Neue Erkenntnisse Drohnensichtungen über Kraftwerk, Klinik und Werft in Kiel

Über diesem Kraftwerk sollen Drohnen geflogen sein. (Archivbild) Foto: Frank Molter/dpa
Über diesem Kraftwerk sollen Drohnen geflogen sein. (Archivbild) Foto
© Frank Molter/dpa
Spähten Flugobjekte gezielt kritische Infrastruktur in Schleswig-Holstein aus? Die Behörden prüfen nach Berichten über Drohnen-Sichtungen den Verdacht auf Spionage.

Nach Drohnensichtungen prüfen die Behörden den Verdacht, wonach Drohnen kritische Infrastruktur in Schleswig-Holstein ausspioniert haben. Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, sollen Drohnen gezielt ein Kraftwerk in Kiel, das Universitätsklinikum und die U-Bootwerft TKMS überflogen haben. Dies deckt sich mit Informationen der Deutschen Presse-Agentur.

Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) will sich am Nachmittag (14.00 Uhr) im Innen- und Rechtsausschuss des Landtags in Kiel zu den Sichtungen äußern. Ende vergangener Woche hatte sie erklärt, "unter anderem aufgrund der jüngsten Vorkommnisse in Dänemark und anderen europäischen Ländern befindet sich Schleswig-Holstein mit Bund und Bundeswehr in intensiver und fortlaufender Abstimmung". Dabei werde auch dem Verdacht auf Spionage und Sabotage nachgegangen.

Flugobjekte auch über Kieler Förde beobachtet

Wie das Nachrichtenmagazin unter Verweis auf einen internen Vermerk berichtet, schwebten am Donnerstag kurz nach 21 Uhr zunächst zwei kleine Drohnen über dem Werksgelände der Marinesparte von Thyssenkrupp. Kurz darauf wurde über dem Universitätsklinikum ein "Drohnenverbund mit Mutterdrohne" gesichtet. Kurz nach 22 Uhr tauchte eine ähnliche Formation über dem Gaskraftwerk an der Kieler Förde und am Nord-Ostsee-Kanal auf.

Außerdem wurden später eine große stationäre Drohne und mehrere kleine Flugobjekte über der Kieler Förde beobachtet. Wie der "Spiegel" unter Berufung auf Sicherheitskreise schreibt, wurden auch das Kieler Landeshaus, Sitz des Landtags, und offenbar auch die Raffinerie in Heide überflogen, die unter anderem den Flughafen Hamburg mit Kerosin beliefert. In dem Vermerk ist demnach davon die Rede, dass die Drohnen in parallelen Bahnen flogen, offenbar um die Einrichtungen am Boden genau zu vermessen. Zudem wurden Teile des Nord-Ostsee-Kanals überflogen.

Drohnenabwehr

Innenministerin Sütterlin-Waack hat bereits angekündigt, dass Schleswig-Holstein derzeit auch in Abstimmung mit anderen norddeutschen Ländern die Drohnenabwehr verstärkt. Für sie ist der Ausbau der Drohnenabwehr eine gesamtstaatliche Aufgabe, bei der Bundesregierung, Bundeswehr und Länder ihre Bemühungen verstärken müssten.

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Schleswig-Holsteins FDP-Landtagsfraktionschef Christopher Vogt forderte, Bundeswehr, Bundespolizei und Landespolizei müssten jetzt sehr schnell gemeinsame Lösungen finden, um solche Drohnenüberflüge zukünftig unterbinden zu können. Das dürfe nicht an Zuständigkeitsfragen scheitern. "Es braucht schnellstmöglich sehr schlagkräftige Anti- Drohnen-Einheiten von Bund und Land."

Mehrfach hatten Drohnen in der vergangenen Woche den Luftverkehr in Dänemark gestört und für Verunsicherung und Chaos gesorgt. Drohnen, die bei sogenannten hybriden Angriffen verwendeten werden, haben sich in der Vergangenheit als teils unempfindlich gegen elektronische Störmaßnahmen erwiesen. 

Beim Abschuss stehen die Sicherheitsbehörden und das Militär vor einer schwierigen Abwägung: Welche Gefahr ist größer, die des Waffeneinsatzes gegen die Drohne oder die Bedrohung durch die Drohne selbst? Schließlich könnte der Flugkörper über besiedeltem Gebiet abstürzen und Schäden verursachen. 

In der Bundeswehr will der Generalinspekteur Carsten Breuer schnell neue Waffensysteme zur Abwehr von Drohnen zum Einsatz bringen. "Eines ist für mich klar: Am Ende wird es vermutlich darauf hinauslaufen müssen, dass wir Drohnen gegen Drohnen einsetzen", sagte Deutschlands ranghöchster Soldat der dpa.

dpa

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