Handys im Krankenhaus Auf Distanz gehen reicht

Handys können im Krankenhaus tatsächlich medizinische Geräte stören - doch ein totales Handy-Verbot im Krankenhaus ist unnötig, wie niederländische Wissenschaftler herausgefunden haben. Denn es kommt auf den Abstand der Geräte zueinander an.

Forscher aus den Niederlanden haben Tests an mehr als 60 medizinischen Geräten mit Handys ausgeführt. Nach den Ergebnissen der Forscher um Erik van Lieshout von der Universität von Amsterdam kann es bei einem Abstand zwischen Handy und Gerät von wenigen Zentimetern zu Störungen bis hin zum gefährlichen Totalausfall kommen. Weitgehende Sicherheit biete hingegen ein Abstand von mehr als einem Meter, wie er in manchen Krankenhäusern auch empfohlen wird, schreiben die Forscher im Fachmagazin "Critical Care" (Online-Vorabveröffentlichung vom 6. September).

UMTS stört mehr als GPRS

Die Forscher simulierten in ihren Tests Handys nach dem GPRS-Standard, wie sie heute in ganz Europa verbreitet sind, und nach dem in Deutschland immer wichtiger werdenden UMTS-Standard. Über eine bewegliche Antenne testeten die Forscher die Auswirkungen dieser Signale auf medizinische Geräte in verschiedenen Abständen. Erprobt wurden mögliche Störeffekte unter anderem auf Beatmungsgeräte, Sensoren zur Überwachung der Körperfunktionen, Dialysegeräte, Infusionspumpen, externe Herzschrittmacher und elektronisch gesteuerte Spezialmatratzen.

Bei 26 der 61 Geräte beobachteten die Forscher Störungen durch die Handysignale. Ein Drittel dieser Störungen war gravierend, etwa 40 Prozent deutlich zu bemerken und in etwa einem Viertel der Fälle waren die Beeinträchtigungen gering. GPRS-Signale erwiesen sich dabei häufiger als störend als die mit geringerer Sendeleistung ausgesandten UMTS-Signale. Die Beeinträchtigungen traten bei Abständen von durchschnittlich drei Zentimetern auf - nur in einem Fall beobachteten die Forscher bei einem Abstand von mehr als einem Meter eine Störung.

Ein-Meter-Regel wäre ausreichend

Beschränkungen und Verbote von Handytelefonaten, die Krankenhausverwaltungen Patienten, Besuchern und Mitarbeitern auferlegen, seien daher grundsätzlich gerechtfertigt, folgern Lieshout und seine Kollegen aus ihren Ergebnissen. Sie sprechen sich jedoch für kein grundsätzliches Verbot aus, sondern für einen Mindestabstand zu medizinischen Geräten von einem Meter. Diese Ein-Meter-Regel sollte mit Zonen kombiniert werden, in denen Handys frei benutzt werden können.

Das in vielen Kliniken geltende Verbot von Handys ist immer wieder Gegenstand kontroverser Diskussionen und wissenschaftlicher Untersuchungen. Erst im März hatten amerikanische Forscher eine Studie vorgelegt, die den Einfluss von Handys in Alltagssituationen im Krankenhaus untersuchte. Durch die in der Nähe von medizinischen Geräten geführten Telefonate konnten die Forscher keine Beeinträchtigungen feststellen.

DDP
DDP

PRODUKTE & TIPPS