Studie des Kinderhilfswerks Schleswig-Holstein bei Kinderrechten auf "sehr gutem Weg"

Schleswig-Holstein liegt bei Kinderrechten bundesweit in der Spitzengruppe der Bundesländer. Foto: Christoph Soeder/dpa
Schleswig-Holstein liegt bei Kinderrechten bundesweit in der Spitzengruppe der Bundesländer. Foto
© Christoph Soeder/dpa
Im nördlichsten Bundesland werden die Rechte von Kindern und Jugendlichen laut dem Kinderhilfswerk gut berücksichtigt. Dennoch gebe es weiter Verbesserungsbedarf.

Schleswig-Holstein ist bei der Umsetzung von Kinderrechten aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerk auf einem sehr guten Weg. Das ist das Ergebnis des Kinderrechte-Index 2025, den das Kinderhilfswerk in Berlin vorgestellt hat. Wie schon beim ersten Index im Jahr 2019 liege Schleswig-Holstein bei der Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention bundesweit in der überdurchschnittlichen Ländergruppe, habe aber im Vergleich zu den anderen Bundesländern leicht an Boden verloren.

Deutliche Stärken habe Schleswig-Holstein bei den Rechten auf Beteiligung, Schutz und Bildung. Besonders hervorzuheben seien die gesetzlichen Beteiligungs- und Mitwirkungsrechte von Kindern und Jugendlichen in der Gemeindeordnung, die Möglichkeit der Teilnahme an Kommunal- und Landtagwahlen ab 16 Jahren sowie die hohe Zahl an repräsentativen Kinder- und Jugendgremien auf kommunaler Ebene.

Auch die gesetzliche Regelung, dass jede Schule ein Präventions- und Interventionskonzept zum Schutz vor Gewalt entwickelnmuss, sei positiv zu bewerten, betonte Anne Lütkes, Vizepräsidentin des Deutschen Kinderhilfswerkes. Gleiches gelte für die Norm, dass die Schulpflicht für geflüchtete Kinder und Jugendliche direkt nach dem Zuzug beginnt.

Strategie gegen Kinderarmut fehlt

"Wir hoffen sehr, dass Schleswig-Holstein den Kinderrechte-Index 2025 zum Anlass nimmt, seine Bemühungen weiter zu verstärken", sagte Lütkes. Es gebe in einigen Punkten Verbesserungsbedarf. So würden in Schleswig-Holstein besonders viele Kinder im Straßenverkehr verunglücken.

Die Versorgung mit Kinder- und Jugendpsychotherapeutinnen und -therapeuten sei ausbaufähig, ebenso die Zahl der Krankenhausbetten in der Kinder- und Jugendmedizin. Es fehle eine Landesstrategie zur Prävention von Kinder- und Familienarmut. Und bei den Kita-Plätzen sei ebenso noch Luft nach oben wie bei der Zahl der Jugendkulturzentren sowie Jugendkunst- oder Musikschulen, so Lütkes weiter.

Nach wie vor ein "föderaler Flickenteppich"

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Im Gesamtergebnis schneiden Berlin, Brandenburg, Hamburg, Schleswig-Holstein und Thüringen überdurchschnittlich ab. Hier würden Kinderrechte vergleichsweise am besten umgesetzt. Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Sachsen-Anhalt sind unterdurchschnittlich eingeordnet.

Der Index mit insgesamt 101 Indikatoren untersucht die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in den Bundesländern. Dabei wurden sechs Kinderrechte in den Mittelpunkt gestellt: das Recht auf Beteiligung, das Recht auf Schutz, das Recht auf Gesundheit, das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard, das Recht auf Bildung und das Recht auf Ruhe und Freizeit, Spiel und Erholung sowie Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben.

33 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland stehe man weiterhin vor einem föderalen Flickenteppich, sagte Lütkes. Der Kinderrechte-Index 2025 zeige deutlich auf, dass die Chancen junger Menschen nicht nur aufgrund ihres Elternhauses, sondern auch regional sehr unterschiedlich verteilt seien. "Von gleichwertigen Lebensverhältnissen kann insbesondere bezogen auf die Kinderrechte keine Rede sein. Der Wohnort entscheidet vielfach darüber, inwiefern Kinderrechte verwirklicht werden", sagte die Vizepräsidentin.

dpa