Wald in Schleswig-Holstein Wald im Norden leicht erholt - Probleme bleiben

Im Moment geht es dem Wald im Norden etwas besser. Doch die Zukunft birgt Risiken. Foto: Christian Charisius/dpa
Im Moment geht es dem Wald im Norden etwas besser. Doch die Zukunft birgt Risiken. Foto
© Christian Charisius/dpa
Schleswig-Holstein hat zwar wenig Waldanteil, bietet aber im Klimawandel bessere Voraussetzungen als andere Bundesländer. Noch halten sich Waldschäden in Grenzen. Ob das so bleibt, ist die Frage.

Leichter Wind treibt feucht und kühl durch den Buchenwald von Gut Bossee. Aufgeweichter Waldboden gibt unter den Gummistiefeln nach. Dass Trockenheit und zunehmende Wärme den schleswig-holsteinischen Wäldern zusetzen, mag man nicht sofort annehmen, als die neue Forstministerin Cornelia Schmachtenberg (CDU) mitten im Wald im Kreis Rendsburg-Eckernförde über geschädigte Bäume und die Bedrohungen des Klimawandels spricht.

Der Klimawandel ist im Norden angekommen

Und doch sprechen die Zahlen eine klare Sprache. Die Durchschnittstemperaturen steigen auch im Norden, die Niederschlagsverteilung ändert sich mit negativen Folgen. Im abgelaufenen Jahr jedoch haben ausreichende Niederschläge während der Wachstumsperiode - Urlauber erinnern sich an einen sehr durchwachsenen Juli - für eine leichte Verbesserung der Baumgesundheit geführt.

Die mittlere Kronenverlichtung ging dem aktuellen Waldzustandsbericht zufolge um einen Prozentpunkt auf 22 Prozent zurück, wie Schmachtenberg sagte. Der Anteil stark geschädigter Bäume nahm von 3,0 auf 2,9 Prozent ab.

Die Ministerin nahm die Ergebnisse als Anlass für vorsichtigen Optimismus. Der Umbau der Wälder zeige Erfolge. Größte Herausforderung bleibe der Klimawandel. "Wir müssen weiter auf Vielfalt, Anpassungsfähigkeit und nachhaltige Bewirtschaftung setzen, um den Wald für die kommenden Generationen zu stärken", sagte Schmachtenberg.

Schleswig-Holstein setzt auf Mischwald

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"Der Wald spielt eine riesengroße Rolle nicht nur für die Naherholung, sondern auch für die Biodiversität, für das Klima, für Wasser und Boden - und deswegen ist Wald wichtig." Die Ministerin unterstrich, dass in Schleswig-Holstein bereits sehr früh auf Mischwald gesetzt worden sei. Ein Wald mit unterschiedlichen Baumarten könne sich auf Veränderungen besser einstellen als eine Monokultur. Entscheidend sei, jetzt die Bäume für die Zukunft zu pflanzen. Aus der Wissenschaft kommt dazu die klare Aussage, es gebe nicht den einen Wunderbaum für den Klimawandel. Es werde eine Mischung sein.

Weitere Ergebnisse des Waldzustandsberichts 2025 sind eine Erholung der Buchen, weiterhin Probleme bei Fichten sowie weniger Insekten- und Pilzschäden als in den Vorjahren. Hoffnung gibt es für die Eschen, deren Bestand in den vergangenen Jahren durch einen Pilz, der das Eschentriebsterben auslöst, stark dezimiert wurde. Genetische Untersuchungen zeigen, dass einige Eschenbestände widerstandsfähiger gegen die Infektion sind.

Klimawandel mit zunehmender Geschwindigkeit bemerkbar

Der Eigentümer von Gut Bossee, Detlev von Bülow, bewirtschaftet rund 550 Hektar Wald und verweist auf einen gemischten Bestand aus Buche, Eiche und Ahorn sowie Fichte und Douglasie als Hauptbaumarten. Er beobachte, dass sich der Klimawandel "mit zunehmender Geschwindigkeit auf unseren Wald und sein Wohlbefinden auswirkt". Der Wald müsse jetzt so aufgestellt werden, dass er auch in 50 und 100 Jahren noch Wald ist.

Es werde Baumarten geben, die wegfallen. Als Nächstes sei die Rosskastanie dran, die Ulme sei schon vor Jahren ausgefallen. Auch müsse der Wald wirtschaftlich bleiben. Aktuell erwirtschafte der Wald noch das Geld, das zu seinem Umbau nötig sei, sagte von Bülow.

Privatwaldbesitzer erwartet Vertrauen der Politik

"Von staatlicher Seite erwarte ich, dass sie uns einfach machen lassen und uns als Waldbesitzern vertrauen, dass wir schon in der Lage sind, unseren Wald so zu entwickeln, dass er auch in Zukunft seine Funktionen ausüben kann." Bestrebungen der Politik, den Zugriff auf den Wald mit Vorschriften zu erhöhen, sieht von Bülow kritisch.

Ministerin Schmachtenberg trat diesen Sorgen entgegen. Sie setze in der Forstpolitik auf Kontinuität. "Ich habe großes Vertrauen in die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer hier in Schleswig-Holstein, denn letztendlich leben sie ja vom Wald und wollen ja auch, dass es dem Wald gut geht." 

Wenig Wald bei guten Naturbedingungen im Norden

Schleswig-Holstein gehört mit einem Anteil von rund 11,5 Prozent der Landesfläche zu den waldarmen Bundesländern. Die Landesregierung hat sich das Ziel gesetzt, die Waldfläche auf zwölf Prozent zu vergrößern. Bei der Waldzusammensetzung mit hohem Laub- und Mischwaldanteil steht der Norden im Vergleich aber gut da. Vorteilhaft ist auch das bislang gemäßigte Klima zwischen Nord- und Ostsee mit ausreichenden Niederschlägen.

 

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dpa