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"Smart Oven Pizzaiolo" Wie ich dem Hype um die Pizzaöfen für zu Hause verfiel, mir ein 800-Euro-Gerät besorgte und erstmal scheiterte

In 2 Minuten fertig: Tomaten-Büffelmozzarella-Pizza aus dem Pizzaiolo
Dieses Prachtstück einer Tomaten-Büffelmozzarella-Pizza war nur zwei Minuten im "Smart Oven".
© privat
Als alle um mich herum zu Pizzabäckern mutierten und sich Öfen für den Hausgebrauch anschafften, schmunzelte ich noch. Dann kostete ich eine Pizza und war neidisch. Also holte ich mir den "Pizzaiolo" zum Test. Vom Entstehen einer Liebe mit Hindernissen.

Es begann im letzten Jahr. Plötzlich sah ich auf allen Social-Media-Kanälen nur noch Pizza. Während manche noch am perfekten Pandemie-Bananenbrot bastelten, entwickelte sich damals im Hintergrund schon der Hype um Pizzaöfen für den Hausgebrauch. Und viele meiner Freunde – hippe Großstädter, die sie nun mal sind – reihten sich in vorderster Reihe ein. Gespräche über Literatur, Philosophie, Politik waren out. Topic der Stunde war: Teig. Die Selfmade-Neu-Pizzabäcker, alles Männer wohlgemerkt, fachsimpelten über das perfekte Mehl, Gehzeiten des Teigs, Fluffigkeit der Konsistenz. Mitreden konnte nur, wer zum exklusiven Zirkel der Ofen-Besitzer gehörte. Die Öfen sind, muss man sagen, durchaus eine Luxus-Spielerei. Luxus, weil man für die Teile mitunter ein paar Hundert Euro hinblättert. Da muss man Pizza schon wirklich lieben.

Nur um ab und zu mal eine leckere Pizza ("lebensverändernd" behaupteten zwar manche) auf den Teller zu bekommen, waren mir meine Moneten zu schade. Neidisch war ich trotzdem, ich geb’s zu. Deswegen habe ich mir einen ausgeliehen – zum Testen. Und zwar nicht etwa ein günstiges Einsteigergerät, sondern den Ferrari unter den Pizzaöfen für zu Hause, den "Smart Oven Pizzaiolo" von Sage Appliances. Kosten: laut Hersteller knapp 800 Euro.

Pizza Amore

Der Wow-Effekt ist da, keine Frage. In rasender Geschwindigkeit sind die Pizzen, ob von der Platte oder aus der Pfanne, auf den Punkt fertig und je nach Gusto mal knusprig, mal mit luftigem Rand und optisch definitiv Angebermaterial. Das bekommt ein normaler Standard-Backofen nicht hin. Kein Wunder, dass die Online-Bewertungen geradezu vor Euphorie triefen. "Ich bin in Süditalien aufgewachsen und ich kann endlich zuhause eine Pizza machen (weit weg von Italien), die mich daran erinnert, was ich früher gegessen habe. Sicher, es ist kein Holzofen, aber das nächstbeste …", schreibt ein Nutzer. Ein anderer meint: "Geniales Teil, beste Pizza, die wir jemals gegessen haben!"

Soweit würde ich nicht gehen. Ich habe schon verdammt gute Pizzen gegessen – von Menschen, die gelernt haben, diese professionell zuzubereiten. Der Ofen kann nur für den gewünschten Knuspergrad, die richtige Bräunung, den perfekten Gargrad sorgen. Wie gut sie aber schmeckt, liegt immer noch auch am Koch, der Pizzasauce, dem Belag und natürlich dem richtigen Teig. Aber: Die Pizzen waren tatsächlich die besten, die jemals à la Tina auf die Teller kamen. Mit einem normalen Backofen – zumindest meinem Standard-Gerät – ist nicht einmal annähernd ein solches Ergebnis zu schaffen. Ähnlich gut, wenn nicht besser, bekommen es aber auch meine geübten Freunde mit dem Konkurrenzprodukt von "Ooni" hin. Das gasbetriebene Modell, das sie nutzen, ist zwar nur etwas für den Outdoor-Betrieb, kostet dafür aber auch weniger als die Hälfte.

