Der Mann ist ein Phänomen. Jeder, der in den letzten Jahren einen Internetzugang hatte, hat ihn schon einmal ungelenk Salz streuen sehen. Den Arm im 45-Grad-Winkel, die Hand zum Vogelschnabel gebogen, mit spitzen Fingern über den Ellbogen aufs Fleisch. Das ist der Signature-Move von Salt Bae, vielfach kopiert, vielfach karikiert. Seine Extravaganz hat den gelernten Metzger in der ganzen Welt bekannt gemacht. Für die einen ist er Kult-, für die anderen Witzfigur. Aber vor allem ist Salt Bae millionenschwer. Nusret Gökçe, so heißt der Türke eigentlich, versteht es nicht nur, sich herausragend zu vermarkten, sondern auch den Reichen und Schönen die Moneten aus der Tasche zu ziehen. Und die rennen ihn dafür auch noch regelrecht die Bude ein.
22 Restaurants betreibt Gökçe weltweit – es sind Goldgruben. Nicht nur, aber auch weil dort mitunter mit 24-karätigem Blattgold überzogene Steaks auf der Karte stehen, nach denen sich die Prominenz die Finger leckt. Fußballer Franck Ribéry war einer der ersten, der sich in Dubai den dekadenten Spaß gönnte. Das Prachtsück soll ihn 1200 Euro gekostet haben. Auch Naomi Campbell und Leonardo DiCaprio, Lionel Messi und Al Pacino sollen schon in einem seiner Restaurants gegessen haben. Die Liste der VIPs ist lang. Bei Salt Bae wird man gern gesehen, mit ihm wird man gern gesehen.
Salt Bae: Er wirkt wie ein Magnet
Allein auf Instagram folgen dem Gastronomen mehr als 47 Millionen Menschen. Dort hat sich der Mann mit der immer gleichen Sonnenbrille, den geschniegelten langen Haaren und der geschwollen Brust zur Marke hochstilisiert. Er kann breitbeinig auftreten und tut das auch. Die Geschäfte laufen. Sein Ruhm wirkt wie ein Magnet. Allein das Nusr-Et Steakhouse in London soll in den ersten drei Monaten seines Bestehens mehr als 5,4 Millionen Euro Gewinn eingebracht haben, will "The Telegraph" wissen. Das bedeutet einen Umsatz von weit über acht Millionen Euro. Und das in einer Zeit, in der die Branche wirtschaftlich zu knapsen hat. Zum Vergleich: Starkoch Gordon Ramsay hat in den vergangenen 12 Monaten fast genauso viel Verlust gemacht, wie Gökçe Umsatz.
Gökçe ist kein Mann für Niedrigpreise. Er mag's dekadent und pompös und genauso geht's auch in seinen Läden zu. Wer dort essen geht, kann sein Geld rennen sehen. Das vergoldete Steak steht in London zwar nicht mehr auf der Karte, dafür aber Wagyu-Steak. Das kostet immerhin rund 800 Euro. Lammkarree gibt's für geradezu erschwingliche 240 Euro, den Burger für "günstige" 50 Euro. Erst im vergangenen Jahr ging ein Post viral, der eine Rechnung des Restaurants über knapp 44.000 Euro zeigt, darunter ein Baklava für rund 470 Euro. Laut "The Telegraph" soll der Manager des Londoner-Steakhouses zu der Kritik, die sich infolge entspann, trocken gesagt haben: "Diese Preise findet man überall in London. Der Service und die Qualität, die wir bieten, sind extrem hoch."
Ob die Qualität die Preise rechtfertigt, darüber scheiden sich die Geister. Von den Gastro-Kritikern hagelte es für das Londoner Restaurant jedenfalls Verrisse am laufenden Band. Und auch auf Tripadvisor bekommt das Steakhouse Schelte. Es wird gerade einmal mit 2,5 von 5 möglichen Sternen gewertet. Dort ist von Kommentaren wie "Einmal und nie wieder" und "Sehr schlecht. Und zwar alles" zu lesen. Dem Geschäft scheint das aber alles andere als zu schaden. Der Hype ist noch nicht vorbei.
Quelle: The Telegraph, Tripadvisor, The Guardian