Eigentlich hatte Crystal Gail A. einen ganz normalen Vortag gehabt. Sie war arbeiten gewesen, hatte sich mit ihrem Mann chinesisches Essen beim "Great China" um die Ecke geholt. Am nächsten Morgen trieben sie schwere Bauchschmerzen um vier Uhr morgens aus dem Bett auf die Toilette. Kein Wunder, dass sie zunächst dachte, sie habe das Essen nicht vertragen.
"Ich dachte, ich hätte Lebensmittelvergiftung von dem chinesischen Essen oder sowas", erzählt A. dem "Pensacola News Journal", der Lokalzeitung ihrer Heimatstadt in Florida. Sie sagte bei der Arbeit ab, um 5.30 Uhr weckte sie ihren Verlobten, weil die Schmerzen noch stärker wurden. Eine Stunde später kam der Krankenwagen. Als die Krämpfe auf dem Weg immer stärker und regelmässiger kamen, verstand sie endlich, was passierte: Sie brachte gerade ihr zweites Kind auf die Welt. Um 6.59 Uhr wurde ihr Sohn noch im Krankenwagen geboren.

Unbemerkt in der 37. Woche
A. hatte ihre Schwangerschaft bis zum Ende nicht bemerkt - dabei war sie bereits in der 37. Woche. "Ich hatte ein bisschen Gewicht zugelegt, aber bei unserem ersten Kind war das auch kaum auffällig. Ich habe nie diese Schwangeren-Figur bekommen." Weil sie bei der Arbeit weite Kittel trägt, sei es auch anderen nicht aufgefallen, vermutet sie.
Eine Ärztin erklärte der Zeitung, dass es durchaus vorkommen kann, dass Frauen nichts von einer Schwangerschaft mitbekommen. Sei es, weil sie ohnehin keine regelmässige Periode hätten, weil sie sich auf ihre Verhütung verließen oder weil sie es schlicht verdrängen würden. In der Regel würden aber spätestens die etwa in der zwanzigsten Schwangerschaftswoche eintretenden Tritte des Kindes dem Unwissen ein Ende bereiten.
Erstmal kein Chinesisch mehr
Der frischgeborene Oliver ist jedenfalls gesund, wenn auch mit einem Gewicht von zweieinhalb Kilo recht leicht. Aber er erblickte ja auch einige Wochen zu früh das Licht der Welt. Auch der Ambulanzfahrer sei erleichtert, schreibt die Zeitung. Er habe vorher noch nie alleine eine Geburt begleitet.
Obwohl A. nun ja weiß, woher die Schmerzen wirklich kamen, will sie erst mal kein chinesisches Essen mehr bestellen. "Ich glaube, ich bin da etwas traumatisiert. Ich weiß nicht, ob ich es jemals wieder mit denselben Augen betrachten kann."