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Vorwürfe gegen das Berliner Kempinski Hotel Bristol Regisseur Claude Lanzmann: "Israel existiert hier nicht"

Der französische Filmemacher Claude Lanzmann beschuldigt das Kempinski Hotel Bristol in Berlin, Israel absichtlich von einer Telefonliste genommen zu haben. Das Unternehmen wehrt sich.

Eigentlich war der französische Filmemacher Claude Lanzmann ("Shoah", "Sobibor") nach Berlin gekommen, um von seiner Ex-Frau Abschied zu nehmen. Die Schriftstellerin Angelika Schrobsdorff, die mit dem heute 90-Jährigen in den 1970ern verheiratet war, ist vor knapp zwei Wochen in der Hauptstadt gestorben. Beide sind Holocaust-Überlebende. Lanzmann hat bedeutende Filme - mit "Shoah" wohl DEN bedeutendsten - über das Thema gedreht, Schrobsdorff schrieb unvergessliche Bücher. 

Nun endet Lanzmanns Berlin-Reise mit einem Skandal um das Luxushotel Kempinski Bristol am Kurfürstendamm. Und Geschichte und Gegenwart scheinen aufs Schmerzhafteste zu kollidieren.

"Israel existiert hier nicht"

"Israel existiert hier nicht" heißt ein Artikel von Claude Lanzmann, der nun in der "FAZ" erschienen ist. Darin erhebt er schwere Vorwürfe gegen das Hotel. Denn auf der in jedem Zimmer ausliegenden Liste mit den internationalen Vorwahlnummern sei Israel "ausradiert" worden, so Lanzmann. Das habe ihm ein Mitarbeiter des Hotels bestätigt.

"Wir sind in Berlin, im August 2016, im Hotel Kempinski, und Israel existiert nicht. Israel fehlt auf der Liste der Länder, die man aus dem Zimmer direkt anrufen kann", schreibt der Regisseur.

Daraufhin habe er sich "voller Angst und Empörung" zur Rezeption begeben und nach einem Verantwortlichen gefragt: "Ein durchaus freundlicher Mann kam und sagte mir: 'Monsieur, es macht mich glücklich, dass Sie diese Frage aufwerfen. Ich bin selbst Jude, es handelt sich bei der Maßnahme um eine bewusste Entscheidung der Direktion des Kempinski-Hotels, gegen die wir leider machtlos sind.'" Der Grund? "Die Mehrheit unserer Kundschaft sind Araber, und sie haben verlangt, dass Israel gestrichen werde", habe der Mann gesagt.

Alles möglich

Er sei "zutiefst schockiert", so Lanzmann. "Es war grauenhaft. Alles um mich herum schien wieder möglich zu werden. Nicht nur die Auferstehung des Nationalsozialismus. Auch alle seine zeitgenössischen Ausformungen, zu denen die Terroranschläge (...) gehören." Er wolle die Menschen informieren und dazu auffordern: "Handelt ohne Umschweife. Denn man kann nicht gegen den arabischen Terrorismus kämpfen und gleichzeitig erlauben, dass in einem der nobelsten und wichtigsten Hotels in Berlin Israel ausgemerzt wird. Israel ausmerzen heißt zu verlangen, dass die Israelis ausgemerzt werden. Dass man sie tötet."

Kein dezidierter Grund

Auf Anfrage des stern im Hotel Kempinski Berlin gab es folgende Stellungnahme: "Bezugnehmend auf den Artikel von Claude Lanzmann in der FAZ vom 11. August möchten wir betonen, dass es seitens der Kempinski AG keinerlei Vorgaben in Bezug auf Telefonlisten gibt, die den Gästen auf den Zimmern zur Verfügung gestellt werden. Das Infoblatt im Bristol enthielt 35 von insgesamt 193 weltweiten Vorwahlen. Es gab keinen dezidierten Grund, dass das Land Israel auf der Liste im Hotel Bristol nicht benannt war, und die Vorwahl Israels ist dort selbstverständlich ergänzt worden. Wir bedauern es aufrichtig, wenn die Gefühle von Herr Lanzmann verletzt worden sind. Grundsätzlich sind in allen Kempinski-Hotels alle Menschen herzlich willkommen."
Außerdem habe man gerade in Tel Aviv ein Hotelprojekt unterzeichnet. "Dieses Hotel soll über 220 Zimmer und Suiten verfügen und voraussichtlich 2019 fertiggestellt sein."

Ob Lanzmann mit dieser Erklärung zufrieden ist, ist nicht bekannt. 

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