Stimmt es, dass auch schon Kinder an Rheuma erkranken können?
Rheuma kann bei Menschen jeden Alters auftreten. Etwa 20.000 Kinder und Jugendliche bundesweit leiden laut der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin an einer chronischen entzündlich-rheumatischen Erkrankung, in den meisten Fällen an einer Gelenkentzündung unklarer Ursache.
Rheuma ist kein eigenes Krankheitsbild, sondern ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen. Meist verursachen sie Schmerzen an Gelenken, Sehnen und Muskeln. Bei vielen rheumatischen Erkrankungen können aber auch innere Organe, das Nervensystem, die Haut oder die Augen mitbetroffen sein.
Etwa eines von 1.000 Kindern unter 16 Jahren erkrankt in Deutschland pro Jahr an einer Gelenkentzündung. Aber häufig verläuft diese Gelenkentzündung mild. Bei acht bis neun von zehn Kindern klingt sie schon nach Tagen, Wochen oder Monaten ab, und hinterlässt keine dauerhaften Gelenkveränderungen. Doch bei circa zehn bis zwanzig Prozent der Kinder und Jugendlichen ist sie chronisch. Dann spricht man von Gelenkrheuma.

Stimmt es eigentlich, dass ...
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Rheuma kann schon bei Kleinkindern auftreten
Am häufigsten tritt bei Kindern und Jugendlichen eine chronische Gelenkentzündung namens "juvenile idiopathische Arthritis" auf, kurz JIA. Juvenil bezeichnet "einen Beginn vor dem vollendeten 16. Lebensjahr", idiopathisch steht für "unbekannte Ursache" und Arthritis für "Gelenkentzündung". Die JIA, von der es mehrere Formen gibt, kann schon bei Kleinkindern beginnen, manchmal bereits im ersten oder zweiten Lebensjahr. Laut der Deutschen Rheuma-Liga erkranken daran jedes Jahr rund 1200 Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren neu. Dabei sind Mädchen häufiger betroffen als Jungen.
Bei einer JIA spielt das Immunsystem verrückt. Im Normalfall greift das Abwehrsystem fremde Viren und Bakterien in unserem Körper an. Doch bei der JIA richten sich fehlgesteuerte Immunzellen gegen den eigenen Körper, befallen etwa Gelenke und produzieren dort entzündungsfördernde Stoffe. Ohne Therapie wird das Gelenk allmählich zerstört. Je früher die Krankheit erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Chancen für eine erfolgreiche Therapie. Warum das Immunsystem außer Kontrolle gerät, ist noch unklar.
Die Deutsche Kinderrheuma-Stiftung listet auf ihrer Website zehn Punkte auf, die Eltern helfen, Kinderrheuma frühzeitig zu erkennen. Bei einem Verdachtsfall sind Kinderärzte oder Orthopäden erste Ansprechpartner. Die Behandlung richtet sich dann nach der Art der Erkrankung und nach ihrer Schwere. Zur Therapie gehören Medikamente, Krankengymnastik, Ergotherapie, Kälte- und Wärmeanwendungen oder Massagen, Ernährungsberatung sowie eine psychosoziale Betreuung der gesamten Familie.