Zu den Fakten: Der "Pizzaiolo" schafft es auf bis zu 400 Grad – eine authentische Holzofenpizza backt er in nur zwei Minuten. Je nach Voreinstellung (es gibt sieben) benötigt er aber auch 10 bis 20 Minuten, bis er auf Betriebstemperatur ist. Mit dem manuellen Modus kann man außerdem die Obertemperatur und die Temperatur der Bodenplatte individuell einstellen, die Energieverteilung der oberen Heizstäbe angepasst werden. Das ist aber eher etwas für Fortgeschrittene. Eine Pizzaschaufel und eine Pizzapfanne werden als Zubehör mitgeliefert. Das ist praktisch. Bei dem Preis aber auch kein Geschenk.

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Alles Übungssache

Liebe auf die erste Pizza war’s nicht. Eher auf die dritte, vierte. Denn meine erste Steinofenpizza Marke Eigenbau war definitiv nichts zum Vorzeigen. Am Ofen lag das aber eher nicht, sondern an der Schludrigkeit der Pizzabäckerin. Bei so manchen Nebensätzen aus Erfahrungsberichten anderer wie "man benötigt zwar ein bisschen Übung, aber …" hätte man aufhorchen können. Hätte. Ich hingegen ging relativ unbedarft an die Sache, vielleicht auch ein wenig zu euphorisch und habe einfach losgelegt, dabei das Bohei um den Teig unterschätzt.

Das Ergebnis war, gelinde gesagt, desaströs. Der Premierenteig war zu klebrig, der Belag zu schwer. Gleich zwei No-Go’s. Denn normalerweise sollte sich die Pizza mit elegantem Schwung von der Schaufel auf die Platte schubsen lassen. Meiner aber pappte fest, ich musste nachhelfen. Der Teig riss und zu allem Übel schwappte der Belag an den Seiten über. Bei 400 Grad heißt das nichts Gutes. Die Soße brannte in der nagelneuen Platte ein, es qualmte gehörig. Statt nach zwei Minuten in die Pizza zu beißen, musste erst einmal die Wohnung gelüftet werden.

Blick in den Pizzaiolo-Ofen
Der erste stümperhafte Versuch hat Spuren am Ofen hinterlassen. Danach konnte es nur besser werden. 
© privat

"Du steigst doch auch nicht ohne Führerschein in einen Rennwagen", wurde ich im Nachgang von einem erfahrenen Pizza-Freund gerügt. Der Vergleich hinkte natürlich. Aber ein genauerer Blick in die Bedienungsanleitung hätte schon geholfen: "Verwenden Sie genau die richtige Menge an Mehl und Grieß, damit die Pizza nicht an der Schaufel haften bleibt." Fehler eins. "Wenn Sie zu viel verwenden, verbrennt das überschüssige Mehl auf der steinernen Bodenplatte und der Pizzaboden wird bitter und gelblich". Stimmt. "Das überschüssige Mehl führt zudem zu einer stärkeren Rauchentwicklung und es besteht erhöhte Brandgefahr nach dem Herausnehmen der Pizza". Ups.

Einmal alles neu, bitte

Klar, der Ofen ist ein Gebrauchsgegenstand. Von der vermeintlich kinderleichten Bedienung, theoretisch muss man nur am Rädchen drehen, das entsprechende Icon auswählen, und die Sache ist geritzt, sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Der Pizzastein, der dafür sorgt, dass der Boden krosser wird als jeder Standard-Ofen es jemals schaffen könnte, ist eine Diva. Der Stein will mit dem ihm angemessenen Respekt behandelt werden. Wohl dem, der das verstanden hat. Denn nach einem Saucen-Unglück wie dem meinigen hat man ein Problem.

