"Doppelt kocht besser" "Da wird die Möhre mit dem Löffel geschält": Starkoch Alex Kumptner über seine Kochshow voller Nichtskönner

Der Wiener Starkoch Alexander Kumptner ist unter anderem aus Shows wie "The Taste" bekannt.
Der Wiener Starkoch Alexander Kumptner ist unter anderem aus Shows wie "The Taste" bekannt.
In seiner neuen Kochshow "Doppelt kocht besser" lässt der Wiener Alex Kumptner Menschen an den Herd, die gar nicht kochen können – angeleitet vom Partner über einen Knopf im Ohr. Ein Gespräch über ein hitziges Experiment und starke Nerven.

Herr Kumptner, Ihre neue Kochshow "Doppelt kocht besser" ist ein Format für Menschen, die nicht kochen können. Geht das in Richtung Pleiten, Pech und Pannen?
Es ist ein Unterhaltungsformat und keine übliche Kochshow, in der eine Person aktiv kocht, die das Knowhow hat. Es funktioniert mehr wie stille Post. Drei Paare treten gegeneinander an. Ich gebe das Rezept vor und jeweils derjenige, der kochen kann, leitet dann den, der nicht kochen kann über einen Knopf im Ohr an. Am Ende kommt oft ein komplett anderes Gericht heraus. Das ist sehr witzig, zum Beispiel wenn der Anleitende plötzlich nicht mehr weiterweiß. Oder die Köche etwas umsetzen sollen, was schwer mit Worten zu erklären ist, wie das Formen von Grießnockerln über dem Löffel.

Worin liegt der Reiz einer solchen Sendung?
Die Sendung menschelt sehr. Klar, das Kochen gibt den Rahmen. Aber das wirklich Spannende ist für mich der zwischenmenschliche Umgang zweier Personen, die sich nahestehen: Liebespaare, Freunde, Geschwister. Da kommt es zu Situationen, die man selbst kennt, die man nachvollziehen kann, in denen man mitfiebert, Sympathien und Antipathien hegt. Und auch mal denkt: Achso, ja, so ist das bei uns auch. Das ist das, was mich begeistert.

Wie schlecht muss man kochen können, um in Ihre neue Kochshow eingeladen zu werden?
Man muss gar nicht superschlecht kochen können. Wenn nur kulinarische Analphabeten in der Show dabei wären, wäre es doch schwierig. Die Mischung macht’s. Es gibt auch Paarungen, da will einer dem anderen nur einmal zeigen, wie viel Arbeit es macht, aktiv am Herd zu stehen. Bei manchen vermeintlichen Schlechtkochern kristallisiert sich im Tun heraus, dass sie vielleicht gar nicht so talentfrei sind. Aber klar, es gibt auch die extremen Härtefälle. Da wird dann die Möhre mit dem Löffel geschält. Die sind natürlich das Salz in der Suppe.

Es hat schon etwas von einem verkappten Sozialexperiment …
Es ist ein bisschen wie Autofahren mit einem schlechten Beifahrer, der permanent reinquatscht und nur klugscheißt. Jeder kennt das, jeder geht damit anders um. So ist es in der Show auch. Ich erinnere mich an ein Paar in der Sendung, da war sie die Anleiterin und hat ihn die ganze Zeit zugetaktet. Ich würde aus der Haut fahren. Aber er ist ganz ruhig geblieben: 'Ja, ja, Schatzi. Ich mach das, Schatzi.' Da hat man richtig gemerkt, warum die beiden ein Paar sind. Sie gibt richtig Stoff und er folgt ihren Anweisungen, fühlt sich in der Rolle aber ganz wohl. Manchmal wird es aber auch richtig turbulent.

Die Emotionen kochen hoch?
Gerade bei Liebespaaren sieht man das. Die sind am Anfang total harmonisch, am Ende wird gebuzzert. Da fallen Sätze wie: 'Du kommt nie wieder in meine Küche!'

Klar. Wenn man sowieso schon gestresst ist und dann wird man auch noch permanent belehrt, sogar angeschrien. In dieser Wettbewerbssituation grenzt das schon fast an Psychoterror. Eine Sicherheitsfrage: Wie scharf sind die Messer in den Showküchen?
Sehr scharf.

Oh. Aber Spaß beiseite. Es wird sicher auch mal hitzig, oder?
Wenn der Partner oder die Partnerin zu sehr nervt, können die Köch:innen den Buzzer drücken, dann ist eine Minute lang Ruhe. Und der wird auch tatsächlich nicht aus Spaß gedrückt, sondern aus einer puren Emotion heraus. Die hauen da teilweise richtig mit Power drauf, weil sie denken: 'Jetzt lass mich mal in Ruhe!' Bei manchen von den Partner:innen hätte ich zu diesem Zeitpunkt schon fünfmal gebuzzert. Lustig ist es natürlich, wenn das Mikrofon später wieder angeht, dann gehen nämlich die Rechtfertigungen und Vorwürfe los.

Gibt es Momente, in denen sie am liebsten eingreifen würden?
Kulinarisch auf jeden Fall. Wenn zum Beispiel jemand die Semmel in Wasser einweicht und dann fünf Minuten lang versucht, daraus einen Knödel zu formen, weil sich der oder die Anleitende das Rezept nicht richtig gemerkt hat. Da würde ich gern hingehen und sagen: Mein Gott, lass es doch einfach bitte bleiben.

Und menschlich?
Meistens bin ich auf der Seite der Köch:innen, die unten stehen und alles geben. Denn wenn die Anleitenden nicht weiterwissen, tendieren sie dazu, chaotisch zu agieren und es kommt gar keine klare Ansage mehr. Die Köch:innen kennen sich dann gar nicht mehr aus, und es kommt nur noch Blödsinn raus. Die Schuld wird aber natürlich bei dem gesucht, der am Herd steht. Lustigerweise ist es oft so, dass die mit dem meisten Knowhow, auch am verbissensten sind und sich vergaloppieren. Da muss nur eine Komponente misslingen, und es wirft sie komplett aus der Bahn. 

Wie viele Paare fahren nach Drehschluss noch gemeinsam nach Hause?
Eigentlich umarmen Sie sich am Ende immer. Aber manchmal denke ich mir schon: Okay, auf der Heimfahrt wird wohl noch viel diskutiert. Da war zum Beispiel dieses Ehepaar. Am Schluss wollte die Frau noch ein Foto machen. Ich dachte, es geht um ein Gruppenfoto mit ihrem Mann. Aber nein. Sie meinte, mit dem spreche sie jetzt erst einmal nicht mehr.

Herrje. Jetzt aber zu etwas Positiverem. Was war Ihr bisheriges Highlight in der Show?
Das war ein Enkelin-Oma-Gespann. Sie wollte ihrer Enkelin das Kochen einfach näherbringen und war dermaßen entzückend. Sie sind so wunderbar miteinander umgegangen, da war nichts laut, nichts kreischend. Inmitten des ganzen Tumultes war das einfach nur schön zu sehen, wie zwei Menschen auch miteinander umgehen können. Ich habe den beiden wahnsinnig gern zugeschaut. Ich würde selbst gern einmal mit den Zweien kochen.

Am Ende der Show kosten und bewerten auch Sie die Gerichte. Wie schmeckt’s denn so?
Ich bin jetzt wirklich ehrlich: Das ist oft viel besser als es wirkt. Ich frage mich selbst manchmal, wie sie das hinbekommen haben.

Die Kochsendung "Doppelt kocht besser" mit dem österreichischen Starkoch Alexander Kumptner ist montags bis freitags um 19 Uhr auf Sat.1 zu sehen.

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