Forscher erklären das Phänomen Darum sind wir im Winter öfter krank

Forscher haben die mögliche Ursache gefunden, warum manche Krankheiten vor allem im Winter auftreten und schlimmer werden.
Forscher haben die mögliche Ursache gefunden, warum manche Krankheiten vor allem im Winter auftreten und schlimmer werden.
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Winterzeit ist Erkältungszeit - und auch andere Krankheiten haben vor allem in der kalten Jahreszeit Hochsaison. Warum das so ist, wollen Forscher nun herausgefunden haben.

Tiere, weiß man, ändern ihren Stoffwechsel gemäß der Jahreszeit. Britische und deutsche Forscher haben nun herausgefunden, dass sich auch der menschliche Körper dem Sommer und dem Winter anpasst. Bestimmte Gene würden ihre Aktivität je nach Saison verändern, berichten Forscher im Fachjournal "Nature Communications". Das wirke sich unter anderem auf Reaktionen des Immunsystems aus und erkläre, warum bestimmte Krankheiten im Winter häufiger oder schlimmer auftreten, während Menschen in den Sommermonaten eher gesund bleiben.

Schon länger ist bekannt, dass Herz-Kreislauf- und Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ 1 und Multiple Sklerose jahreszeitlich variieren, ebenso bestimmte psychische Krankheiten. Auch verändert sich der Vitamin D-Haushalt des Körpers im Verlauf des Jahres. Laut den Forschern nehmen im Winter Entzündungsreaktionen im Körper zu, was zum einen die Abwehr des Immunsystem gegen Infektionen stärkt. Doch gleichzeitig erhöhen sie das Risiko für Entzündungskrankheiten wie etwa Diabetes Typ 1. Dass in diesem Zeitraum auch Herzkrankheiten und psychische Störungen zunehmen, könne damit ebenfalls im Zusammenhang stehen, so die Forscher.

Die Entdeckung wirke zwar auf den ersten Blick offensichtlich, so Todd in einer Mitteilung zur Studie. "Niemand hätte allerdings mit dem Ausmaß gerechnet, mit dem sich das Immunsystem verändert." Die Ergebnisse könnten demnach die Therapien etwa zur Behandlung von Diabetes Typ 1 beeinflussen und sich auf die Planung künftiger Studien auswirken.

Die Forscher hatten Blut- und Fettgewebe-Proben von mehr als 16.000 Menschen aus Großbritannien, den USA, Island, Australien und Gambia untersucht. Mit einer Vielzahl von Methoden analysierten sie die Aktivität ausgewählter Gene in bestimmten Zellen oder Geweben. Über 5000 der knapp 23.000 untersuchten Gene waren entweder im Sommer oder Winter aktiver.

Impfprogramme im Winter effektiver

Die je nach Jahreszeit unterschiedlich aktiven Gene zeigten dabei gegensätzliche Muster - je nachdem, ob sie von Menschen aus der nördlichen oder der südlichen Hemisphäre stammten. So enthielten etwa die Proben aus Gambia eine besonders hohe Zahl von Immunzellen im Blut, wenn sie in der Regenzeit (Juni bis Oktober) entnommen wurden. Zu dieser Jahreszeit sind Infektionskrankheiten und dabei speziell jene, die durch Moskitos übertragen werden, in dem afrikanischen Land sehr verbreitet.

Besonders interessant für die Forscher war das Gen ARNTL, das - zumindest bei Mäusen - als Reaktion auf Infektionen Entzündungen unterdrückt. Dieses war im Sommer aktiver als im Winter. Wenn ARNTL beim Menschen auf ähnliche Weise wirke, könne eine gezielte Unterstützung dieser genetischen Funktion im Winter dazu beitragen, eine ganze Reihe von Krankheiten effektiver zu behandeln, schließen die Forscher. Sie fanden auch, dass Gene, die für die individuelle Reaktion auf Impfungen verantwortlich sind, im Winter aktiver sind als im Sommer. Demnach wären einige Impfprogramme im Winter effektiver, so die Forscher. Das Immunsystem sei dann bereits "vorbereitet" und reagiere besser.

Unklar ist noch, wie das Zusammenspiel von Jahreszeit und Immunsystem genau funktioniert. Tageslicht und Umgebungstemperatur könnten entscheidende Faktoren sein, vermuten die Forscher. Für den britischen Immunbiologen Mike Turner ist vor allem eine Erkenntnis bedeutsam: "Ein mögliches Ergebnis ist, dass die Behandlung bestimmter Krankheiten effektiver werden könnte, wenn sie auf die Jahreszeiten abgestimmt wird".

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mh/DPA

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