Studie Klarspüler für die Maschine kann den Darm schädigen

Geschirrspülmaschine
Klarspüler, der in gewerblichen Maschinen eingesetzt wird, kann laut einer Studie dafür sorgen, dass die Darmschutzschicht beschädigt wird.
© surasak petchang / Getty Images
Klarspüler lässt das Geschirr wunderbar glänzen. Doch ein Inhaltsstoff, der vor allem in gewerblichen Klarspülern vorkommt, kann laut Forschern auch die Schutzschicht des Darms schädigen.

Kommt das Geschirr aus der Spülmaschine soll es vor allem eins – glänzen. Doch genau das könnte den Darm schädigen, wie ein Schweizer Forschungsteam nun in einer Studie beschreibt. Sie haben herausgefunden, dass nach einem Waschgang in Profi-Spülmaschinen, wie sie in Restaurants oder Cafés zum Einsatz kommen, Reste des Klarspülers an den Tellern zurückbleibt und bestimmte Inhaltsstoffe darin, die Schutzschicht des Darms schädigen können.

Die Profi-Spülmaschinen zeichnen sich dadurch aus, dass Teller, Tassen und Besteck darin blitzschnell sauber und trocken werden. Dazu wird das dreckige Geschirr kurz unter hohem Druck gespült und in einem zweiten Durchgang mit Wasser und Klarspüler abgewaschen. Viele der gewerblichen Spülmaschinen hätten aber keinen weiteren Durchgang, der die Reste des Klarspülers entfernen würde, sagt Studienleiter Cezmi Akdis, UZH-Professor für Experimentelle Allergologie und Immunologie und Direktor des SIAF in einer Mitteilung.

Durchlässige Darmschutzschicht spielt Rolle bei chronischen Krankheiten

So können laut dem Forschungsteam giftige Substanzen auf den Tellern zurückbleiben und beim nächsten Essen in den Magen-Darm-Trakt gelangen. Und das könnte einen negativen Effekt auf die Gesundheit haben.

Die Wissenschaftler:innen haben mit ihrer Studie deshalb untersucht, wie sich die Inhaltsstoffe aus gewerblichen Spülmitteln und Klarspülern auf das Darmepithel auswirken. Das ist eine Schutzschicht im Darm – genauer eine Zellschicht, die das Innere des Darms auskleidet. Sie kontrolliert so, was ins Körperinnere gelangt.

"Wir nehmen an, dass defekte epitheliale Barrieren bei der Entstehung von zwei Milliarden chronischen Krankheiten eine Rolle spielen", sagt Studienleiter Cezmi Akdis. Nach der Epithelbarriere-Hypothese kann eine Schädigung der Schutzschicht im Darm die Entstehung vieler (chronischer) Krankheiten begünstigen. Unter anderem chronische Depressionen, Gastritis und Multiple Sklerose.

Tenside in Klarspüler greifen Darmepithel an

Was das Ganze mit Spülmittel und Klarspüler zu tun hat? Forschende vermuten, dass verschiedene Substanzen das Darmepithel schädigen können. Ob dies auch auf die Inhaltsstoffe von Spülmittel und Klarspüler zutrifft, haben die Wissenschaftler:innen mit einer neuen Technologie untersucht. Sie haben an Darm-Organoiden und Darmzellen auf Mikrochips geforscht. Organoide sind kleine Gewebestücke, die im Labor gezüchtet werden können und vielen Organen sehr ähnlich sind. In diesem Fall ähnelte das Gewebe einem menschlichen Darmepithel.

Diese setzten sie kleinsten Mengen von verdünntem Geschirrspüler und Klarspüler aus – in einer Konzentration, die der entsprechen sollte, die Menschen über Reste an maschinengespülten Tellern und Schüsseln zu sich nehmen. Die Wissenschaftler:innen führten mikrobiologische Untersuchungen durch. Das Ergebnis: Der Klarspüler führt in geringen Dosen dazu, dass die Schutzschicht des Darms durchlässiger wurde. Genauer gesagt war ein Inhaltsstoff des Klarspülers für diese Reaktion verantwortlich – Alkoholethoxylat. Es handelt sich dabei um ein Tensid, also eine waschaktive Substanz.

"Die von uns nachgewiesenen Effekte können den Beginn der Störung des Darmepithels und vieler chronischer Krankheiten signalisieren", fasst der Studienleiter die Erkenntnisse zusammen. Es seien noch weitere Studien nötig, um die genaue Wirkung der Inhaltsstoffe beim Menschen zu kennen und die Gesundheitsgefahren von Alkoholethoxylaten näher zu erforschen.

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