Forscher wollen Rätsel gelöst haben So entsteht das fiese Geräusch beim Fingerknacken

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Könnt Ihr das auch? Die Finger biegen und es so richtig krachen lassen? Viele sind wahre Meister darin, Knöchel, Knie, Zehen oder gar Wirbel zum Knacken zu bringen. Was passiert da eigentlich? Und ist das eigentlich gefährlich? Fragen über Fragen. Die nach dem Grund zuerst: Vergangenes Jahr haben ernsthafte Forscher die ernsthafte Frage nach dem Knackmechanismus endlich gelöst. In drei Akten.
Erster Akt: Kanadische Wissenschaftler verwenden einen Kernspintomografen um in sich biegende Gelenke zu spähen. Sie stellten fest: Nur eine der vielen Ideen, warum es knackt, kommt infrage. Nicht knischende Knochen. Nicht springende Sehnen. Sondern Blasen. Unsere Gelenke sind mit Flüssigschmierung ausgestattet. Die so genannte Synovialflüssigkeit verhindert, dass es reibt und schleift. Die Kanadier fanden im Kernspin heraus, dass dort Gasbläschen entstehen können.
Zweiter Akt: Kalifornische Forscher fragen sich: Sind es auch genügend Blasen und geschieht das schnell genug, um einen gemeinsamen, lauten Ton zu erzeugen? Sie nutzen ein superschnelles Ultraschallgerät und sehen: Die Blasenbildung geschieht schlagartig: „Es war wie ein Feuerwerk“, sagen sie.
Dritter Akt: Eine Theorie finden. Die Daten zeigen, dass es nicht das Platzen der Blasen ist, wie man denken könnte, das den Ton macht. Es geschieht schon, wenn sie sich formen. Dafür gibt es einen Begriff, den man aus Schiffahrt und Taucherei kennt: Tribonukleation. Blasen sich an einer festen Oberfläche, dem Gelenkknorpel, und lösen sich geräuschvoll ab. Bei tausenden Bläschen macht es kräftig: Knacks.
Eines ist damit, nach Jahrzehnten der Forschung, auch vollkommen klar: Das ganze ist harmlos. Es geht nichts kaputt, nichts wird arthritisch oder abgenutzt. Außer Plopp und Knack passiert nichts. Also: Lasst es krachen.
Seit Jahrzehnten rätseln Forscher, was das charakteristische Geräusch beim Fingerknacken auslöst. Eine mathematische Analyse soll nun das Rätsel gelöst haben.

Manche entspannt es, andere zucken schon beim Geräusch mit Grausen zusammen: Beim Fingerknacken scheiden sich die Geister. Auch die Wissenschaft ist bei dem Thema zwiegespalten: Sind es die Gelenkknochen selbst oder andere Faktoren, die das Geräusch entstehen lassen? Mit einer mathematischen Analyse untermauern Forscher nun die Theorie, dass kleine Gasbläschen in der sogenannten Synovia-Flüssigkeit im Spalt zwischen den Gelenkknochen das Geräusch verursachen.

Das Gas ist normalerweise in der zähen Gelenkschmiere gelöst, wie Chandran Suja von der Stanford Universität (Kalifornien) und Abdul Barakat von der École Polytechnique in Palaiseau (Frankreich) im Fachjournal "Scientific Reports" erläutern. Beim Auseinanderziehen entsteht demnach zunächst ein Unterdruck und es perlen Gasbläschen aus - ähnlich wie beim Öffnen einer Flasche Sprudel.

Springen die Gelenkflächen dann auseinander, steigt der Druck plötzlich, wie Chandran Suja erklärt. In der Folge verkleinerten sich die Gasbläschen rasant, was wiederum zu Druckschwankungen führe. "Das ist das Geräusch, das wir hören." Zusammen mit Barakat berechnete Suja die möglichen Druckschwankungen mithilfe eines mathematischen Modells.

Fingerknacken kann bis zu 83 Dezibel laut sein

Bis zu 83 Dezibel könne das Knacken laut sein, erklären die Forscher. Danach verkleinerten sich die Blasen langsam weiter, das Gas werde wieder in der Synovia-Flüssigkeit gelöst - "ohne ein Geräusch zu machen", wie Suja sagt. Dieser Vorgang könne rund 15 bis 20 Minuten dauern.

Ob es schädlich für die Gelenke ist, seine Finger knacken zu lassen, beantwortet die neue Rechnung nicht. Einige Experten gehen davon aus, dass Menschen damit ihre Gelenke ausleiern. "Wer das mehrmals täglich macht, kann damit die Gelenke lockern", warnte Jacqueline Detert von der Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie an der Charité-Universitätsmedizin Berlin einmal.

Die schlechte Studienlage lasse aber durchaus die Schlussfolgerung zu, dass es sich nicht um ein allzu großes Problem handele. "Wir hätten vermutlich bereits bemerkt, wenn Menschen, die ihre Gelenke knacken lassen können, häufiger Probleme mit diesen Gelenken haben", sagte die Orthopädin Caroline Werkmeister, Leiterin des Athleticums am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. 

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DPA
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