Depressionen, Sucht, Demenz Seelisch Erkrankte werden immer noch diskriminiert

Als wäre eine psychische Erkrankung nicht schon Belastung genug - häufig haben Patienten dazu noch mit Ausgrenzungen und Vorurteilen zu kämpfen. Die WHO ruft daher zu einer würdevolleren Behandlung der betroffenen Menschen auf.

Depressionen, Sucht, Demenz oder bipolare Störungen: Psychische Krankheiten haben viele Gesichter. Ihre Ursachen sind unterschiedlichster Natur und längst nicht alle verstanden. Die Betroffenen haben jedoch nicht nur mit den Symptomen ihrer Erkrankung zu kämpfen, häufig leiden sie auch unter Stigmatisierung und Ausgrenzung - in manchen Teilen der Welt sogar unter Misshandlungen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nimmt daher den Welttag der seelischen Gesundheit am 10. Oktober zum Anlass, eine würdevolle Behandlung psychisch Erkrankter zu fordern. Dazu gehöre auch, die Patienten als rechtlich, sozial und medizinisch eigenständige Personen anzusehen, genau wie es bei körperlich Kranken der Fall ist. Sprich: Einen Depressiven genau so ernst zu nehmen wie etwa einen Diabetes-Patienten. 

Denn auch wenn laut Bundesgesundheitsministerium fast jeder dritte Mensch im Laufe seines Lebens an einer psychischen Krankheit leidet und diese der häufigste Grund für den Eintritt in die Frührente sind: Menschen mit der Diagnose einer psychischen Erkrankung werden diskriminiert.

Natürlich ist diese Ausgrenzung in Deutschland lange nicht so offensichtlich oder brutal wie in anderen Ländern.  In der Elfenbeinküste oder in Benin zum Beispiel werden seelisch Kranke teilweise an Ketten gefesselt oder in Häusern und Verliesen versteckt. Dahinter steckt der Glaube an Dämonen, die den Kranken befallen haben sollen. Die Menschen haben Angst vor ihm und versuchen ihn so fern zu halten.

Isolation der Erkrankten verschlimmert die Situation

Das Gefühl von Isolierung bekommen jedoch auch hierzulande psychisch Kranke zu spüren - wenn auch nur mit Ketten und Verliese im übertragenen Sinne. Ein Grund dafür ist häufig, dass Familie und Freunde denken, die Person "sei irgendwie selber schuld", zum Beispiel an der Alkoholsucht oder Depression. Dass dies medizinisch nicht haltbar ist, spielt keine Rolle:  Die Betroffenen nehmen sich solche unterschwelligen oder offenen Anschuldigungen oft zu Herzen - und schotten sich weiter ab. Mediziner sprechen von einer "zweiten Erkrankung".

Viele Menschen gehen außerdem bei dem Verdacht einer Erkrankung erst sehr spät zum Arzt: Sie fürchten das Etikett "psychisch krank". Denn das kratzt nicht nur am Selbstbewusstsein, sondern bringt dazu noch weitere Benachteiligungen mit sich, zum Beispiel bei der Wohnungssuche oder in der Arbeitswelt. Und das wird zum Problem, denn psychische Erkrankungen können sich, genau wie körperliche auch, gerade durch eine fehlende Behandlung oder soziale Isolation verschlimmern.

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, wirbt der Weltverband für geistige Gesundheit (WFMH) für mehr Aufklärung und ruft seit 1992 jährlich den Welttag der seelischen Gesundheit aus. 

DPA
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