Viele Erdbebenopfer in Haiti warten weiter auf Hilfe, während das wahre Ausmaß der Katastrophe immer mehr ans Licht kommt. Unter chaotischen Umständen begann am Wochenende die Verteilung der Lebensmittel durch Uno und Hilfsorganisationen. Die Staatengemeinschaft kündigte weitere Anstrengungen an, um der Lage Herr zu werden und den verzweifelten Menschen in dem zerstörten Land zu helfen.
Nach tagelangen Anstrengungen kämpften sich die Helfer am Samstag bis in Gebiete außerhalb der Hauptstadt Port-au-Prince vor. In Leogane, rund 17 Kilometer westlich der Hauptstadt, sind ganze Straßenzüge von zerstörten Häusern. "Hier ist das Epizentrum des Bebens und viele, viele Tausend sind tot", sagte ein Sprecher des Welternährungsprogramms (WFP) der Uno. Es sei praktisch jedes Haus zerstört, Militärs gingen von bis zu 30.000 Todesopfern aus.
Spendenkonten
Mehr als 50.000 Menschen sind bei dem schweren Erdbeben in Haiti ums Leben gekommen. Unzählige sind obdachlos, verletzt und hilfsbedürftig. Wenn Sie für die Opfer der Naturkatastrophe spenden wollen, finden Sie hier eine Liste mit Hilfsorganisationen, die vor Ort die Bedürftigen unterstützen.
Gesamte Spitze der UN-Mission ist tot
Unter den Toten ist auch die gesamte Spitze der UN-Mission in Haiti (MINUSTAH). UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon bestätigte am Samstag, der Missionschef Hedi Annabi aus Tunesien, dessen Stellvertreter Luiz Carlos da Costa und der UN-Polizeichef in Haiti, der Kanadier Doug Coates, seien tot aus den Trümmern geborgen worden. Zu Beratungen über die Lage tritt am Montag in New York der UN-Sicherheitsrat zusammen, wie das mexikanische Außenministerium mitteilte. Eine UN-Sprecherin hatte die Erdbebenkatastrophe in Haiti zuvor als größte humanitäre Katastrophe in der Geschichte des Staatenbundes bezeichnet.
Angesichts der zerstörten Infrastruktur und der ebenfalls weitgehend vernichteten staatlichen Strukturen gibt es über die Zahl der Opfer nur Schätzungen. Haitis Ministerpräsident Jean-Max Bellerive sagte, bislang seien 25.000 Tote geborgen und beerdigt worden. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte, es sei auch mindestens ein Deutscher unter den Toten. Die "Bild am Sonntag" berichtete unter Berufung auf eine Internetseite seiner Familie, dass es sich dabei um den 28-jährigen Christoph Redeker handeln soll. Der junge Mann habe zum Zeitpunkt des Erdstoßes auf der Terrasse des Hotels Montana in der Hauptstadt Port-au-Prince gestanden. Das Auswärtige Amt hat mittlerweile bestätigt, dass es sich bei dem toten Deutschen um den Hamburger handelt.
Lange Schlangen an Ausgabestellen für Essen
Am Sonntag wurde UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon in Haiti erwartet, um sich ein Bild von der Situation zu machen und den Menschen seine Solidarität zu bekunden. Vorangegangen war ein Besuch von US-Außenministerin Hillary Clinton, die den Haitianern am Samstag langfristigen Beistand zusicherte: ""Wir werden heute, morgen und in Zukunft hier sein." Die umfangreichen Hilfsanstrengungen der Staatengemeinschaft begannen am Wochenende langsam Form anzunehmen. Das WFP richtete Ausgabestellen für Lebensmittel ein, an denen sich lange Schlangen bildeten. Der Koordinator des Roten Kreuzes, Mauricio Bustamante, sagte, seine Organisation habe 15 Flugzeugladungen Hilfsgüter eingeflogen die von 19 Hubschraubern stetig abgeworfen würden.
Mi Buschmessern magere Ration verteidigt
Bis die Hilfe bei allen 1,5 Millionen Obdachlosen ankommt, dürfte es aber noch dauern. Ein AFP-Korrespondent sah, wie ein US-Hubschrauber ein halbes Dutzend kleiner Kartons mit Hilfsgütern über einem Stadion voller hungernder Menschen abwarf. Viele versuchten, sich mit dem Einsatz von Buschmessern einen Teil dieser mageren Ration zu sichern. Nach Angaben der Uno versuchen viele Menschen angesichts der zunehmenden Gewalt und des Verwesungsgestanks in der Hauptstadt in andere Landesteile zu fliehen. In Washington räumte US-Präsident Barack Obama ein, die Verteilung der Hilfsgüter sei eine "enorme Herausforderung". Die Hilfeleistungen würden "Monate und Jahre" laufen. "Wir stehen der Bevölkerung von Haiti bei, die eine so unglaubliche Widerstandsfähigkeit gezeigt hat, und wir werden ihr helfen, von vorne zu beginnen und wiederaufzubauen", sagte Obama. Gemeinsam mit seinen Amtsvorgängern George W. Bush und Bill Clinton rief er seine Landsleute zu Spenden für Haiti auf. Die USA hätten eine der größten Hilfsaktionen in ihrer Geschichte gestartet.