung “Markt” (SWR) das Angebot. Das Verkaufsargument "günstig und einfach" kann man kaum entkräften, die Frage ist nur: Schmecken die Menüs so edel, wie es die Verkaufsverpackungen suggerieren?
Ans Werk geht Profikoch Jörg Ilzhöfer. Ihm stehen zwei Hobbyköche zur Seite. Ilzhöfer bringt es auf den Punkt: "Wir hoffen, dass das, was da drin ist, auch hält, was die Verpackung verspricht."
Preislich sehr okay
Drei Gänge gibt es. Als Vorspeise einen Garnelenring mit Dip. Als Hauptgang Lamm mit Herzoginkartoffeln und Bohnen. Den Abschluss bildet ein Fertigdessert. Der Spaß kostet bei Lidl 46,50 und bei Aldi 43,68 Euro. Aldi ist damit drei Euro billiger – kaufentscheidend ist die kleine Differenz aber nicht. Dazu kamen weitere Produkte, um die Menüs abzurunden (Zitronen, Knoblauch, Tomaten, Bohnen, Eier und Öl). Bei Lidl kamen 13,64 Euro hinzu, bei Aldi waren es 13,07. Die Rechnung bleibt bei beiden unter 60 Euro – allerdings ohne Getränke. Auf vier Personen heruntergebrochen macht das etwas mehr als 30 Euro. Das kann man auch beinahe für vier Döner ausgeben.
Kreativität tut not
Die Vorspeise – der Garnelenring (Lidl 5,99; Aldi 4,49 Euro) – war von beiden Anbietern eine Enttäuschung, wenn man ihn aus der Packung serviert. Kein Wunder. Wer Garnelen nur auftaut und dann kalt mit dem Fertigdip garniert, sollte keine Geschmacksexplosion erwarten. Aufgetaut und aus der Plastikschale verzehrt, bleibt der Genuss aus: "Etwas geschmacklos, leicht fad." Ilzhöfer ist dennoch milde gestimmt: "Das ist schon unfassbar günstig."
Mit dem fehlenden Geschmack hat Ilzhöfer gerechnet und eingekauft, um die Sache aufzupeppen. Der Profi rührt eine Aioli an, die Garnelen werden dann eine Minute mit Zwiebeln, Rosmarin, Kirschtomaten und Knoblauch in Butter geschwenkt. Und voila, jetzt stimmt es. Wohliges Stöhnen beim Verkosten. "So kommt der Garnelengeschmack besser raus." Qualität beider Discounter ist gleich, also liegt Aldi wegen des geringeren Preises vorn.
Gnadenlos beim Lamm
Als nächstes der Hauptgang. Lamm, Herzoginnenkartoffeln und fertige "Festtagssauce" aus dem Tetrapack, dazu frische Bohnen. Aldi serviert Filets, Lidl Lammlachse. Die Filets stoßen sofort auf Kritik, sie sind erkennbar nicht gut genug geputzt – hier werden zu viel Fett und Sehnen als teures Filet verkauft. Beim Hauptgang sind die Köche nicht so verzeihend.
Knallhart folgen sie den Zubereitungsempfehlungen, obwohl ihnen schon klar ist, dass es Aldi mit "Lamm gut durch" für ihren Geschmack zu trocken haben will. Acht Minuten "scharf Anbraten" sind für die kleinen Filets einfach zu viel. Danach müssen die armen Filets auch noch in den Ofen. Die fertigen Saucen mit minimalem Rotweinanteil hauen die Köche zunächst nicht vom Hocker. Später finden sie dann doch Gefallen daran. Gleichauf.
Beim Lamm liegt Lidl vorn, bei den Kartoffeln Aldi – hier meint es Lidl etwas zu gut mit der Zeit im Backofen. Als Nachspeise gibt es ein Fertigdessert mit einem Fruchtspiegel aus Erdbeeren – einfacher geht es nicht. Gläschen aufmachen und servieren. Hauptzutat bei beiden: Zucker. Hier setzte sich Aldi dank der Pistazien in der Creme vor Lidl.
Das Fazit der Hobbyköche für das ganze Menü: "Geschmacklich kann man überhaupt nicht meckern. Nein, ist gut." Sie empfehlen, zu beiden Discountern zu gehen und jeweils die besseren Produkte zu holen. Auch der Profi ist überrascht: "Ich habe gedacht, es fällt nicht so gut aus", lautet das Urteil von Ilzhöfer. "Das ist sehr anständig. Die heißen fast zurecht Deluxe- oder Gourmet-Menü."
Er würde die Zutaten anders kochen und zubereiten: "Aber sei es drum, es ist sehr ordentlich und gut." Tatsächlich eine Empfehlung. Wenn man der Fertigsauce etwas Liebe und frische Kräuter schenkt und die Garzeiten dem eigenen Geschmack anpasst, macht man hier kaum etwas falsch.