Das Coronavirus ist und bleibt eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit – das zeigen erste Meldungen über positiv getestete Urlauber deutlich. Reisende, die aus Corona-Risikogebieten zurückkehren, sollen sich daher freiwillig nach der Einreise am Flughafen testen lassen können. Das haben Gesundheitsminister aus Bund und Ländern heute beschlossen.
Aktuell stuft das Robert Koch-Institut (RKI) mehr als 100 Staaten als Risikogebiete ein, darunter Ägypten, die Türkei und die USA. Rückkehrer aus diesen Ländern mussten bislang für 14 Tage in häusliche Quarantäne oder einen aktuellen negativen Corona-Test vorlegen. Die Politik hat nun noch einmal nachjustiert: An deutschen Flughäfen soll es künftig Corona-Teststellen für Rückkehrer aus diesen Ländern geben. Der Test auf das Virus ist kostenlos. Auch für Reisende aus Nichtrisikogebieten soll es kostenlose Tests geben, wenn auch nicht direkt bei der Einreise.
Tatsächlich gibt es für den Vorstoß gute Gründe. Durch Tests können beispielsweise Infektionen, die ohne oder mit nur milden Symptomen verlaufen, aufgedeckt werden. Auch das Infektionsrisiko durch Quarantäne-Missachter dürfte so reduziert werden. Doch ein negatives Testergebnis könnte auch dazu führen, dass sich Reisende in falscher Sicherheit wiegen. Diese Punkte gilt es zu bedenken:
- Ein Test auf genetisches Material des Coronavirus, ein sogenannter PCR-Test, ist immer nur eine Momentaufnahme. Der Test weist Infektionen nur dann zuverlässig nach, wenn sich die Infektion bereits etabliert hat. Hat sich eine Person erst kurz vor der Probenentnahme mit dem Virus angesteckt - etwa auf dem Rückflug oder dem Transfer zum Flughafen - und ist noch in der Inkubationsphase, fällt das Ergebnis mit hoher Wahrscheinlichkeit negativ aus. Zuverlässige Ergebnisse liefert der Test circa ein bis drei Tage nach einer möglichen Ansteckung. Erst dann ist genug Virus vorhanden, das der Test nachweisen kann.
- Ein negatives Testergebnis schützt nicht vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus – es erlaubt folglich auch keine Prognose für die darauffolgenden Stunden, Tage und Wochen.
- In einigen Fällen kann der Test auch eine akute Erkrankung mit dem Coronavirus nicht nachweisen, das passiert aber selten. Als Gründe gelten vor allem Probleme bei der Probenentnahme: Wird der Abstrich im Mund-Rachen-Raum zu zaghaft genommen, enthält er möglicherweise nicht ausreichend genetisches Material des Virus.

Zweiter Corona-Test kann bei Symptomen sinnvoll sein
Ein negatives Testergebnis bei Einreise ist daher keineswegs ein Freifahrtschein – die Abstands- und Hygieneregeln sollten weiterhin beachtet werden. "Wenn Reisende zwar negativ getestet wurden, aber trotzdem Symptome entwickeln, sollten sie versuchen, mögliche Ansteckungen anderer zu vermeiden und mit ihrem Arzt Kontakt aufnehmen", hatte Ralf Reintjes, Professor für Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung, kürzlich im Gespräch mit dem "Science Media Center" erklärt.
Ein zweiter Test bringt in diesen Fällen das, was ein erster Test möglicherweise noch nicht liefern konnte: Gewissheit über den eigenen Gesundheitsstatus.