Normalerweise genügt es, die Steinplatte nach Gebrauch mit einem weichen, feuchten Schwamm abzuwischen. So bekommt man zwar nicht alle Flecken aus der Platte, das ist aber auch gar nicht vorgesehen. Je öfter man den Ofen verwendet, desto deutlicher zeichnen sich die Gebrauchsspuren auf der Platte ab. Diese Patina ist normal und gehört dazu. Geht aber zu viel daneben, dann wird’s brenzlig. Reinigen darf man erst, wenn Ofen und Zubehör komplett abgekühlt sind, das Gerät vom Strom ist. Und dann auch nur vorsichtig. Einweichen darf man die Steinplatte ebenfalls nicht, und auch in der Spülmaschine hat sie nichts zu suchen. Reste, die sich durch die "Soft"-Reinigung nicht entfernen lassen, brennen sich in die Platte ein, werden beim nächsten Backvorgang erneut erhitzt ­– und fackeln ab. Das kann ziemlich qualmen. Auch Flammen sind möglich.

Übrigens – ähm – eine Hilfestellung liefert der Anbieter gleich mit. Das Rezept für den "perfekten neapolitanischen Pizzateig" findet sich in der Gebrauchsanweisung. Bis der einsatzbereit ist, dauert es zwar mindestens sieben Stunden, es lohnt sich aber. Ich spreche aus Erfahrung.

Pizza

Dickes Ding

Auch ein "handlicher" Pizzaofen ist eben noch ein Pizzaofen – und nicht etwa ein Sandwich-Maker, den man nach Gebrauch wieder schön im Karton ganz oben im Regal deponieren kann, wo er bis zum nächsten Einsatz ein Schattendasein fristet. Nö, der "Pizzaiolo" will gesehen werden und sucht sich seinen prominenten Platz in der Küche, das geht gar nicht anders. Das Stück ist fast einen halben Meter breit und tief, noch einmal etwa 30 Zentimeter hoch. Dazu kommt, dass der Ofen freistehen muss, mindestens 10 Zentimeter an den Seiten und 15 nach oben sollte Luft bleiben.

Außerdem bringt der Pizzaofen ordentlich Gewicht mit – laut Hersteller 17 Kilogramm. Ein Brummer, den man nicht ständig hin- und herhieven möchte. Wohl dem also, der eine eher luftige Küche hat, um den Ofen angemessen in Szene zu setzen. Chic ist er, keine Frage. Das Design mit den abgerundeten Ecken ist modern, zudem ist er aus rostfreiem Edelstahl gefertigt, was ihm ein extrem hochwertiges Antlitz verleiht.

"Pizzaiolo"-Fazit

Als der Rauch einmal verzogen war, war’s lecker. Das Gerät hält, was es verspricht, wenn man sich entsprechend Mühe gibt und beim Backen nicht ähnlich en passant zur Sache geht wie beim Aufwärmen einer Fertigpizza. Die kann man in dem "Pizzaiolo" übrigens auch auf die Platte legen, sich das Gerät aber nur dafür anzuschaffen, wäre zu dekadent. 

Auf Partys macht das Teil was her, keine Frage. Und auch Haushalte mit hohem Pizzakonsum dürften an dem Genuss-Plus, den so ein Ofen bringt, ihre Freude haben. Ein 800-Euro Ofen ist nichts, was einfach mal so als Beifang während des Wocheneinkaufs im Einkaufswagen landet. Das ist eine Investition. Ob es auch ein günstigeres Gerät tut, sei jedem selbst überlassen. Ich für meinen Teil, investiere das Geld lieber in Pizza von meinem Lieblingsitaliener. Ich hab’s mal durchgerechnet, bei meinem Bedarf komme ich mit dem Geld ein paar Jahre durch.

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