Archäologie Schamanin von Bad Dürrenberg mit Federschmuck begraben

Mitarbeiter des Landesmuseums drapieren die sterblichen Überreste der vor rund 9.000 Jahren gestorbenen Schamanin von Bad Dürren
Mitarbeiter des Landesmuseums drapieren die sterblichen Überreste der vor rund 9.000 Jahren gestorbenen Schamanin von Bad Dürrenberg in der Dauerausstellung des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle/Saale. (Archivbild) Foto
© Hendrik Schmidt/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa
Mikroskopische Federreste im Grab der Schamanin von Bad Dürrenberg belegen erstmals einen aufwendigen Federschmuck.

Rund 9.000 Jahre nach der Bestattung der Schamanin von Bad Dürrenberg sind mikroskopische Spuren von Federn in der Grabgrube nachgewiesen worden. Die Expertin Tuija Kirkinen von der Universität Helsinki analysierte Proben aus der Grabgrube mikroskopisch. "Damit wurde die These vom aufwendigen Kopfschmuck der Toten erstmals bestätigt", sagte Landesarchäologe Harald Meller. "In den Rekonstruktionen des Landesmuseums wurde bereits seit Jahren von einem Federschmuck ausgegangen."Die etwa 30- bis 40-jährige Frau war gemeinsam mit einem rund sechs Monate alten Kind begraben worden. Rehgeweih-Schmuck, Anhänger aus Tierzähnen und die Lage der Beigaben weisen sie als eine Schamanin, also eine spirituelle Spezialistin ihrer Gemeinschaft, aus.

Federfragmente unter dem Mikroskop

"Während organische Materialien wie Federn im Boden normalerweise vollständig vergehen, können winzige Federteilchen mitunter erhalten bleiben", erklärte Tuija Kirkinen. "Besonders bemerkenswert ist, das im Kopfbereich der Schamanin Gänsefedern identifiziert werden konnten. Sie deuten auf ein komplexes Kopfschmuckensemble hin, das die Schamanin bei ihrer Bestattung getragen haben dürfte."

Bei den Nachuntersuchungen spielte auch eine zweite Grube eine überraschende Rolle. Sie lag direkt vor der Grabgrube, wurde rund 600 Jahre nach der Bestattung angelegt und enthielt zwei aus Hirschgeweihen gefertigte Masken. Auch dieser Befund wurde geborgen und im Labor untersucht.

Fragmente von Sperlingsvögeln und Bastfasern

Proben enthielten Federfragmente von Sperlingsvögeln sowie von Auerhuhn, Birkhuhn und Moorschneehuhn. An der zweiten Maske fanden sich zudem Reste von Bastfasern. Nach Ansicht der Forscher sind die Objekte aufwendig gestaltete Masken oder Kopfschmucke. Die nachträgliche Niederlegung der Stücke mehrere Jahrhunderte nach der eigentlichen Bestattung unterstreicht die außergewöhnliche Bedeutung der Frau für ihre Gemeinschaft.

Das Grab wurde 1934 bei Arbeiten im Kurpark von Bad Dürrenberg (Saalekreis) entdeckt und unter großem Zeitdruck innerhalb weniger Stunden geborgen. Erst im Zuge der Vorbereitungen zur Landesgartenschau ab 2019 gelang es Archäologen, die ursprüngliche Fundstelle erneut zu lokalisieren. Zahlreiche damals übersehene Funde wurden entdeckt. Der Fund ist eines von nur drei sicher nachweisbaren steinzeitlichen Schamanengräbern weltweit.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Vorbereitung einer großen Sonderausstellung

Viele der neuen Ergebnisse werden ab dem 27. März 2026 im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle in der großen Sonderausstellung "Die Schamanin" präsentiert. Die Schau widmet sich den frühesten Spuren schamanistischer Praktiken und beleuchtet die Mittelsteinzeit als eine Phase tiefgreifender kultureller Veränderungen. Auf etwa 900 Quadratmetern sind Exponate aus internationalen Sammlungen, unter anderem aus Israel, Schweden, Dänemark und Spanien, zu sehen. Die Ausstellung gilt nach Angaben des Landesmuseums als eine der aufwendigsten Präsentationen zu urgeschichtlichem Schamanismus, die bislang in Mitteleuropa geplant wurde.

dpa