Vor fünf Jahren startete das Mammografie-Screening zur Früherkennung von Brustkrebs in Deutschland. Jede Frau im Alter von 50 bis 69 Jahren wird dazu alle 24 Monate eingeladen. Zehn Millionen Frauen sind es insgesamt, die an der Reihenuntersuchung teilnehmen. Doch der Nutzen ist noch immer umstritten.
Erste Zahlen zum Screening veröffentlichten der Gemeinsame Bundesausschuss und die Kooperationsgemeinschaft Mammographie bereits vor einem guten Jahr. Nun liegt der erste Qualitätsbericht zu der Reihenuntersuchung vor. Demnach führt das bundesweite Mammografie-Screening zu schonenderen Behandlungsmethoden für erkrankte Frauen. Da viele Karzinome bei der Untersuchung im Anfangsstadium entdeckt würden, könnten Chirurgen bei bis zu 85 Prozent der Patientinnen die Brust erhalten, analysiert die Deutsche Gesellschaft für Senologie. Früher gelang das nur bei 60 bis 70 Prozent. 92 Prozent der bösartigen Tumore würden nun auch bereits vor einer Operation klar erkannt, teilte die Kooperationsgemeinschaft Mammographie am Freitag in Berlin mit.
Brustkrebs ist die gefährlichste Krebsart für Frauen in Deutschland, rund 17.500 Todesfälle gibt es jedes Jahr. Das Screening wurde bis 2009 flächendeckend eingeführt, um diese hohe Sterberate zu senken. Nachbarstaaten wie die Niederlande setzen bereits seit Jahren auf diese Form der Früherkennung.
Umstrittene Untersuchung
Allerdings ist die Röntgenuntersuchung der Brust umstritten. In der Mehrzahl würden gesunde Frauen einer Strahlendosis ausgesetzt, bemängeln Kritiker. Zudem sei das Screening zu teuer und werde in der Wirkung überschätzt. Hochgerechnet kostet die Reihenuntersuchung 300 bis 400 Millionen Euro im Jahr. Falsch-positive Diagnosen und unnötige Behandlungen sehen Kritiker als weitere Gefahr. Ob die Zahl der Todesfälle wirklich sinkt, lässt sich frühestens 2015 sagen. Hochrechnungen gehen heute davon aus, dass es mit dem Screening in Deutschland jedes Jahr rund 2000 Brustkrebstote weniger geben könnte.
Bereits der erste Evaluationsbericht vor rund einem Jahr zeigte, dass beim Screening bei sieben bis acht von 1000 Frauen ein Tumor entdeckt wurde. Vorher war das bei zwei bis drei von 1000 Frauen der Fall. Der neue Bericht, der sich ebenfalls auf die Jahre 2005 bis 2007 bezieht, bescheinigt den Röntgenaufnahmen eine gute Qualität. Nur bei unter einem Prozent der Bilder mussten Untersuchungen wiederholt werden. Allerdings waren damals auch erst 77 der heute 94 Screening-Zentren in Betrieb.
Wegen eines Krebsverdachts baten Ärzte nach dem jüngsten Bericht rund fünf Prozent aller untersuchten Frauen noch einmal zur Abklärung. "Das sind relativ wenige zusätzliche Untersuchungen", sagt Barbara Marnach, Sprecherin der Kooperationsgemeinschaft Mammographie. Allerdings bewahrt das Screening nicht vor falsch-positiven ersten Befunden. Von fünf Frauen, die nach der Mammografie zu einer zweiten Untersuchung eingeladen werden, stellt sich bei vieren heraus, dass es kein Krebs ist.
Zu wenig Teilnehmer
Bei fast zwei Prozent der Frauen mit Brustkrebs-Verdacht war schließlich eine schonende Gewebeentnahme (Biopsie) nötig, um eindeutig einen bösartigen Tumor zu diagnostizieren. Bei rund der Hälfte stellte sich danach heraus, dass es wirklich Brustkrebs ist. Danach folgte in vielen Fällen eine Operation.
Eine Qualitätssteigerung bei der Brustkrebs-Früherkennung sieht Marnach auch in der engen Zusammenarbeit zwischen Screening-Einheiten und Krankenhäusern. Die fachübergreifende Diskussion eines jeden Verdachtsfalls sei ebenfalls eine Verbesserung. Dazu komme die permanente Überprüfung der Röntgengeräte, der Aufnahmetechnik und auch der Ärzte. Die Kooperationsgemeinschaft Mammographie hält das Screening heute für die am besten kontrollierte Früherkennungsuntersuchung in Deutschland.
Ein Problem besteht allerdings weiterhin: Die Teilnahmequoten nach der ersten Einladung sind zu niedrig. Nur gut die Hälfte der Frauen geht bisher zum Screening. Um die Sterberate deutlich zu senken, wären 70 Prozent nötig.