Die Bandengewalt im Karibikstaat Haiti ist nach Angaben der Vereinten Nationen weiter eskaliert. Alleine in der vergangenen Wochen seien mindestens 150 Menschen getötet, weitere 92 verletzt und rund 20.000 vertrieben worden, erklärte UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk am UN-Sitz in New York. In Haitis Hauptstadt Port-au-Prince würden zudem geschätzte vier Millionen Menschen "faktisch als Geiseln gehalten", da Banden fast alle Hauptverkehrsstraßen in der Stadt kontrollierten.
UN-Menschenrechtskommissar Türk verwies zudem auf Berichte über Selbstjustiz gegen Gangmitglieder. Der Polizeisprecher von Port-au-Prince, Lionel Lazarre hat erklärt, Polizisten und Einwohner hätten mindestens 28 Mitglieder krimineller Banden getötet.
Friedensmission für Haiti gefordert
Dazu kommt, dass Haiti aktuell keine echte Regierung mehr hat, stattdessen amtiert ein Übergangsrat. Angesichts der Entwicklung in Haiti fordern die USA, die im Land stationierte UN-Polizeimission zu einer Friedensmission auszuweiten. Die USA reagieren damit auf eine Anfrage, die der haitianische Übergangsrat an den UN-Sicherheitsrat gerichtet hatte.
Für die Umwandlung in eine Friedensmission sollten die "finanziellen, personellen und logistischen Strukturen der Vereinten Nationen" genutzt werden, erklärte die stellvertretende US-Botschafterin bei der Uno, Dorothy Shea. Dem US-Appell hat sich auch der Vize-UN-Botschafter Ecuadors, Andrés Efren Montalvo Sosa, angeschlossen. Ecuador ist derzeit eines der zehn nichtständigen Mitglieder des 15 Staaten umfassenden UN-Sicherheitsrats.
Im Sicherheitsrat blockieren China und Russland
Im Sicherheitsrat gibt es weitere Befürworter einer UN-Friedensmission in Haiti. Doch die Vetomächte Russland und China sind dagegen.
Haiti steckt seit Jahren in einer schweren Krise, zu der neben Bandengewalt auch politische Instabilität und wirtschaftliche Not beitragen. Der Inselstaat hat zehn Millionen Einwohner. Infolge der Bandengewalt sind bereits Hunderttausende in ruhigere Teile des Landes geflohen. UN-Angaben zufolge sind Entführungen und sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen an der Tagesordnung.