Ländervergleich Bildungstrend 2024: Saarland unter Bundesdurchschnitt

Der IQB-Bildungstrend ist nach Ansicht der saarländischen Bildungsministerin kein Grund zur Resignation, sondern ein Auftrag zum
Der IQB-Bildungstrend ist nach Ansicht der saarländischen Bildungsministerin kein Grund zur Resignation, sondern ein Auftrag zum Handeln. (Symbolfoto) Foto
© Sebastian Gollnow/dpa
Mathe, Bio, Chemie und Physik: Saarlands Neuntklässler bleiben hinter dem Bundesschnitt zurück. Das zeigt eine neue Bildungsstudie.

Die Neuntklässler im Saarland schneiden einer Studie zufolge in Mathematik und naturwissenschaftlichen Fächern schwächer ab als die Schülerinnen und Schüler in anderen Bundesländern. Zu dem Ergebnis kommt der IQB-Bildungstrend 2024. 

Mit Blick auf die Leistungen von Schülerinnen und Schülern am Ende des neunten Jahrgangs heißt es in dem Bericht für die Kultusministerkonferenz (KMK): "Signifikant unter dem Bundesdurchschnitt liegen die Mittelwerte hingegen durchgängig in Bremen, Hessen und Nordrhein-Westfalen sowie nahezu durchgängig im Saarland." 

Im Fach Mathematik liegt der Mittelwert der erreichten Kompetenzen im Jahr 2024 in Deutschland insgesamt bei 474 Punkten – im Saarland bei 463. Im Fach Biologie werden im Mittel 473 Punkte (Saarland: 463), im Fach Chemie 471 Punkte (463) und im Fach Physik 474 Punkte (465) erreicht. Zu den Spitzenreitern gehören Sachsen und Bayern.

Niveau sinkt bundesweit praktisch flächendeckend

Die Untersuchung sieht in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern bundesweit einen negativen Trend im Zeitraum zwischen 2018 und 2024. Mehr als jeder dritte Schüler (34 Prozent) verfehlt demnach in Mathematik den Mindeststandard für den mittleren Schulabschluss (MSA). Das sei ein Anstieg um zehn Prozentpunkte im Vergleich zur letzten Erhebung 2018. 

Auch in den Naturwissenschaften sieht es nicht gut aus: Im Fach Chemie verfehlt jeder Vierte den Mindeststandard (25 Prozent). Im Fach Physik sind es 16 und im Fach Biologie 10 Prozent. 

Lernlücken bei Migrationshintergrund

Dazu kommen laut den Forschern deutliche "Kompetenznachteile" zwischen Schülern mit und ohne Zuwanderungshintergrund - insbesondere im Fach Mathematik. 

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund lag der Studie zufolge im Saarland im Jahr 2024 bei 40,1 Prozent – das entspricht ungefähr dem Bundesdurchschnitt. 

Mit den IQB-Bildungstrends untersucht das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Humboldt-Universität Berlin im Auftrag der Kultusministerkonferenz regelmäßig, inwieweit Schüler in Deutschland die definierten Kompetenzziele erreichen. Es ist der dritte IQB-Bildungstrend 2024 nach den Ländervergleichen 2012 und 2018.

Ministerin sieht Zusammenhang mit Corona und G8

Die saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) erklärte, die Corona-Pandemie habe auch in diesem Bereich ihre Spuren hinterlassen. "Die getestete Schülergruppe war die erste Kohorte, die kurz vor der Corona-Pandemie in die 5. Klasse wechselte und mit Lockdown, Homeschooling, Lernrückständen und sozialer Isolation den Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule bewältigen musste", sagte sie. Im Saarland handele es sich zudem um den letzten G8-Jahrgang vor der Einführung von G9.

Der IQB-Bildungstrend sei kein Grund zur Resignation, sondern ein Auftrag zum Handeln, betonte die Ministerin. "Wir wissen, dass Präsenzunterricht wirkt – und dass unsere Programme greifen werden. Wir investieren in Unterrichtsqualität, Lehrkräftebildung und gezielte Förderung." Es bleibe das Ziel der Landesregierung, dass jedes Kind – unabhängig von Herkunft und sozialem Hintergrund – die gleichen Chancen auf gute Bildung erhalte. "Diese Generation hat in der Pandemie viel verloren – jetzt ist es unsere Aufgabe, ihr mehr zurückzugeben, als sie verloren hat", sagte Streichert-Clivot.

dpa